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Rundgang mit Mobilitätssenatorin Neues Fahrradquartier für Bremen

Im Bremer Osten ist mit dem Ellener Hof ein neues Fahrradquartier entstanden. Senatorin Maike Schaefer (Grüne) bezeichnet das Projekt als Paradebeispiel für zukünftige Bauweisen und Fortbewegungsarten.
01.07.2021, 18:00 Uhr
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Neues Fahrradquartier für Bremen
Von Christian Hasemann

Auf dem Ellener Hof im Stadtteil Osterholz ist ein neues Fahrradquartier entstanden. Es könnte Vorbild sein für weitere Vorhaben, um das Radfahren in der Stadt attraktiver zu machen. Zehn Maßnahmen rund um das Modellquartier sind fertiggestellt, weitere könnten folgen.

Auch Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) hatte sich an einem Rundgang über das Fahrradquartier, zu dem auch Maßnahmen in den anliegenden Straßen an der Ludwig-Roselius-Allee gehören, angeschlossen. Sie sagte mit Blick auf die weitgehend aus Holz gebauten neuen Gebäude des Quartiers: "Wenn wir das 1,5 Grad Ziel erreichen wollen, müssen wir überlegen, wie wir zukünftig bauen und wie wir uns bewegen." Der Ellener Hof sei in dieser Hinsicht ein Paradebeispiel. Mit dem 1,5-Grad-Ziel ist der Grad der Erderwärmung gemeint, von dem Forscher davon ausgehen, dass die Folgen gerade noch beherrschbar sind.

Verantwortlich für das Klima- und Fahrradquartier Ellener Hof ist die Bremer Heimstiftung, die das Gelände 2015 geschenkt bekam. Auf dem Gelände entstehen Gebäude, die zu großen Teilen aus Holz gebaut sind und einen vergleichsweise hohen Energiestandard aufweisen, darunter ein Studierendenwohnheim, eine Kita und ein Gästehaus sowie individuelle Reihenhäuser aus Holz.

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Alexander Künzel, Seniorvorstand  der Bremer Heimstiftung, bezeichnete das Projekt Fahrradquartier als "Mannschaftsleistung". Klimaschutz sei keine Einzeldisziplin. "Der Erfolg hat viele Mütter und Väter", so Künzel. "Das Fahrrad gehört zur ökologischen Gestaltung als Baustein für das Quartier dazu." 

Zehn Maßnahmen wurden in den vergangenen drei Jahren umgesetzt, gefördert mit 1,9 Millionen Euro aus dem Bundeswettbewerb "Klimaschutz durch Radverkehr." Bei der Umsetzung kooperierten die Bremer Heimstiftung, das Bauressort sowie das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) miteinander, die jeweils Teile des Gesamtpakets umsetzten.

Eine zentrale Maßnahme ist eine Paketverteilstation auf dem Gelände. Dort werden Pakete für die jetzigen und künftigen Bewohner angeliefert und auch abgeholt. Mitarbeiter der Paketstation verteilen die Pakete per Lastenfahrrad oder per Karren auf dem Gelände. "Das Ziel ist, den Verkehr möglichst aus dem Quartier herauszuhalten", erklärt Heike Wohltmann vom Büro Planwerkstadt. Offenbar funktioniert das System gut: Nach Angaben des Beschäftigungsträgers Bras, der die Station betreibt, wurde in dieser Woche das 2000. Paket angenommen.

Weitere Maßnahmen waren der barrierefreie Umbau von Bushaltestellen und das Aufstellen von modernen und zusätzlichen Fahrradständern am Einkaufszentrum Blockdiek. "Es sind hunderte kleine Maßnahmen, die die Stadt fahrradfreundlicher machen", ist Künzel überzeugt. Neben den zehn Fördermaßnahmen zeigt sich am Eingang zum Ellener Hof auch ein Nebeneffekt. "Wir haben hier inzwischen auch die östlichste WK-Bike-Station", so Wohltmann. Diese zeige, was durch die geförderten Maßnahmen zusätzlich generiert werde. 

Das WK-Bike ist ein Leihfahrrad-Angebot des WESER-KURIER. Leihfahrräder erleben derzeit einen regelrechten Boom in Deutschland.

Die aufwendigste und auch auffälligste Maßnahme wurde an der Hauptzufahrt zum Ellener Hof an der Ecke Düsseldorfer Straße/Ludwig-Roselius-Allee umgesetzt. Dort wurde der gesamte Kreuzungsbereich fahrradfreundlich umgestaltet. Eine Markierung für Fahrradfahrer zieht sich von dort hinter der Schule an der Düsseldorfer Straße. Dort zeigte sich aber auch, welche Hindernisse es beim Umbau zur fahrradfreundlichen Stadt gibt: Ein SUV parkte vor der Schule auf dem neuen, rot eingefärbten Fahrradstreifen und blockierte ihn in der kompletten Breite.

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Damit auch die zukünftigen Bewohner des Quartiers, insbesondere Wohngebäude sind noch im Bau beziehungsweise in der Planung, auf ein Auto verzichten und auf das Fahrrad steigen, hat die Bremer Heimstiftung im ehemaligen Bruderhaus eine Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt und eine Fahrradverleihstation eingerichtet. Auf das Angebot sollen auch die Bewohner aus den umliegenden Quartieren Blockdiek und Ellener Feld zugreifen können. Zum Maßnahmenpaket zählt außerdem die Umwandlung der Straße Große Vieren zu einer Fahrradstraße mit einem Tempolimit von 30 km/h.

Maike Schaefer bezeichnete den Ellener Hof als ein Herzstück der Radinfrastruktur in Bremen. "Zukunftsträchtige Verkehrskonzepte wie diese helfen, unser Klima nachhaltig zu schützen und für mehr Lebensqualität zu sorgen."

Zur Sache

Neuer Ellener Hof

Auf dem ehemaligen Gelände eines Kinderheims an der Ludwig-Roselius-Allee entstehen rund 500 neue Wohnungen. Davon 150 für Menschen mit geringem Einkommen, aber auch Einfamilienhäuser. Neben Wohnungen sollen sich auch soziale Einrichtungen und Träger ansiedeln, darunter sind derzeit ein Hindu-Tempel, die Stiftung Maribondo de Floresta und der Martinsclub. Einen Schwerpunkt legt das Quartier auf Klimaschutz. Holz-Hybrid-Bauweisen, der Energierstandard KfW 40 für Neubauten sowie ein Blockheizkraftwerk sollen den ökologischen Fußabdruck gering halten.

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