- Was ist das Besondere am Haus Röpke?
- Was sind die Vor- und Nachteile des Hauses für die Denkmal-Bewohner?
- Welche Sanierungsarbeiten sind geplant?
- Ist das Haus am Tag des offenen Denkmals zu besichtigen?
"Hier habe ich mir schon so manche Beule geholt", sagt Stefan Lücking und zieht den Kopf unter dem Türstock ein, bevor er in seine Küche geht. Lücking ist mit seinen 1,82 Metern nicht gerade ein Riese, aber das Leben in einem denkmalgeschützten Haus hat eben so seine Tücken. Seit drei Jahren wohnt er im Haus Röpke am Kattenescher Weg, und das hat gleich zwei Türen im Inneren, die weniger als 1,75 Meter Platz nach oben bieten. Momentan beschäftigen Lücking aber ganz andere Sorgen.
Was ist das Besondere am Haus Röpke?

Auf einer Original-Holztreppe geht es hinauf ins Obergeschoss.
Lückings Haus ist fast 100 Jahre alt, erbaut vom Lehrer Christian Röpke im Jahr 1925. Allerdings wirkt es deutlich älter, da es im sogenannten Heimatstil eines Niedersachsenhofs gebaut wurde: Mit seinem Fachwerk und den Pferdekopf-Schnitzereien, der Ziegelausfachung und dem Krüppelwalmdach erinnert es eher an ein Bauernhaus des 19. Jahrhunderts. Seit dem Jahr 1982 steht es unter Denkmalschutz.
Im fast unverändert erhaltenen Gebäude lässt sich nachempfinden, wie die Bewohner der Familie Röpke seit vier Generationen gelebt haben müssen. Wer die Original-Holztreppe aus dem Obergeschoss heruntergeht und den Salon betritt, blickt auf einen schwarzen Flügel. Dessen Musik hat sicherlich schon so manche Familienfeier in Schwung gebracht.
Reihum befinden sich dahinter dicht an dicht Sprossenfenster. Einige geben den Blick frei auf den parkartig angelegten Garten, der bis an den Ochtumdeich reicht. Auch weitere bauzeitliche Details sind bis heute erhalten: Bad und Toilette, Holzverkleidungen, Fliesen, Kamin und Fußböden, dazu die Fenster und Türen.
Was sind die Vor- und Nachteile des Hauses für die Denkmal-Bewohner?
"Wir freuen uns jeden Tag, in diesem wunderschönen Haus wohnen zu dürfen", schwärmt Lücking über seine außergewöhnliche Immobilie. Vor 15 Jahren sei er bereits während eines Spaziergangs auf dem Ochtumdeich stehen geblieben, um das Haus zwischen den alten Kastanienbäumen, Eichen und Rhododendronbüschen zu bewundern. "Damals habe ich aber im Traum nicht daran gedacht, dass es einmal uns gehören würde", sagt der 58-Jährige.
Er und seine Frau hätten sich nach der ersten Begehung sofort in das Haus verliebt, erzählt Lücking. "Wir haben uns sofort wohlgefühlt und wollen diesen alten Charme erhalten." Den Kopf schlägt er sich mittlerweile kaum noch an den niedrigen Türen an, und Besuch wird eben vorgewarnt.

Das nehmen die Bewohner gern in Kauf: Im Haus sind viele kleine Sprossenfenster zu putzen.
Dass es unzählige kleine Fenster zwischen den Sprossen zu putzen gibt und die Räume durch die Wandvertäfelung mancherorts etwas dunkel wirken, nimmt die Familie dafür gerne in Kauf. Auch eine Wärmeisolierung, wie sie in modernen Häusern üblich ist, ist am Haus Röpke nicht zu machen. Nur mit einem Punkt will sich die Familie nicht abfinden: Auf dem Spitzboden stehen neun Eimer und fangen Wasser auf, das durch das Dach hereintropft.
Welche Sanierungsarbeiten sind geplant?
Das undichte Dach ist das größte Problem. Ein Neues muss her, das hat der Hausherr häufig gehört, "doch das würde den Charakter des Hauses verändern, das kommt für uns nicht infrage", so Lücking. Mittlerweile hat er einen Fachmann gefunden, der noch das alte Handwerk beherrscht und die bestehenden Schäden mit nachbestellten Originalziegeln und Mörtel beheben kann, ganz behutsam.
Zusätzlich muss etwas an den Fenstern passieren, die im Winter mit ihrer Einfachverglasung einfach zu viel Kälte ins Haus lassen. Bei einigen Fenstern werden die Gläser zwischen den Sprossen durch dünnes Hightech-Glas ausgetauscht, das in Süddeutschland angefertigt wird. Dort, wo die Wandvertäfelung es möglich macht, bekommt das Haus von innen eine zweite Fensterreihe aus Holz mit Isolierglas hinter den Originalfenstern eingebaut. So bleibt der Anblick der Fassade unverändert, aber im Inneren hält sich die Wärme besser.
Teurer ist die denkmalgerechte Sanierung natürlich als der Einbau von Kunststofffenstern und anderer Bauteile, die an einem Baudenkmal nichts zu suchen haben. Damit Familie Lücking die Kosten nicht alleine stemmen muss, gibt es finanzielle Hilfe von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie von Lotto Bremen. 90.000 Euro steht auf dem übergroßen Scheck, den Vertreter der beiden Institutionen kürzlich an Lücking überreicht haben.
Ist das Haus am Tag des offenen Denkmals zu besichtigen?
In diesem Jahr am kommenden Sonntag noch nicht, aber in einem der nächsten Jahre will Familie Lücking sich auch als Gastgeber am Tag des offenen Denkmals beteiligen. "Erst einmal muss die Sanierung fertig sein, dann sind wir sicherlich auch einmal dabei", sagt Stefan Lücking.
In den Stadtteilen links der Weser wird in diesem Jahr nur der ehemalige Wasserturm auf dem Stadtwerder am Tag des offenen Denkmals zu besichtigen sein. "Die Umgedrehte Kommode ist dieses Jahr eines unserer Highlights, das wir zu bieten haben", betont Georg Skalecki, Amtsleiter im Landesamt für Denkmalpflege. 119 denkmalgeschützte Bauten sind im Bremer Süden zwischen Arsten und Seehausen zu finden. In den vergangenen Jahren waren bereits einige davon wie die ehemalige Tabakfabrik Martin Brinkmann sowie die Silberwarenmanufaktur Koch und Bergfeld für Besucher geöffnet.
Schon heute bleiben immer wieder Spaziergänger am Ochtumdeich stehen und fotografieren das markante Haus Röpke in Kattenesch. Wer sich für das Innenleben des Hauses näher interessiert, braucht also noch etwas Geduld.