- Der Beiratssprecher
- Der Leiter der Volkshochschule Süd
- Die Quartiersmanagerin
- Der Leiter des Bürgerhauses
- Die Koordinatorin der aufsuchenden Altenarbeit
- Die Gesundheitsfachkraft im Quartier
Es gibt kein Zurück mehr: Das Klinikum Links der Weser wird im Jahr 2028 geschlossen, ein Teil der Kapazitäten wird nach Bremen-Mitte verlagert. So hat es der Bremer Senat am Dienstag beschlossen. Der Kampf der Menschen im Bremer Süden für das einzige städtische Krankenhaus auf der linken Weserseite ist damit verloren. Was macht das mit den Menschen vor Ort? Wir haben an einigen Schaltstellen im Ortsteil nachgefragt, die die Sorgen und Nöte der Menschen in Kattenturm am besten kennen – vom Beiratssprecher bis zur Gesundheitsfachkraft.
Der Beiratssprecher

Beiratssprecher Klaus-Dieter Möhle (SPD): "Für Obervieland ist das eine Katastrophe."
Klaus Möhle (SPD) ist entsetzt, dass das Aus für das Klinikum LdW jetzt besiegelt ist. "Für Obervieland ist das eine Katastrophe", sagt der Beiratssprecher. "Der Stadtteil war immer stolz auf seine Klinik und fühlt sich ihr sehr verbunden – das bricht jetzt weg." Das sei eine Zäsur für die Menschen vor Ort, "das wird nicht leicht zu kompensieren sein", sagt Möhle. Das Stadtteilparlament habe bis zuletzt darauf gehofft, die Schließung noch abwenden zu können, "nun macht sich das Gefühl breit, dass wir im Stich gelassen werden", so Möhle.
Für ihn gilt ab sofort die Parole: Der Stadtteil muss jetzt noch mehr zusammenhalten und das Beste aus der Situation machen. "Ich warne davor, dass manche jetzt aus Frust politisch nach rechts abbiegen, das macht nichts besser", sagt der Beiratssprecher. Jetzt seien gute Ideen gefragt, "wie wir die ohnehin grottenschlechte medizinische Versorgung verbessern können", so Möhle. Aus seiner Sicht gibt es nur einen Weg, um die Aufregung und den Ärger im Stadtteil wegen der Klinikschließung zu beruhigen: "Wenn wir wie angekündigt ein gutes Gesundheitszentrum bekommen."
Der Leiter der Volkshochschule Süd

Jigal Beez, Leiter der VHS Süd: "Es ist eine große Verunsicherung spürbar."
„Insgesamt haben die Menschen hier den Eindruck, dass der Süden zugemacht wird, das merken wir bei unserer Arbeit hier vor Ort sehr deutlich", sagt Jigal Beez, Leiter der Volkshochschule (VHS) Süd. Warum das so ist, begründeten die Bewohner des Ortsteils so: "Viele Geschäfte schließen in Kattenturm, man fühlt sich vergessen und vernachlässigt und hätte es gut gefunden, wenn mehr Anstrengungen unternommen worden wären, um wenigstens die Klinik zu erhalten."
Beez ist mit seiner Bildungseinrichtung quasi direkter Nachbar des Klinikums. Seit mehreren Jahren bietet die VHS in den Sommerferien eine Ferienbetreuung für die Kinder der Betriebsangehörigen des Klinikums an, um berufstätige Eltern zu entlasten. "Das war eine gute Kooperation, die dann wegfällt", so Beez. Insgesamt, so sagt er, sei im Stadtteil "eine große Verunsicherung und Verärgerung spürbar."
Die Quartiersmanagerin

