Wohnungsnot, geflüchtete Menschen und Gewerbebetriebe, fehlende Kita- und Schulplätze: kaum nachzuvollziehen, dass es in Bremen überhaupt Leerstand gibt. Aber den gibt es. Zum Beispiel in der Bardowickstraße in der Vahr. Dort steht seit Jahren ein altes Schulgebäude leer. Es gibt aber konkrete Ideen für eine neue Nutzung.
Um welches Gebäude geht es?
Es geht um das verlassene Schulgebäude zwischen der Hützelstraße, Beneckendorffallee und Bardowickstraße in der Gartenstadt Vahr, hinter dem Gemeindezentrum der St.-Epiphanias-Gemeinde. Das Gebäude hat eine Grundfläche von knapp 3000 Quadratmetern und ist in die Jahre gekommen.
Welche Geschichte steckt dahinter?
Die im Grünen und eher abseits vom Verkehr gelegene Schule war zuletzt Unterkunft für geflüchtete Menschen, die mit den Flüchtlingsbewegungen ab 2015 nach Bremen kamen. Die roten Container sind allerdings schon längst abgebaut und seitdem verwildert das Gelände zusehends. Davor war die Schule eine Außenstelle der Schule an der Dudweiler Straße – ein Förderzentrum für die Bereiche Lernen, Sprache und Verhalten. Ab 2013 bis 2015 stand die Schule zunächst weitgehend leer, es kam zu massiven Vandalismusschäden, wohl begünstigt durch den abgelegenen Standort.
Lohnt sich eine Sanierung?
Aus Sicht der Bildungsbehörde lohnt sich eine Sanierung des Schulgebäudes nicht. Dieses werde wegen baulicher Struktur, bautechnisch und energetischer Belange als nicht sanierungsfähig betrachtet, heißt es auf Anfrage. Aus Sicht von Immobilien Bremen (IB), zuständig in Bremen für die öffentlichen Gebäude und damit auch für die Schulen, wird der Zustand nach Anfrage des Stadtteil-Kuriers als "sehr sanierungsbedürftig" eingeschätzt. Über einen Abriss entscheide die künftige Nutzung. Ein Verkauf des Grundstücks stelle hingegen keine Option dar. Es sieht also nach einen Abriss und Neubau an der Bardowickstraße aus. Das dürfte für die Anwohner zunächst erst einmal mit Belastungen einhergehen. Einen Zeit- oder Ablaufplan gibt es aber noch nicht.
Welche Ideen gibt es?
Perspektivisch soll die Georg-Droste-Schule in Schwachhausen in die Bardowickstraße umziehen. Ursprünglich sahen die Pläne dort einen Neubau bis 2025 vor, ob es dabei aber bleibt, ist unklar. In diesen Neubau sollen dann nicht nur die Förderschule, sondern auch das Regionale Beratungs- und Unterstützungszentrum Ost (Rebuz) einziehen, das derzeit an der Schule an der Fritz-Gansberg-Straße angesiedelt ist. Für die Förderschule drängt allerdings die Zeit, denn die Räume am alten Standort sind zu knapp und auch die benachbarte Grundschule An der Gete hat Platzbedarf.
Nach Angaben einer Sprecherin des Bildungsressorts sind konkrete Planungen angelaufen. Demnach sollen die Anforderungen des Rebuz in die bauliche Planung einbezogen werden, und die "verkehrliche" Erschließung des Grundstücks konnte abgesichert werden. Dieser Punkt ist deswegen wichtig, weil die Zufahrt zu dem rückseitig gelegenen Gebäude nicht einfach ist.
Ganz taufrisch sind die Überlegungen zur künftigen Nutzung im Übrigen nicht. Schon 2018 war die Idee eines Umzugs der Georg-Droste-Schule und des Rebuz Ost bekannt.
Was sagt die Ortspolitik?
Beiratssprecher Bernd Siegel (SPD) hält den Standort für geeignet. "Ich bin im Prinzip froh, dass wir ein Beratungszentrum bekommen", sagt er. Auch er glaube, dass eine Sanierung nicht möglich sei. "Normalerweise muss die abgerissen werden." In der Vahr werden Grundschulplätze gebraucht. Einen möglichen Standort für eine Grundschule als Alternative zur Förderschule sieht er an der Bardowickstraße nicht. "Den meisten Bedarf haben wir in der Neuen Vahr, deswegen macht es Sinn, dort die Berufsschule in der Carl-Goerdeler-Straße zu nutzen." Hintergrund: Die Berufsbildende Schule soll in die Überseestadt ziehen und dort stattdessen zeitweise mehrere Grundschulklassen unterrichtet werden.
Wo gibt es noch Leerstand?
Neben der Schule an der Bardowickstraße steht auch die ehemalige Berufsbildende Schule für Hauswirtschaft im benachbarten Sebaldsbrück weitgehend leer. Für dieses Gebäude gibt es keine konkreten Pläne, die kurz vor einer Umsetzung stünden. Anders die Schule am Sattelhof: Diese soll abgerissen werden und so Platz für eine Kita machen. Und dann gibt es noch Hausmeisterwohnungen an mehreren Schulen des Bremer Ostens. Diese werden in der Regel nicht mehr bewohnt, könnten aber zusätzlichen Wohnraum bieten. Allerdings macht bisher das Baurecht einen Strich durch die Rechnung, denn normales Wohnen ist rechtlich nicht einfach so möglich auf einem Schulgelände.
Der Beirat Osterholz hat dennoch in seiner jüngsten Sitzung gefordert, Wege zu finden, die Hausmeisterwohnung der Bezirkssportanlage Blockdiek dem Wohnungsmarkt zur Verfügung zu stellen. Ähnliche Wohnungen sollten, so der Beschluss, nicht dem Verfall preisgegeben werden.