Es sieht nicht nach viel aus, und doch entzündet es nicht nur das Öl in seinem Inneren, sondern auch die Gemüter der Menschen im Stadtteil: das Heizkraftwerk auf dem Gelände des Wohnparks Schwachhausen. Besorgte Bürger, die im November einen Anwohnerantrag zur Klärung des Sachverhaltes an die Stadt geschickt hatten (wir berichteten), bekamen jetzt Antworten auf ihre Fragen, und zwar aus dem Ressorts der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (SKUMS). Darüber wurde im zuständigen Bauausschuss des Beirates Schwachhausen diskutiert.
Warum stören sich die Anwohner der benachbarten Scharnhorst- und Tettenbornstraße eigentlich an dem knapp über elf Quadratmeter großen mobilen Ölheizkraftwerk, das die SWB am Wohnpark aufgestellt hat? Der Beirat hatte seinerzeit dem Bebauungsplan für den Wohnpark unter anderem mit dem Hinweis auf seine besondere Umweltverträglichkeit zugestimmt. Dieser Zustimmung widerspreche die Nutzung dieser Wärmeerzeugung, was Anwohner und Mitantragssteller Lothar Probst auch mehrfach während der Ausschusssitzung betonte.
Er und seine Unterstützer interessieren sich zusätzlich zum Umweltaspekt. Vor allem dafür, ob der Beirat einen Bauantrag für die Anlage erhalten hat und inwiefern hier Absprachen zwischen Stadtteil, SWB und Senatsressort erfolgten. Dementsprechend saßen auf der anderen Seite des virtuellen Tisches mit Wilhelm Petry und Thomas Tiedemann zum einen Vertreter vom SKUMS und des Energieversorgers und zum anderen – und hier wird die Tragweite des augenscheinlich kleinräumlichen Themas erkennbar – mit Peer Herbe ein Mitarbeiter von Wesernetz.
Denn ein Grund, weshalb anstatt des einst geplanten und im ursprünglichen Antrag erwähnten Blockheizkraftwerks nun diese Anlage zum Einsatz kommt, ist die entstehende Fernwärmetrasse, wie aus der Senatsantwort hervorgeht. Über diese Trasse wird allerdings aus mehreren Gründen seit Langem im Stadtteil gestritten. Als der Antrag für den Wohnpark 2017 genehmigt wurde, stand die Erweiterung der Trasse noch nicht fest, erklärte Wilhelm Petry von der Baubehörde. Man entschloss sich aber – als es planerisch denkbar wurde – aus Umweltgründen gemeinsam mit der SWB im Wohnpark Fernwärme zu nutzen, denn „wir suchen nach Möglichkeit immer nach der umweltfreundlichsten Variante“, bekräftigt Tiedemann, Mitarbeiter beim Energieversorger.
Unzureichende Kommunikation
Aber der Bau der neuen Leitung verzögert sich, und der Anschluss des Wohnparks wird frühestens 2023, eher 2024 erfolgen. Bis dahin braucht es aber für die bereits fertiggestellten Wohnungen eine Wärmeversorgung, in diesem Fall das Ölheizkraftwerk. Dies sei als Übergangslösung gut geeignet, sagte Tiedemann, um dann die beste Lösung auf Dauer, die Fernwärme, einsetzen zu können. Wilhelm Petry bekräftigte auch die Sinnhaftigkeit dieser Variante, räumte aber ein, dass das alles nicht gut kommuniziert worden sei.
Denn einen Bauantrag gab es nie. Aus Sicht des SKUMS' sei dieser nicht nötig, da die bauantragsfreie Höchstfläche von zehn Quadratmetern nur geringfügig überschritten worden sei, wie Wilhelm Petry erklärte. Zudem handele es sich ja um eine mobile Anlage für einen begrenzten Zeitraum. Deshalb wurde auf das Genehmigungsverfahren verzichtet. Auch der Bebaaungsplan untersage eine Versorgungsstation vor Ort nicht.
Obwohl Lothar Probst noch mehrfach auf die Umweltschädlichkeit von Erdöl hinwies, beharrte die SWB auf ihre Lösung. Erdgas könne schon aus Sicherheitsgründen nicht genutzt werden. Ein Tank sei nicht sicher zu lagern, der Abstand der möglichen Aufstellungsorte zu den Erdgasleitungen zu groß. Thomas Tiedemann sagte zu, vom Schornsteinfeger erstellte Prüfunterlagen der Anlage den Anwohnern zugänglich zu machen. Hiermit sei dann für die SWB die Frage der Schädlichkeit der entstehenden Emissionen rechtlich ausreichend geklärt.
Die geringe Höhe des Schornsteines sei unproblematisch. Zudem sei der Container bereits einmal umgestellt worden, und dies werde auch demnächst wieder passieren. Auf den Hinweis von Bernd Jelinski, er könne die Abgase in seinem nur wenige Meter entfernten Garten riechen, bot Tiedemann an, dem Anwohner einen auszugeben, wenn er ihm dies persönlich vorführen könne. Dies könne laut dem SWB-Mitarbeiter nämlich nicht sein, da es noch weit mehr Verbrennungsanlagen unterschiedlichen Typs in der Umgebung gebe.
Die Aussagen der Behörde und des Energieversorgers stellten nicht alle Bürger zufrieden. Auch deshalb warben Herbe, Tiedemann und Petry um die Unterstützung der Anwohner für die Fernwärmetrasse. Gerichtsverfahren, die aufgrund von ausbleibenden Klagen gar nicht erst zustande kommen, würden Planung und Bau auch nicht verzögern, argumentierten sie. So würde immerhin das mobile Ölheizkraftwerk relativ schnell wieder weichen können.