Wie geht es weiter mit der Förderung sozial benachteiligter Quartiere in Osterholz? Diese Frage hat sich der Ortsbeirat gestellt und Antworten bekommen – obwohl weiter Mittel fließen, bleiben Sorgen.
Beiratssprecher Wolfgang Haase (SPD) hob auf den jüngsten Entschluss ab, Tenever formell aus dem Status des städtebaulichen Entwicklungsbereichs zu entlassen. "Es heißt, damit sei die Sanierung Tenevers beendet, aber aus unserer Sicht stellt sich das anders dar", sagte Haase. Ja, die Gebäudesanierung sei abgeschlossen. "Aber diese ist nur ein Kriterium." Bei der Lebensqualität der Menschen und zwischen den Wohnblocks sei noch einiges zu tun.
Investitionsbedarf in Tenever
Bewohnerin und Beiratsmitglied Silvia Suchopar (Linke): "Wenn Wohnen in Nachbarschaften verschwinden sollte, habe ich Angst, dass die Menschen vergessen werden." Hintergrund: Das Förderprogramm Wohnen in Nachbarschaften (Win) soll benachteiligte Quartiere stabilisieren, indem Projekte aus den Bereichen Bildung, Kultur, Sport und Kinder- und Jugendarbeit finanziert werden.
Jan Casper Damberg, Mitarbeiter des für das Programm zuständigen Sozialressorts, konnte zumindest in Bezug auf Wohnen in Nachbarschaften Entwarnung geben. "Tenever ist ein Ortsteil mit großer Armuts- und Bildungsbenachteiligung. Und Win wird in gleicher Höhe eingesetzt." Jährlich sind das 150.000 Euro.
Das Förderprogramm Soziale Stadt hingegen wird für Tenever eingestellt. "Das ist ein Programm der Städtebauförderung", erklärte Damberg. "Der bauliche Umbau ist aber abgeschlossen", so Damberg weiter. Über 30 soziale Einrichtungen haben von dem Programm profitieren können. "Jetzt müssen andere Ressorts ran, es gibt nicht mehr den Bedarf für Sonderinvestitionen."
60.000 Euro flossen über Soziale Stadt in den Ortsteil – und sollen unter anderem Namen vorerst weiter fließen. "Wir müssen Tenever aus der Städtebauförderung entlassen, wissen aber auch, dass wir den jetzigen Zustand verstetigen müssen." Nun sollen zunächst aus Haushaltsmitteln die 60.000 Euro, die sich zuvor zu großen Teilen aus Bundesmitteln zusammensetzten, ersetzt werden. Hier allerdings blieben im Beirat Fragen. "Wie sind die 60.000 Euro abgesichert für die Zukunft?", wollte Haase wissen. Er sei zuversichtlich, dass diese auch über 2024 hinweg finanziert würden, so Damberg. Die 60.000-Euro-Förderung Tenevers ist also von der Haushaltsplanung Bremens abhängig.
Geld über das Quartierszentrum
Seit 2021 ist das Quartier Blockdiek nicht mehr Teil der Förderkulisse Wohnen in Nachbarschaften. "Aber es ist über Lebendige Quartiere gelungen, Mittel über das Quartierszentrum Blockdiek in das Quartier zu schieben", so Damberg.
Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter betonte die Aufgaben, die Blockdiek zu erfüllen habe. "Es sind viele Geflüchtete nach Blockdiek gekommen, und die Anforderungen sind nicht geringer geworden."
Die Statistik "schönt"
Dass Blockdiek aus der Förderung geflogen ist, erklärt sich mit einer neuen statistischen Erfassung. So dürfen aus Datenschutzgründen nur noch großräumigere Bereiche nach sozialen Kriterien ausgewertet werden und nicht mehr Wohnblöcke. Das führt in Blockdiek dazu, dass Wohnblocks mit großen sozialen Problemen mit Reihenhaussiedlungen mit wenigen sozialen Problemen zusammengefasst werden. Im Ergebnis erscheint die soziale Benachteiligung Blockdieks dadurch so gering, dass es die Kriterien der Förderung nicht mehr erfüllt.
"Ich kann ihnen aber versichern, dass wir nicht nur auf die Zahlen schauen, sondern wissen, dass es dadurch zu Verzerrungen kommt", so Damberg. Es sei aber gut, dass es mit dem Programm Lebendige Quartiere genau für solche Quartiere einen Ersatz gebe. 60.000 Euro stehen als Sockelfinanzierung für das Quartierszentrum Blockdiek zur Verfügung.