Quartiersmanagerin Sandra Ahlers: "Es ist wichtig, dass die Lücke geschlossen wird."
Das kann Quartiersmanagerin Sandra Ahlers nur bestätigen, die seit vielen Jahren gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern versucht, die Lebensumstände in Kattenturm zu verbessern. Besonders für ärmere Menschen, von denen es viele im Ortsteil gibt. "Es bedrückt alle sehr, dass noch niemand sagen kann, wie in Zukunft eine tragfähige, medizinische Versorgung im Stadtteil aussehen soll", sagt Ahlers. Es gebe ohnehin schon zu wenige Allgemeinmediziner und Kinderärzte in Obervieland, "umso wichtiger ist es, dass die Lücke geschlossen wird, die sich durch die Klinikschließung jetzt auftut", so die Quartiersmanagerin.
Sie hat auch schon eine konkrete Vorstellung davon, welche Kriterien eine neue Gesundheitsversorgung vor Ort erfüllen müsste: "Sie muss auf ärmere und ältere Menschen sowie auf Migrantinnen und Migranten ausgerichtet sein", fordert Ahlers.
Der Leiter des Bürgerhauses

Stefan Markus, Leiter des Bürgerhauses: "Ich finde die Entscheidung weiterhin falsch."
So sieht es auch Stefan Markus, Geschäftsführer des Bürgerhaus Gemeinschaftszentrum Obervieland. "Wir werden im Zuge der Klinikschließung verstärkt Gesundheitskurse anbieten, um Sicherheit zu schaffen", kündigt er an. Denn besonders viele Ältere machten sich Sorgen, wie es für sie nun ohne das Krankenhaus in der Nähe weitergehen solle.
Stefan Markus hat als ehemaliger Beiratssprecher auch den politischen Kampf um die Klinik jahrelang ausgefochten. "Mich hat die Entscheidung gegen die Klinik nicht überrascht, aber ich finde sie weiterhin falsch und nicht durchdacht", sagt er. Er wolle aber nun schnell nach vorne schauen "und die Chance darin sehen, dass wir für den Stadtteil mit einem ambulanten Gesundheitszentrum jetzt etwas bewegen können." Denn das habe die Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) als Ersatz für die Klinik versprochen.
Die Koordinatorin der aufsuchenden Altenarbeit
Yvonne Finke weiß ganz genau, was die älteren Menschen im Stadtteil über das Klinik-Aus denken. Als Koordinatorin für die aufsuchende Altenarbeit vor Ort bekomme sie mit, "dass die Senioren alle tief betroffen sind und die Entscheidung nicht nachvollziehen können." Denn wer in seiner Bewegung ohnehin stark eingeschränkt sei, "dem gibt das Krankenhaus in der Nähe Sicherheit", so Finke. Nicht zu unterschätzen sei auch die emotionale Beziehung zum LdW: "Viele waren schon in der Klinik in Behandlung oder haben dort gearbeitet, die Verbundenheit mit dem Haus ist sehr groß."
Die Gesundheitsfachkraft im Quartier

Gesundheitsfachkraft Mecbure-Arzu Isik: "Die Menschen wollen mitbestimmen, was nach der Schließung passiert."
Als Gesundheitsfachkraft im Quartier hat Mecbure-Arzu Isik täglich Kontakt zu Menschen aus Kattenturm, die mit gesundheitlichen Fragen zu ihr kommen. Es werde an sie herangetragen, dass auch unter den Beschäftigten des Krankenhauses eine große Verunsicherung herrscht. "Viele wohnen in Kattenturm und ihr ganzer Familienalltag mit den Kinderbetreuungszeiten ist auf den kurzen Arbeitsweg mit dem Fahrrad ausgerichtet", sagt Isik. Besonders für Alleinerziehende sei die Sorge groß, wie sie Kinder und Beruf in Zukunft noch unter einen Hut bekommen sollen.
In ihren Beratungsgesprächen werde auch häufig der Wunsch zum Ausdruck gebracht, "dass die Menschen wenigstens mitbekommen oder auch mitbestimmen wollen, was jetzt nach der Klinik-Schließung mit dem Gebäude und der Gesundheitsversorgung im Stadtteil passiert", so Isik. Ihr Eindruck: "Die Menschen wollen, dass jetzt transparent kommuniziert und nicht wieder über ihre Köpfe hinweg entschieden wird."