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Jugendhilfeträger "Missachtung der Bürger": Beirat Osterholz kritisiert Petri und Eichen

Die Stadtteilpolitiker hatten in der Beiratssitzung viele Fragen zu der Zukunft des Jugendhilfeträgers Petri und Eichen. Doch der Geschäftsführer kam nicht. Es hagelte Kritik. Wie geht es weiter?
07.10.2024, 05:00 Uhr
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Von Lennart Bonk
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Die Kritik der Beiratsmitglieder in der öffentlichen Sitzung im Stadtteilbeirat Osterholz in Richtung Petri und Eichen war deutlich. „Die Absage ist eine Missachtung des Stadtteilparlaments und der Bürgerinnen und Bürger, die sich auf den Weg in die Beiratssitzung machen“, stellte Beiratssprecher Wolfgang Haase (SPD) klar. Was war passiert? Tobias Barthelt, Geschäftsführer des diakonischen Jugendhilfeträgers, hatte seine Teilnahme an der Sitzung zur Überraschung der Politiker und Bürger abgesagt. Der Beirat und gut 30 Osterholzerinnen und Osterholzer hatten zum Wochenbeginn auf Antworten zur Zukunft der Jugendförderung durch Petri und Eichen gehofft. Die Einrichtung möchte offenbar die Jugendförderung umstrukturieren und war nach der Kündigung zweier langjähriger Mitarbeiter in die Kritik geraten, der WESER-KURIER berichtete.

Wie reagiert das Ortsamt auf die Absage des Petri-und-Eichen-Chefs?

„Die vielen Absagen zu wichtigen Themen, die wir in letzter Zeit erhalten, sind unhaltbar. Themen, die für den Stadtteil von immenser Bedeutung sind, können wir nicht ständig vertagen“, zeigte sich Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter verärgert. Neben dem Petri-und-Eichen-Geschäftsführer hatte sich für die Sitzung am Montag auch der Chef der Bremer Bäder, Henry Peukert, zum Thema Situation des OTe-Bads entschuldigen lassen. Schon seit gut einem Jahr erhalte der Beirat immer wieder kurzfristige Absagen von Funktionsträgern, beklagte Ria Pleister (CDU). Der Beirat Osterholz möchte nun prüfen lassen, was er dagegen unternehmen kanns. Schlüter habe deswegen Kontakt zum Staatsrat Inneres aufgenommen.

Jugendträger will sich zur Zukunft äußern – so reagiert der Beirat

Anstelle einer öffentlichen Erklärung soll es ein Gespräch der vier betroffenen Stadtteile Hemelingen, Osterholz, Horn-Lehe und Huchting mit dem Jugendhilfeträger geben, berichtete Beiratssprecher Haase. Allerdings seien lediglich die jeweiligen Leiter der Ortsämter und die Beiratssprecher eingeladen. „Es sieht so aus, als wolle man dieses kritische Thema aus der Öffentlichkeit fernhalten“, sagte Haase.

Von den gut 1,1 Millionen Euro, die dem Stadtteil Osterholz für die offene Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung stehen, gingen 618.000 Euro an Petri und Eichen. „Das zeigt das Ausmaß der sozialen Verantwortung für den Stadtteil, die Jugendlichen und die Mitarbeitenden. Wenn ein Träger dieser Größenordnung Veränderungen in seinem Engagement im Stadtteil vornimmt, ist es doch selbstverständlich, rechtzeitig mit allen Betroffenen Kontakt aufzunehmen“, betonte Haase.

Ralf Dillmann (Grüne) forderte Petri und Eichen auf, Probleme offen zu kommunizieren. „Ich nehme mal an, dass es wohl um finanzielle Angelegenheiten geht. Das kann man dem Beirat auch im Vorfeld mitteilen, sodass man nach Lösungen suchen kann. Im Moment wissen wir nicht, wie es mit der Einrichtung weitergeht“, sagte er.

Was sagt das Amt für Soziale Dienste?

Petra Putzer vom Amt für Soziale Dienste zeigte sich verwundert, dass der geladene Geschäftsführer nicht erschienen war. Am Montagmorgen habe sie ihn noch bei einem anderen Termin gesehen. Ihrem Amt sei von dem Jugendhilfeträger mitgeteilt worden, dass er „finanzielle Schwierigkeiten“ habe, aber in der Jugendarbeit bleiben wolle. „Uns wurden aber nie Schwierigkeiten in einem außerordentlichen Rahmen angezeigt“, betonte Putzer. Sie befürchtet nach der Kündigung zweier „wichtiger Bezugspersonen für die Jugendlichen im Stadtteil“ einen Qualitätsverlust. Sie habe den Träger daher um Informationen zum Personal gebeten. Zudem zeigte sie sich von dem Rückzug aus verwaltungsaufwendigen Drittmittelprojekten irritiert. Kleinere Träger hätten deutlich mehr Schwierigkeiten, solche Projekte zu stemmen.

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Was unternimmt der Beirat im Fall Petri und Eichen?

In der jüngsten Sitzung stellte die SPD einen Antrag vor. Darin wird die Sozialbehörde unter anderem dazu aufgefordert, sich bei Petri und Eichen für ein „transparentes, die soziale Verantwortung für Kinder- und Jugendförderung annehmendes Verhalten einzusetzen“ und Auffanglösungen für wegfallende Angebote des Trägers in Osterholz zu erarbeiten. Wolfgang Schäfer (CDU) forderte zudem, auch über die Diakonie Druck aufzubauen. Neben der sozialen habe der Träger auch eine christliche Verantwortung. Der Änderungswunsch soll in den Antrag aufgenommen werden. Am Mittwoch will der Beirat über den Antrag entscheiden. „Vielleicht findet darüber ein Umdenkprozess statt“, sagte Schäfer.

Gibt es Erklärungen von Petri und Eichen?

Anfang September hatte sich der Jugendhilfeträger gegenüber dem STADTTEIL-KURIER geäußert und betont, Petri und Eichen bleibe weiterhin an allen Standorten der Stadt bestehen und werde sich in keiner Weise aus der Jugendförderung zurückziehen. Die haushaltslose Zeit habe alle Kinder- und Jugendhilfeträger sehr belastet, und auch in der Vergangenheit sei die Offene Kinder- und Jugendarbeit nicht auskömmlich finanziert gewesen. Aus diesem Grund seien interne Umstrukturierungen notwendig.

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