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Fahrbahn bei Hagen unterspült Welche Folgen die Vollsperrung der A 27 hat

Die A 27 bei Hagen bleibt auf unbestimmte Zeit gesperrt. Unterspülungen drohen die Stabilität der Autobahn zu gefährden. Tausende Fahrzeuge müssen Umleitungen fahren, manche stecken aber auch fest.
22.02.2024, 16:58 Uhr
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Welche Folgen die Vollsperrung der A 27 hat
Von Lars Fischer

Hagen. Die Autobahn 27 ist seit Mittwochnachmittag zwischen Hagen und Uthlede, wie berichtet, in beiden Richtungen voll gesperrt. Grund sind zwei ins Erdreich neben der Fahrbahn gespülte Löcher über dem Grienenbergsgraben, der in einem Durchlass unter den Fahrbahnen hindurch verläuft. Große Niederschlagsmengen, aber vor allem auch der marode Zustand des Durchlasses hätten in den vergangenen Tagen zur Entstehung der rund zwei Meter tiefen Löcher beigetragen, berichtet die zuständige bundeseigene Autobahn GmbH. Jetzt bestehe die Gefahr, dass mit dem Untergrund auch Aufbau und Belag der beiden Richtungsfahrbahnen unkontrolliert absacken könnten. Daher wurde die Bundesautobahn am Mittwoch komplett gesperrt.

Wie lange die Autofahrer die ausgeschilderte Umleitungsstrecke nun werden nutzen müssen, ist noch offen. Sie führt als U 28 (beziehungsweise in Gegenrichtung als U 33) über Weißenberg nach Hagen, wo sie innerorts über die Blumenstraße und den Mühlendeich Richtung Harmonie abknickt und dort die Autobahn überquert. In einem weiten Bogen geht es durch Uthlede hindurch zurück zur gleichnamigen Autobahnanschlussstelle. Schon nach einem Tag zeigen sich die Randstreifen der stellenweise engen Landstraßen in diesem Bereich deutlich beschädigt.

Der Grienenbergsmoorgraben, über dessen Abdeckung die Löcher entstanden, entwässert das Landschaftsschutzgebiet zwischen Hagen und der Autobahn. Auf gut 50 Metern fließt der Graben in einer Brückenkonstruktion aus Stahlgewölbe unter der A 27 hindurch und mündet in den Indiek-Kanal, der weiter in die Weser fließt. Am Mittwoch offenbarte eine außerplanmäßige Brückenprüfung der Autobahnmeisterei gravierende Schäden an der Stahlkonstruktion und einen Sandeintrag unterhalb der Fahrbahnen. Der sogenannte Grabendurchlass ist an mehreren Stellen so stark durchgerostet, dass im Böschungsbereich der A 27 nun auf etlichen Quadratmetern das Erdreich abgesackt ist. Wie lange die Sperrung dauern wird, sei noch nicht abzusehen, teilt die Autobahn GmbH mit.

Monatelange Sperrung droht

Die Arbeiten sollten schnellstens beginnen, mit mindestens einer Woche Dauer sei für eine provisorische Notsanierung aber zu rechnen, heißt es. Das Bauwerk sei insgesamt so marode, dass gleichzeitig auch ein Neubau geplant wird. Während dieser Arbeiten werde die Autobahn vermutlich monatelang gesperrt werden müssen. Die 1977 gebaute Trasse, im Volksmund Schellfischlinie genannt, müsse auf ihrer gesamten Breite geöffnet werden, um darunter den neuen Durchlass zu errichten. Da der Graben ständig Wasser führt, könne der Verkehr vermutlich auch nicht einspurig an der Baustelle vorbeigeleitet werden, befürchtet die Autobahn-Gesellschaft.

Was damit auf Autofahrer und Anwohner zukommt, war bereits am Mittwoch und Donnerstag ansatzweise zu sehen. Insgesamt sei der Verkehr mit täglich rund 27.000 Fahrzeugen – darunter 3500 Lastwagen – im Vergleich zu anderen Bundesautobahnen noch relativ gering, so der Autobahn-Betreiber. Dennoch kommt es in Hagen zu spürbaren Verkehrsbehinderungen. Daher hat die Gemeinde schon Parkverbote an neuralgischen Punkten eingerichtet, um den Verkehrsfluss zu fördern. Auch auf der Landesstraße 135, der früheren B 6 , die als weiträumigere Umfahrung des Nadelöhrs dient, hat die Verkehrsdichte sogleich spürbar zugenommen.

Handelskammer macht Druck

Unterdessen hat die Bremer Handelskammer die Verantwortlichen zu einem "unverzüglichen" Handeln "mit vollem Kräfteeinsatz" aufgefordert. Die Sperrung beeinträchtige die Erreichbarkeit des Oberzentrums Bremerhaven erheblich, mahnt Kammer-Sprecher Stefan Offenhäuser. "Unternehmen, Hafenbetriebe und Umschlagsanlagen sowie wichtige Regionen der deutschen Nordseeküste sind auf eine funktionierende und leistungsfähige Infrastruktur angewiesen." Es sei entscheidend, den Verkehr zwischen Bremen und Bremerhaven für Gütertransporte, Pendlerströme sowie Touristen aufrechtzuerhalten und die A 27 schnellstmöglich und mit aller erforderlichen Anstrengung wieder in einen leistungsfähigen baulichen Normalzustand zu versetzen, so Offenhäuser.

Die Handelskammer betont zudem, dass insbesondere für die Groß- und Schwerlasttransporte kurzfristig eine tragfähige Lösung gefunden werden müsse. Diese dürfen die Umleitungsstrecke nicht befahren, weil sie für ihre Fahrzeuge nicht ausgelegt ist. Zudem müssen die Routen für solche Transporte im Einzelfall beantragt werden. Somit sind bestehende Genehmigungen wegen der Umleitung hinfällig, die Transporte stranden zurzeit vor der Sperrung. Diese Transporte aber seien für die bremischen Häfen ein wichtiges Marktsegment, sagt Offenhäuser. Es handele sich dabei überwiegend um industrielle Großanlagen sowie um Windenergie-Komponenten.

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Auch Thorsten Raschen, hafenpolitischer Sprecher der Bremer CDU-Bürgerschaftsfraktion, betont die wirtschaftliche Bedeutung der A 27. Sei sie gesperrt, führe dies "zum teilweisen Stillstand" im Überseehafen. Er fordert den Senat auf, sich beim Bundesverkehrsminister für eine effektive und unbürokratische Unterstützung einzusetzen. "Die Autobahn GmbH des Bundes muss alles daransetzen, dass wenigstens eine Fahrspur pro Fahrtrichtung wieder freigegeben werden kann", drängt Raschen.

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