Bremerinnen, die durch ihre Leistungen für die Stadt im Gedächtnis bleiben sollen, stellte die Kulturwissenschaftlerin Christine Holzner-Rabe bei einem Rundgang über den Friedhof Riensberg vor. Mit 15 Teilnehmerinnen spazierte die Referentin durch einen Teil des Areals, auf dem die Bremerinnen begraben sind. Der Verein Bella Donna organisierte den Stadtrundgang gemeinsam mit dem Bremer Frauenmuseum und hat ihn zum ersten Mal angeboten.
Auf dem Friedhof Riensberg begraben liegen Frauen, die die Stadt Bremen geprägt haben und bis heute noch prägen. „Alle Frauen haben ein selbstständiges Leben geführt und haben etwas hinterlassen, das auch für heute Lebende relevant ist“, sagt Holzner-Rabe über die Bremerinnen. Eine davon ist Agnes Heineken, geboren 1872 in Bremen. Sie studierte in Göttingen, als Frauen noch gar nicht für die Universität zugelassen waren. „Es gab wenige Ausnahmen für Frauen und Agnes Heineken war eine davon“, erklärt Holzner-Rabe. Als Frauenrechtlerin und Bremer Politikerin setzte sie sich vor allem für die Bildung von Mädchen und Frauen ein. Außerdem unterrichtete sie selber an einer Mädchenschule in Vegesack.
Agnes Heineken hat den Frauenstadtbund Bremen mitgegründet
1910 gründete Heineken gemeinsam mit anderen Frauen den Frauenstadtbund Bremen, der eine wichtige Rolle in der Frauenbewegung übernahm. In Kattenturm ist eine Straße nach ihr benannt. 1954 starb Heineken in Bremen. „Sie war überzeugt, dass selbstständiges Denken zu selbstständigem Handeln führt“, sagt Holzner-Rabe über die Frauenrechtlerin.
Neben Wissenswertem über die Frauen erfuhren die Teilnehmerinnen bei dem Spaziergang im Sonnenschein auch etwas über die Anlage des Riensberger Friedhofs. Vor 150 Jahre begann die Stadt Bremen zwei Friedhöfe im englischen Garten-Stil zu bauen. Weil der Herdentor Friedhof überfüllt war, suchte man außerhalb des Stadtkerns nach einem geeigneten Ort für die Beisetzungen, berichtet Holzner-Rabe. Mittlerweile existiert der Friedhof in Herdentor, der parallel zum Bürgerpark lag, nicht mehr. Doch bis heute sind Überbleibsel in der Wachmannstraße zu sehen. Mit dem Standort in Riensberg für einen weiteren Friedhof wollte die Stadt jedoch nicht nur eine Ruhestätte für die Verstorbenen schaffen. Im Gegenzug zum französischen Garten schaffte Bremen hier eine Stätte voller Natur. „Eine Befreiung der Natur für die Befreiung der Menschen“, erklärt Holzner-Rabe zu der Entstehungsgeschichte.
Der französische Stil ist geprägt von geometrischen Formen. Dann gebe es auf dem Riensberger Friedhof eine gerade geschnittene Hecke, die die Gäste durch den Weg führe, nennt Holzner-Rabe als Beispiel. Doch der englische Garten-Stil ist geprägt von der Natur und vielen Bäumen, die die Anlage schmücken. „Man wollte nicht ausschließlich eine Ruhestätte schaffen, sondern auch einen Erholungsaspekt für die Gäste“, ergänzt die Referentin. Hier können die Besucherinnen und Besucher sich an der Sinnlichkeit der Natur erfreuen. Übrigens gehört auch der Bürgerpark zum Stil der englischen Garten-Anlage.
Margarethe von Post hat ihr Geld einer Stiftung hinterlassen
Auch Margarethe von Post, genannt Meta, geboren 1838, ist auf dem Riensberger Friedhof bestattet. Gemeinsam mit Agnes Heineken war sie an der Gründung des Frauenstadtbunds Bremen beteiligt. Bekannt ist der Name in Bremen durch eine Stiftung, die dank ihres Nachlasses entstand: die Bremer Heimstiftung, in der überwiegend Frauen ein neues Zuhause finden. Sie blieb ihr Leben lang unverheiratet und spendete einen Großteil ihrer Hinterlassenschaften nach ihrem Tod im Jahre 1913. „Bis heute weiß man nicht allzu viel über sie, da sie in einem Wutanfall alle Briefe und Dokumente verbrannte“, erklärt Holzner-Rabe. Der Rest des Geldes floß in die Gründung der Stiftung. Gerade an dem Beispiel von Heineken und von Post sehe man, dass die Frauen in Bremen schon damals gut miteinander vernetzt waren, erklärt die Referentin.
Besonders beeindruckend findet Holzner-Rabe jedoch Ottilie Hoffmann, geboren 1835. „Sie hat zwei der größten privaten und gesellschaftlichen Übel erkannt – fehlende Ausbildung für Mädchen und Frauen und Alkoholmissbrauch“, sagt die Referentin. Auch Hoffmann ist neben den anderen Frauen eine bedeutende Bremerin in der Frauenbewegung. Sie beteiligte sich unter anderem an der Gründung des Vereins zur Erweiterung des weiblichen Arbeitsgebietes. Außerdem gründete sie den Bremer Mäßigkeitsverein, der bis heute unter dem Namen Bremer Verein Ottilie Hoffmann besteht. Holzner-Rabe sagt, besonders beeindruckend sei an ihr, dass sie tatsächlich aktiv geworden ist und es auch bis zu ihrem Tod im Jahre 1925 blieb.