Fünfzig Jahre ist das Jugendkammerorchester in diesem Jahr alt geworden.In diesem Zeichen stand jetzt das mittlerweile traditionelle Benefizkonzert in Zusammenarbeit mit dem Lions Club Bremen-Unterweser. Dies war am Sonntag im Bürgerhaus über die Bühne gegangen. „Dieses eignet sich von allen bisherigen Veranstaltungsorten einfach am Besten und bietet die professionellsten Rahmenbedingungen“, begründet Heinrich Theilmann, vormaliger Präsident der Bremer Unterweser-Lions.
So glänzte Geburtstagskonzert des einstigen Jugendsinfonieorchesters am Sonntag mit einem festlichen, sogar dezent an eine Philharmonie erinnernden Konzertrahmen. Die jungen Musiker unter der Leitung von Martin Lentz präsentierten einen Mittelweg zwischen feierlichen Momenten und stillen, stellenweise gar düsteren Momenten. Dies bewerkstelligte es mit Bravour. „Ich halte diese Entscheidung angesichts des aktuellen Tagesgeschehens nach wie vor für richtig. Vielleicht mieten wir uns in zwei, drei Jahren die Bremer Glocke und machen dann da eine amtliche Sause“, versprach Lentz von der Bühne – und erntete dafür großen Beifall aus den gut gefüllten Stuhlreihen.
Lediglich wenige einzelne Momente offenbarten, dass auf der Bühne eben doch ein Jugend-, beziehungsweise mit der ebenfalls aufspielenden Sinfonietta sogar ein Kinderorchester, am Werke waren. Über den Großteil der Konzertspielzeit ließ sich vor allem mit geschlossenen Augen eher das genaue Gegenteil vermuten.
Ein Aspekt, der gerade nach den einschneidenden Corona-Maßnahmen nicht hoch genug eingeschätzt werden kann: „Viele mit uns vergleichbare Orchester bundesweit kämpfen mit Nachwuchssorgen, manche haben sich sogar bereits aufgelöst – da bin ich doch froh, dass wir uns sogar über diese Zeit noch einigermaßen unsere Spielfähigkeit erhalten haben“, bemerkte Lentz.
Mit der wenig bekannten, dafür nicht minder feierlichen und mitreißenden Ouvertüre aus Carafas „Die Castillianer“ eröffnete das JKO souverän die mehr als zwei folgenden Konzertstunden und erhielten gleich daraufhin von den „Nachwuchskollegen“ der Sinfonietta – formell besehen mehr oder minder die Vorstufe zum JKO – zwei kleine Geburststagsständchen in Form eines „Harry Potter“-Filmmusikmedleys und einem „Concertiono im russischen Stil“. Bei diesem beeindruckte nicht zuletzt die zwölfjährige Violinsolistin Lisa Marie Beinecke.
Düsteres und Hoffnungsvolles
„Offiziell ist die Sinfonietta für Acht- bis Zwölfjährige gedacht während das JKO nominal Jugendlichen ab 14 offen steht. Da ich spielerische Qualitäten jedoch wesentlich entscheidender finde, gucke ich zumeist nicht so genau aufs Alter“, erklärt Lentz – zumal sich beide Klangkörper im Verlauf des Konzerts auch personell austauschen und gegenseitig aushelfen.
Im weiteren Konzertverlauf schuf das JKO ein tonales Yin und Yang, in dem neben viel Licht dieses Mal auch Schatten Platz hatte. Im Rahmen eines Flötenkonzerts Telemanns überzeugten die Solisten Katja Stelljes und Friedrich Günther. Händels „Queen of Sheba“ hätte zudem auch einem Festkonzert zur Ehre gereicht. „Ases Tod“ aus Griegs „Peer Gynt“ schließlich verlieh eine Streichorchesterkomposition der rumänischen Komponistin Violeta Dinescu und auch eine Eigenkomposition des Orchesterleiters, die dieser vor acht Jahren im Hinblick auf einen tragischen Unfalltod in den Reihen des Jugendorchesters Jena verfasste, auch der Schwermut und Melancholie tonal Ausdruck. „So etwas von einem Jugendorchester – das ist schier unfassbar“, lobten nicht nur Repräsentanten der ausrichtenden „Lions“. Mit der „Shumka Nr.1“ des ukrainischen Komponisten Vasily Prisovsky entließ das JKO seine Jubiläumszuhörer jedoch mit Hoffnung und Optimismus in den Sonntagabend.