Der Name weist schon auf das Entscheidende hin: Kontaktpolizisten, verkürzt auch Kops genannt, sollen Kontakte zu Bewohnerinnen und Bewohnern des Stadtteils herstellen und halten, immer mit offenem Ohr für deren Sorgen und Nöte. Damit stellen sie eine Art Bindeglied zwischen Bürgern und Polizeiwache dar.
Seit Oktober sind Sonja Fuchs, Martin Badura und Sylvia Schwarzbeck als neue Kontaktpolizisten für den Bremer Osten tätig. Ihre Einsatzgebiete sind in drei Bezirke des Stadtteils Osterholz aufgeteilt, in denen sie jedoch mehr oder weniger die gleichen Aufgaben übernehmen. Dabei ist das Spektrum ihrer Tätigkeiten breit: Es umfasst zum Beispiel Konzepte, Ersttäter bei Straftaten nicht in eine kriminelle Karriere rutschen zu lassen, die Nachsorge bei Opfern, zum Beispiel nach Wohnungseinbrüchen, Besuche in Kindergärten und Schulen bis hin zu Präventionsveranstaltungen in Altenheimen. Dabei sind die Kops zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs und nicht wie ihre Kollegen mit dem Streifenwagen.
Besuche in Schulen
„Mein Einsatzgebiet liegt zusammen mit meiner Kollegin Sonja Fuchs in Tenever“, sagt Martin Badura, „und wir arbeiten dort viel in Schulen, sorgen zum Beispiel für Sicherheit im Verkehr und geben auch Verkehrsunterricht.“ Die Arbeit in Schulen komme gut an und sei sehr erfolgreich, denn Polizisten würden meist mehr Respekt ernten als Lehrerinnen und Lehrer“, sagt Badura. Immer wieder kommt es dort auch zu körperlicher Gewalt, vor allem aber verstärkt zu seelischen Verletzungen über die sozialen Medien: „Für Kinder und Jugendliche spielt das Internet längst eine große Rolle und damit auch das Mobbing, und durch Corona hat das Ganze noch zugenommen“, sagt Sylvia Schwarzbeck. Ein wichtiger Teil der Arbeit der Kops sei deshalb, in die Klassen zu gehen und die entsprechenden Regeln zu vermitteln.
Körperliche und psychische Gewalt findet nicht nur in Schulen, sondern auch in Familien statt. „Und vor allem viele Frauen sind dankbar, dass es uns Kops gibt, die immer wieder schlichten können“, sagt Sonja Fuchs. In sozialen Brennpunkten wie Tenever mit vielen kinderreichen und einkommensschwachen Familien aus allen Kulturkreisen spielt die soziale Vernetzung der Kops eine große Rolle.
Gespräche mit Streetworkern
„Besonders wichtig ist ein gut funktionierendes Netzwerk, das die Kops nutzen und pflegen“, sagt Fuchs, „und dazu gehört eine große Zahl von Akteuren im Stadtteil, wie zum Beispiel das Quartiersmanagement, das Amt für Soziale Dienste, Kitas und Schulen, Seniorenheime, die Gewoba, Ortspolitiker, aber auch Gewerbetreibende.“ Über besonders wichtige Kenntnisse zu Brennpunkten und problematischen Anwohnern verfügen dabei die Streetworker. Weil die Vernetzung so wichtig ist, hat Martin Badura bereits das Café Abseits in Tenever besucht und werde zum Beispiel auch zum Frauencafé Kontakt aufnehmen.
Zu festgesetzten Bürgersprechzeiten können die Anwohner ihre Anliegen den Kops vortragen. „Häufig treten Beschwerden über Nachbarn auf“ sagt Badura, „aber auch Probleme wie Vermüllung, Lärm oder auch Obdachlose kommen immer wieder zur Sprache.“ Bei Nachbarschaftsstreits werde meist ein Termin vor Ort ausgemacht, bei dem Gespräche geführt werden, die möglichst deeskalierend wirken. Auch bei Diebstahlsdelikten werden die Täter oft im Nachhinein aufgesucht. „Wichtig ist uns, Einsicht zu vermitteln und sie auf die Konsequenzen ihres Tuns hinzuweisen“, sagt Sylvia Schwarzbeck. „Denn wir leisten im Wesentlichen Präventionsarbeit und wollen verhindern, dass es bei Ersttätern zu weiteren Straftaten kommt“, sagt sie, die vorher in Bremen-Nord im Einsatz war und im Bremer Osten in einem großen Bezirk mit vielen Kitas und Schulen tätig ist. „Ich bin froh, dass ich angesichts der neuen Aufgaben viel Unterstützung durch die Kollegen bekomme“, sagt Schwarzbeck.
Regelmäßige Informationen
„Man kennt andere und wird von den Anwohnern gekannt“, bestätigt Sonja Fuchs. Doch bei den drei neuen Kops muss sich der hohe Bekanntheitsgrad erst noch entwickeln, schließlich sind sie noch nicht viel länger als einen Monat im Bremer Osten im Einsatz. „Auf jeden Fall sind für den Dienst als Kontaktpolizist erfahrene Leute gefragt“, betont Schwarzbeck – zum Beispiel, um seelische Unterstützung zu leisten, wenn es zu einem Einbruch gekommen ist. Und in der jüngsten Zeit würden Betrüger insbesondere bei Senioren eine immer größere Rolle spielen. „Deshalb informieren wir regelmäßig zum Beispiel mit Vorträgen in Seniorenheimen über die wichtigsten und häufigsten Tricks von Kriminellen, die sich Zugang zur Wohnung und damit zu Geld und Wertsachen verschaffen wollen“, erklärt Badura.
Insgesamt sei die Akzeptanz der Kops in der Bevölkerung groß, betonen alle drei, und viele Menschen kennenzulernen, sei eine der reizvollen Seite ihres Jobs. „Doch dabei ist es wichtig, gut mit Menschen umgehen zu können und den richtigen Ton zu treffen“, betont Sylvia Schwarzbeck.