Seit Jahren baut das Unternehmen Müller und Bremermann am Ehlersdamm Häuser und Wohnungen. Schmucke Reihenhäuser und Doppelhäuser blicken in die Osterholzer Feldmark, ins Grüne, ein Ausblick, wie er in Bremen kaum noch zu bekommen ist. Häuser für die Familie, und tatsächlich haben sich viele Familien mit Kindern hier Eigentum gekauft. Doch die vor der Haustür brausenden Autos trüben das Wohnvergnügen, Anwohner fordern nun das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) zum Handeln auf.
Wo liegen die Probleme?
Fabian Kinski und Felix Geber sind Nachbarn am Ehlersdamm. Zusammen kommen sie auf fünf Kinder. Kinder, die gerne im Garagenhof, vor der Haustür spielen, Skateboard, Fußball, was Kinder eben machen. Doch die Ausfahrten der Garagenhöfe und Häuser liegen direkt am Ehlersdamm und der ist von den Einfahrten aus nicht besonders gut einsehbar und vor allem, da setzt die Kritik der Anwohner an, herrscht dort kein Tempo 30. Stattdessen rauschen die Autos auch an diesem Tag mit Tempo 50, mutmaßlich auch schneller, an dem kleinen Grüppchen vorbei, das sich dort versammelt hat.
Da der Gehweg auf der östlichen Seite nicht durchgängig begehbar ist, wechselt die Gruppe die Straßenseite, auf den schmalen Asphaltstreifen, der nur durch eine Linie und Leitpfählen von der Fahrbahn abgegrenzt ist. Und schon klingelt es von hinten, es ist ein Radfahrer, der seinen Weg sucht, schließlich auf die Straße ausweicht, in den Gegenverkehr, während die Gruppe noch versucht, ihm auf dem schmalen Band irgendwie Platz zu machen.
Was sagen die Anwohner?
"Ich glaube, keiner hat hier ein gutes Gefühl", sagt Fabian Kinski, Vater dreier Kinder. "Seit Jahren wird Tempo 30 hier versucht." Bisher wurde dies allerdings abgelehnt. Nun ein neuer Bürgerantrag. Denn für Kinski und Geber haben sich die Vorzeichen geändert. "Damals gab es hier noch nicht so viele Kinder, deswegen haben wir nun einen neuen Antrag gestellt mit Hinweis auf die Gefährdungslage." Bei den zahlreichen sozialen Einrichtungen und dem geplanten Bau des Schulcampus an der Walseder Straße sei es eigentlich eine Straße für Kinder, argumentieren sie.
Insgesamt haben Geber und Kinski 154 Unterschriften gesammelt. 94 minderjährige Kinder seien demnach durch die Aktion erfasst worden, die direkt am Ehlersdamm wohnten. Alle befragten Nachbarn hätten zugestimmt.
Wo gilt schon Tempo 30?
In Teilen des Ehlersdamms gilt schon Tempo 30, dort, wo die Einrichtungen des Jugendhilfeträgers St. Petri und ein Kindergarten liegen. Die Geschwindigkeitsbegrenzung wird in Richtung Mahndorf durch ein Schild hinter der Kita aufgehoben. Die Antragsteller meinen, dass durch den zumindest einseitig ländlichen Eindruck der Straße, Autofahrer den Eindruck haben könnten, dass Tempo 70 auf der Strecke erlaubt ist. "Die Straße hat teilweise einen Landstraßencharakter, vielen ist offenbar gar nicht bewusst, dass hier Tempo 50 gilt", meint Kinski.
Wo soll reduziert werden?
Mit dem Bürgerantrag fordern die Anwohner das ASV auf, einen zusätzlichen Tempo-30-Abschnitt zwischen der Einmündung Sudwalder Straße und der Einmündung der Straße Am Großen Kuhhirten einzurichten. Damit wäre ein großer Teil des Ehlersdamms verkehrsberuhigt.
Das sagt das ASV
Aus dem Amt für Straßen und Verkehrs (ASV) heißt es, dass die Wünsche der Anwohnerinnen und Anwohner bekannt seien, allerdings seien die Handlungsspielräume für die Behörde stark begrenzt. Bislang seien keine Tatsachen bekannt geworden, aus denen sich eine besondere Gefahrenlage ergebe, die eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit zuließe.
Eine besondere Gefahrenlage ergibt sich zum Beispiel dann, wenn es an einer Straße Unfallschwerpunkte gibt. Das ist am Ehlersdamm nicht der Fall. Auch andere Gründe, wie der Schutz vor Abgasen und Lärm und der Straßenzustand lassen sich offenbar nicht finden.
Das ASV weist daraufhin, dass es am Ehlersdamm keine benutzungspflichtigen Radwege mehr gibt. Nur im Bereich Einmündung Osterholzer Heerstraße bis Höhe des Kindergartens sei es erlaubt auf dem rechten Gehweg zu fahren. Sprich: der abgetrennte Asphaltstreifen und der Gehweg auf der anderen Seite sind Fußgängern und radfahrenden Kindern unter zehn Jahren vorbehalten. Allerdings: vor Ort nutzen einige Radler dann doch lieber den schmalen Asphaltstreifen oder den Gehweg auf der bebauten Seite, anstatt die Fahrbahn des Ehlersdammes zu benutzen.
Abschließen beenden möchte das ASV die Diskussion um Tempo 30 nicht. "Wir sind gerne zu einer erneuten Prüfung der Verhältnisse und Möglichkeiten bereit, wenn sich die Gegebenheiten absehbar ändern", sagte eine Sprecherin mit Bezug auf den anstehenden Bau des Schulcampus und der noch nicht abgeschlossenen Bebauung am Ehlersdamm.
Das sagt der Beirat
"Auf der nächsten Beiratssitzung machen wir das zum Thema", sagt Klaus Sporleder (CDU), Sprecher des Osterholzer Verkehrsausschusses. Vorab habe der Beirat zum Ehlersdamm Fragen an das Amt für Straßen und Verkehr und das Verkehrsressort geschickt und Vertreter beider Behörden in die Sitzung eingeladen.
Persönlich könne er das Ansinnen der Anwohner verstehen. "Aber das ASV kann auch nur anordnen, was das Gesetz vorgibt." Gefragt sei unter anderem das Verkehrsressort, um Tempo 30 doch noch durchzusetzen.
Für Sporleder würde es außerdem Sinn machen, einen Fuß- und Radweg auf der Seite der Feldmark auszubauen. "Das wäre machbar." Er erinnert außerdem daran, dass es vor Jahren Einengungen auf der Straße gegeben habe, an denen Tempo 30 gegolten habe. "Auch das wollen wir nachfragen."
Die öffentliche Beiratssitzung ist für Montag, 13. Mai, um 18.30 Uhr, geplant.