- Was ist geplant?
- Warum ist über das Projekt wenig bekannt?
- Wer wurde noch beteiligt?
- Was sagen die Anwohner?
- Wie geht es weiter?
Ein paar Autos, ein Wohnwagen, am Rand ein paar Recycling-Container: Seit Jahren wird der Wendeplatz an der Ecke Stellichter Straße und Bardowickstraße in der Gartenstadt Vahr nicht für seinen eigentlichen Zweck genutzt, denn die Busse der Bremer Straßenbahngesellschaft (BSAG) sind nicht auf ihn angewiesen. Deshalb die Idee der Stadt: statt einer versiegelten Fläche ohne Nutzen lieber Wohnungsbau. Doch die Anwohner haben ihre Bedenken.
Was ist geplant?
Auf dem städtischen Grundstück mit einer Größe von annähernd 1.900 Quadratmetern ist offenbar der Bau von zwei Baukörpern geplant, die maximal drei- bis viergeschossig ausfallen können. Das jedenfalls geht aus den Plänen der Bauvoranfrage hervor, die den direkten Anliegern Anfang des Jahres zur Verfügung gestellt wurden. Demnach liegt die maximale Gebäudehöhe bei 13 bis 16 Metern.
Vorgesehen seien Wohnprojekte und gegebenenfalls gewerbliche oder soziale Nutzung im Erdgeschoss, heißt es in dem Schreiben. Nach Angaben des Bauressorts sollen Baugemeinschaften, das sind in der Regel Zusammenschlüsse von Privatleuten, über ein Wettbewerbsverfahren auf dem Grundstück zum Zuge kommen.
Warum ist über das Projekt wenig bekannt?
Das Grundstück soll nach dem Baulandmobilisierungsgesetz entwickelt werden, die Aufstellung eines aktualisierten Bebauungsplans, die zwingend eine formelle Beteiligung der Öffentlichkeit vorsieht, ist deswegen nicht notwendig. Im gültigen Bebauungsplan 405 aus dem Jahr 1958 ist die Fläche als Verkehrsfläche festgesetzt – aus Sicht des Bauressorts nicht mehr zeitgemäß.
Im Anschreiben an die Anwohner nennt das Bauressort Paragraf 31 des Baugesetzbuches. Demnach kann in einem Gebiet mit angespanntem Wohnungsmarkt im Einzelfall von den Festsetzungen eines Bebauungsplans zugunsten von Wohnungsbau abgesehen werden. Diese Situation sei für Bremen und das Grundstück festgestellt worden. Die notwendige Bauvoranfrage hatte Immobilien Bremen (IB) auf den Weg gebracht.
Im Beirat wurden die Pläne dann auch nicht vorgestellt, wohl aber der Bauausschuss informiert, heißt es auf Nachfrage aus dem Ortsamt Vahr/ Schwachhausen. Die direkten Anwohner hatten die Möglichkeit, ihre Einwendungen gegen das Vorhaben einzureichen.
Wer wurde noch beteiligt?
Aus den Unterlagen geht hervor, dass die Grünordnung Bremen beteiligt worden ist. Demnach beurteilt sie das Bauvorhaben wie in der Bauvoranfrage beschrieben als zulässig, wenn bestimmte Voraussetzungen eingehalten werden. So müssten die vorhandenen Bäume während der Bauarbeiten wirkungsvoll geschützt werden und Ersatz für gefällte Bäume durch Ersatzpflanzungen in unmittelbarer Nähe geleistet werden.
Daneben soll die angrenzende Grünanlage so hergestellt werden, dass die dortigen Wege eine sinnvolle Anbindung an die Stellichter Straße haben. Diese Umbaumaßnahmen müssten aus dem Bauvorhaben heraus finanziert werden, die Umsetzung müsse mit der Grünordnung abgestimmt werden.
Was sagen die Anwohner?
"Wenn tatsächlich eine Tiefgarage kommt, bekommen wir Ärger mit dem Grundwasser", befürchtet Anwohnerin Alexandra Walerianczyka. Ob eine Tiefgarage tatsächlich gebaut wird, ist noch nicht beschlossen, doch im Plan der Bauvoranfrage ist eine eingezeichnet. Schon jetzt hätten Anwohner Probleme sowohl mit Grund- als auch mit Oberflächenwasser, bekräftigt Walerianczyka.
Anwohner Wolfgang Prevot: "Von der angrenzenden Wiese wird nicht viel überbleiben." Ein Spielplatz und eine angrenzende Grünfläche dienen derzeit den Kindern der Anwohner als Spielwiese. Letztere würde bei den derzeitigen Plänen deutlich schrumpfen.
Neben diesen beiden Aspekten ist es auch die Dimension, die die Anwohner beschäftigt. Die Baukörper, jeder für sich in der Bauvoranfrage mit annähernd 20 mal 15 Metern Größe eingezeichnet, rücken auf etwas mehr als zehn Meter an die Gärten der Rethemer Straße heran. In dem Plan eingezeichnet ist außerdem ein Weg, der derzeit nur ein kleiner unterbrochener Trampelpfad ist, dieser würde demnach direkt hinter den Gärten der Anwohner entlangführen.
Anwohner Petra Muth sorgt sich auch um die Höhe des dann angrenzenden Gebäudes: "Da kann man dann direkt bei uns reingucken." Die Anwohner monieren außerdem, dass bereits in den zurückliegenden Jahren in der Gartenstadt mit den Bremer Punkten und dem Gebäudekomplex Tarzan und Jane massive Gebäude hinzugekommen seien.
Unverständlich für die Anwohner ist auch der aus ihrer Sicht geringe Umfang der Beteiligung. So seien nur sehr wenige direkte Anwohner angeschrieben worden. In Eigeninitiative hat Wolfgang Prevot dann in den umliegenden Straßen nachgefragt und das Vorhaben bekannt gemacht. "Die Reaktion war Entsetzen." 341 Unterschriften gegen das Bauvorhaben sind inzwischen zusammengekommen. Genutzt hat es nichts: Die Stadtplanung hat die Einwände der Bewohner weggewischt. Nun überlegen die, eine Petition über die Bremische Bürgerschaft zu starten.
Beim Gespräch vor Ort stößt zufällig eine Bewohnerin der Gartenstadt hinzu. Als Prevot ihr die ausgedruckten Pläne zeigt, ist auch diese erschrocken und formuliert ihre Bereitschaft, eine etwaige Petition zu unterstützen.
Wie geht es weiter?
Über ein Konzeptvergabeverfahren soll das Grundstück an eine Baugemeinschaft in Erbpacht vergeben werden. Eine Ausschreibung dafür soll laut Bauressort voraussichtlich 2025 erfolgen.