- Was ist das Stadtleben Ellener Hof?
- Was will die Fairmietergemeinschaft Ellener Hof?
- Wie weit ist das Projekt?
- Was waren Gründe für den Rückschlag?
- Lässt sich das Projekt retten?
- Wie ist der Fahrplan für die nächsten Monate?
Das Quartier wächst und wächst. Der Lärm von Baggern, das Hämmern, Sägen und Schrauben unzähliger Handwerker ist allgegenwärtig. In den Ohren der noch verbliebenen Mitglieder der Fairmietergemeinschaft Ellener Hof dürfte das wie Musik klingen. Doch auf ihrem Grundstück mitten im neuen Modellquartier ist es still. Auf dem eingezäunten gut 500 Quadratmeter großen Areal wachsen Gräser und Kräuter, wo eigentlich schon ein Mehrfamilienhaus eine durchaus ungewöhnliche Form annehmen sollte. Doch der Plan ging bisher nicht auf. Nun gibt es einen Anlauf, das Baugruppen-Projekt im Osterholzer Modellquartier zu retten.
Was ist das Stadtleben Ellener Hof?
In Regie der Bremer Heimstiftung als Eigentümerin des knapp zehn Hektar großen Geländes zwischen Ludwig-Roselius-Allee und Am Hallacker entstehen insgesamt knapp 500 Wohnungen und soziale Einrichtungen für Familien, Senioren, Studenten, Auszubildende, Singles und Menschen mit Beeinträchtigungen. Das Vorhaben steht für sozial-ökologische Ziele, nachhaltige und ressourcenschonende Stadtentwicklung und hat klar definierte Gestaltungskriterien: Es ist Bremens erstes, ganz in Holzbauweise errichtetes Viertel – mit Vorrang für Fußgänger und Radfahrer. Die Grundstücke wurden nicht verkauft, sie werden in Erbpacht vergeben – eine Art Grundstücksmiete. Unter anderem vier Baugemeinschaften haben den Zuschlag bekommen, ihre Ideen vom alternativen, generationenübergreifenden Wohnen umzusetzen.
Was will die Fairmietergemeinschaft Ellener Hof?
Darunter die Fairmietergemeinschaft Ellener Hof. Ihr Plan: der Bau eines Mehrfamilienhauses mit rund 820 Quadratmeter Wohnfläche auf vier Vollgeschossen, teilbar in 13 bis 15 Wohnungen unterschiedlicher Größen von 25 bis 99 Quadratmetern, dazu Gemeinschaftsräume, Keller, Fotovoltaik und Dachbegrünung samt schrägem Dach. Im April 2019 schloss die kurz zuvor aus einer kleinen Interessentengruppe erwachsene gleichnamige GmbH & Co. KG einen Erbpachtvertrag mit der Bremer Heimstiftung. Regine Rega-Lindner von der HHBB Betreuungs-Gesellschaft schilderte jetzt bei einem Termin in der Kulturaula, was seither geschehen ist. Oder besser: Was nicht geschehen ist.
Wie weit ist das Projekt?
Die HHBB hat bei dem Projekt inzwischen die Zügel in die Hand genommen. Das Hamburger Unternehmen hat nach Aussage von Rega-Lindner viel Erfahrung bei der Betreuung alternativer Wohnbauvorhaben vor allem in der Elbmetropole und ist seit August vergangenen Jahres mit im Bremer Boot. Die Hamburger reagierten auf einen Hilferuf der Osterholzer in der Szene. Nachdem im September 2020 der Bauantrag eingereicht worden sei, im Januar 2022 die Baugenehmigung auf dem Tisch gelegen habe und bis Januar 2023 Ausführungsplanung und Ausschreibung erfolgt seien, habe das Projekt Anfang 2023 einen herben Rückschlag erfahren, sagte Rega-Lindner. Die sogenannte Komplementär-GmbH der Fairmietergemeinschaft stieg laut HHBB aus dem Projekt aus, ebenso die GmbH-Geschäftsführung und damit die Projektleitung. "Die Gruppe war geschockt, musste sich erstmal finden, Unterlagen einholen, sichten, die rechtliche Lage abschätzen und überlegen, wie es weitergehen könnte", schildert Rega-Lindner.
Was waren Gründe für den Rückschlag?
Abgesehen vom Bruch der Gesellschaftsstruktur hatten sich Probleme offenbar schon vorher angekündigt. Aus den HHBB-Unterlagen geht hervor, dass eine erste Baukostenschätzung im April 2020 bei 2.970 Euro pro Quadratmeter lag. "Das hätte man damals tragen können, heute kann man von so einer Summe nur träumen", umriss Regine Rega-Lindner, wie sich die Preise in der Zwischenzeit entwickelt haben. Schon als die Baugenehmigung 2022 erteilt worden sei, sei die allgemeine Kostenexplosion in vollem Gang gewesen. "Ich glaube nicht, dass wir jetzt unter 4800 Euro landen würden", so die Expertin.
Lässt sich das Projekt retten?
Ihr Unternehmen ist angetreten, das Bauprojekt dennoch zu retten. "Es kann gelingen", gab sich Regina Rega-Lindner optimistisch. Die HHBB favorisiert die Genossenschaft als neue Rechtsform für den zweiten Anlauf. Mitglieder einer Genossenschaft erwerben quasi mit ihren Genossenschaftsanteilen lebenslanges Wohnrecht und zahlen Miete an die Genossenschaft, zum Teil gefördert und nach Einkommen gestaffelt. Das Modell hat laut Rega-Lindner viele Vorteile – vor allem den, dass ein Anteilspreis von vielleicht 1000 Euro pro Quadratmeter ihrer Meinung nach realistisch und damit finanzierbar sei. Zudem gebe es für dieses Modell Förderung. Man werde sicher auch noch einmal in die Grundrisse schauen, um Bedarfe mit Fördermöglichkeiten abzugleichen und um das Projekt gegebenenfalls mit mehr als den ursprünglich geplanten 13 bis 15 Wohneinheiten wirtschaftlicher aufzustellen, wagte die HHBB-Planerin einen Ausblick.
Wie ist der Fahrplan für die nächsten Monate?
Vordringliches Ziel der Baubetreuer aus Hamburg ist die Mitgliederwerbung. Zwölf bis 13 verbindliche Interessenten brauche es bis Herbst/Winter dieses Jahres, damit man die konkrete Finanzierung anschieben könne. Um Interessenten zu erreichen, will die HHBB einmal monatlich offene Infoveranstaltungen im Café Weserterrassen anbieten. Erster Termin ist am Dienstag, 12. März, ab 17 Uhr. Baustart könnte laut der HHBB-Vertreterin in 2025 sein, der Einzug 2026.