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Knappes Geld Warum Förderprogramme wichtig sind

Das Städtebauförderprogramm Soziale Stadt ist in der Vahr ausgelaufen. Damit weiter Gelder langfristig in gewohnter Höhe fließen soll nun ein Konzept her. Vom Programm haben bisher Tausende Vahrer profitiert.
24.03.2022, 05:00 Uhr
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Warum Förderprogramme wichtig sind
Von Christian Hasemann

Im Stadtteil Vahr sind viele Initiativen und Einrichtungen auf Fördergelder angewiesen. Bremen hat dafür eine Reihe von Programmen aufgelegt, die zwar unterschiedliche Zielrichtungen, aber alle das gleiche Ziel haben: die Infrastruktur und die Bewohner in den benachteiligten Quartieren stärken. In der Vahr soll künftig eine große Grünanlage auch mit solchen Fördergeldern komplett saniert werden.

Welche Programme gibt es?

In benachteiligten Bremer Quartieren sind vor allem Wohnen in Nachbarschaften (Win), Lokales Kapital für Soziale Zwecke (LOS) und Soziale Stadt bekannt. Letzteres wurde ab 2020 in das Programm Sozialer Zusammenhalt überführt. Daneben gibt es noch weitere Programme, die zum Teil von den Ländern, dem Bund oder von der EU finanziert werden. Alle mit etwas unterschiedlichen Zielrichtungen, beispielsweise zur Integration von Bewohnern in den Arbeitsmarkt über Beschäftigungsmaßnahmen.

Welche Quartiere bekommen Geld?

In die Förderprogramme rutschen Ortsteile und Quartiere, wenn diese bestimmte Kriterien erfüllen. Darunter unter anderem der Anteil an Menschen, die Sozialleistungen beziehen. In die Bewertung fließen aber auch andere Aspekte ein, wie beispielsweise der Anteil an Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund oder die Quote von Schülern, die eine Hochschulreife erreichen.

Was für Probleme gibt es?

In der Vahr ist mit dem Auslaufen des Programms Soziale Stadt auch die Grundlage für die Teilnahme im Programm Sozialer Zusammenhalt weggefallen. Das heißt, es drohten, 60.000 Euro jährlich wegzufallen. Dasselbe gilt für Tenever. Vorerst ist die Finanzierung über den derzeit laufenden Haushalt allerdings gesichert. Ob dies bei zunehmenden Haushaltsproblemen immer noch der Fall sein wird, ist die Sorge vor Ort.

Was wird mit Fördermitteln finanziert?

Während das Programm Win vor allem Projekte finanziert, standen die Mittel aus der Sozialen Stadt für investive Ausgaben zur Verfügung. Konkret bedeutet dies, dass aus dem Förderprogramm Umbauten und Neubauten an der Infrastruktur des betreffenden Ortsteils bezahlt werden konnten. In der Vahr gibt es mehrere Beispiele, die im täglichen Leben vieler Bürgerinnen und Bürger eine Rolle spielen: Spielplätze, Parkanlagen, soziale Einrichtungen – das sind Beispiele, wo Mittel aus dem Förderprogramm Soziale Stadt in der Vahr flossen. 

Was haben die Bürger davon?

Bernd Siegel (SPD), Beiratssprecher in der Vahr, und Martin Ploghöft, Geschäftsführer des Bürgerzentrums Neue Vahr, nennen ein paar Beispiele: Bewegungsgeräte am Vahrer See, die Sanierung des Spielplatzes Julius-Bruns-Straße im vergangenen Jahr, Investitionen in den Carl-Goerdeler-Park und in das Familien- und Quartierszentrum Neue Vahr Nord in der August-Bebel-Allee. "Wir haben auch die Planungskosten für den Umbau des Achterkampsfleet aus Soziale Stadt bezahlt", ergänzt Bernd Siegel. Der geplante Umbau der Grünanlage ist eines der größeren Projekte, die in den kommenden Jahren in der Vahr anstehen.

"Wir haben in den vergangenen Jahren drei große Projekte umgesetzt und es gibt für mich sonst keine Möglichkeit, investive Mittel zu bekommen", erklärt Ploghöft. Der Kindertreff, der Außenbereich, die neuen Ateliers – all dies wäre sonst kaum möglich gewesen. Laut Ploghöft haben vor Corona etwa 200.000 Menschen jährlich das Bürgerzentrum besucht – ob zum Sprachcafé, für Angebote der Volkshochschule oder Kurse und andere Angebote. "Wir haben den perfekten Standort und sehr viele Menschen aus der Vahr nutzen unser Haus."

Was soll noch finanziert werden?

Siegel und Ploghöft betonen beide, dass die Vahr ein hoch verdichteter, also eng bebauter Stadtteil ist. Umso wichtiger sei es, die Aufenthaltsqualität in den Grünbereichen zu erhalten und zu verbessern – insbesondere am Achterkampsfleet, aber auch am Vahrer See soll deswegen investiert werden. "Es ist der einzige grüne und ruhige Bereich in der Neuen Vahr Nord", sagt Siegel. "85 Prozent der Menschen leben in Mietwohnungen, wir haben nur wenige Einfamilienhäuser mit Gärten." Die Menschen in der Vahr bräuchten diese allgemein zugänglichen Flächen. "Das sind Treffpunkte für Bürgerinnen und Bürger." Der Umbau des Achtekampsfleet ist eine Kooperation der zuständigen senatorischen Behörden, des Deichverbands und der Gewoba, die ebenfalls jeweils einen Teil der Kosten tragen sollen.

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Ploghöft sieht auch im Bürgerzentrum weiter Bedarf. "Der große Saal ist noch unverändert aus dem Jahr 1977, wenn wir den barrierefrei umbauen wollen, brauchen wir Geld." Ploghöft erinnert daran, dass auch vergangene Investitionen erneuert werden müssten. "So eine Kletterwand ist ja auch irgendwann marode und muss ersetzt werden." Eine weitere Idee: die Aufwertung des Marktplatzes zwischen Einkaufszentrum Berliner Freiheit und Aalto-Hochhaus.

Welche Forderungen kommen aus dem Stadtteil?

"Wir freuen uns, dass wir weiter 60.000 Euro bekommen, aber es sind eben viele weitere Investitionen nötig für die Menschen im Stadtteil. Wir wollen, dass die Finanzierung langfristig sichergestellt ist", macht Siegel deutlich. Wenn irgend möglich soll ein Integriertes Handlungskonzept erstellt werden. Ein integriertes Handlungskonzept ist ein mehrjähriges strategisches Planungs- und Steuerungsinstrument und zielt vor allen auf eine nachhaltige Stadtentwicklung ab. Es ist räumlich und zeitlich begrenzt. Ein Handlungskonzept ist nötig für Mittel aus der deutschen Städtebauförderung. Im Bremer Südosten haben Hemelingen und das Schweizer Viertel ein solches Konzept und können weiter auf Mittel des Programms Sozialer Zusammenhalt zurückgreifen, an dessen Kosten sich der Bund beteiligt. In der Vahr finanziert der Senat die 60.000 Euro alleine.

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