Ein pinker Zettel klebte neben vier Overbeck-Bildern auf der letzten Tafel der Ausstellung im Schönebecker Schloss. Das war von der Aktionsgemeinschaft Bremer Schweiz (AGBS) so gewollt. Sie lud ein, mit einigen Worten all die Exponate und das 50-jährige Bestehen der Gruppe zu kommentieren. „Tolle Ausstellung“ stand auf dem Klebezettel und der unbekannte Verfasser des Kommentars war nicht als einziger begeistert.
Ein weiterer Besucher hätte das Memory zur Bremer Schweiz am liebsten gleich mitgenommen. Er fragte nach, wo man ein Exemplar erwerben könne. Vereinsmitglied Sabine Beth musste ihn jedoch enttäuschen, die 19 Bilderpaare hatte sie in mühevoller Kleinarbeit am Küchentisch selber erstellt: Die eigene Oma 1916 beim Schlittschuhlaufen auf dem Schlossteich gab es zu sehen. Das Pendant dazu war eine aktuellere Aufnahme vom Schlittschuhlaufen auf den Eiswiesen am Schloss. Nicht immer waren die Paare so leicht zuzuordnen. „Damit es nicht zu schwer ist, helfen die Nummern unten an der Seite“, erklärte Sabine Beth. Weitere Hinweise lieferte eine Auflistung mit Erläuterungen zu allen Memory-Karten.
Landsitze reicher Kaufleute
Susanne Wagner eröffnete die Ausstellung als Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Bremer Schweiz. Sie gab Erläuterungen zu allen Themenkreisen der 17 Tafeln, die noch bis Juni im Schloss betrachtet werden können. Grußworte sprach zur Eröffnung auch Gabriele Jannowitz-Heumann für den Heimat- und Museumsverein für Vegesack und Umgebung. AGBS-Gründungsmitglied Karl-Gerd Brand überraschte die zahlreichen Besucher mit einer Ansprache in Plattdeutsch.

Ein Themenbereich des Streifzugs durch die Bremer Schweiz berichtet von Nordbremer Landsitzen reicher Kaufleute.
Die unter dem Titel „Streifzug durch die Bremer Schweiz“ zusammengefassten Themenkreise der Ausstellung erzählen von Landsitzen reicher Kaufleute im Sehnsuchtsort Bremer Schweiz und welche Auswirkungen sie auf die heimische Bevölkerung hatte. Um die Lebensräume Bach, Wald und Grünland geht es ebenso wie um das Vereinsprojekt Schwaneweder Beeke. Texte, Bilder und Karten zeigen das vielseitige Engagement der AGBS. In der Kategorie Historische Kulturlandschaften finden sich Bilder und Erläuterungen zu bedeutsamen Bauwerken. Es geht um Siedlungsräume. Und auf Karten werden Schutzgebiete ausgewiesen. In der Ausstellung gibt der Verein aber auch praktische Tipps für einen lebendigen Garten und spricht sich mit einem passenden Foto gegen Steintristesse aus.
Kunstprojekt Vegesacker Gymnasiasten
Premiere hatte bei dieser Ausstellung zum Jubiläum die Kooperation mit Oberstufenschülern des Gymnasiums Vegesack. Im Rahmen eines fächerübergreifenden Projektes hatten sie sich mit der Bremer Schweiz und deren Besonderheiten beschäftigt und diese in kunstvoll gestaltete Karten umgesetzt. Ein Exponat zeigt beispielsweise den Bereich um den Vegesacker Bahnhof aus der Vogelperspektive. Insbesondere dieses wurde mit viel Interesse betrachtet.
Man habe insgesamt fast ein Jahr für die Vorbereitung der Jubiläumsausstellung gebraucht, sagt Susanne Wagner. Es wurde geforscht und geschrieben. Bilder wurden zusammengetragen und das Layout der Tafeln entwickelt. All das geschah in einem kleineren Arbeitsausschuss mit 15 Personen. Wichtig war dem Verein in der Vorbereitung, auch Aktionen zum Mitmachen in der Ausstellung anzubieten.
So übernahmen die Vereinsmitglieder Martine Marchand und Christian Schiff zum Ende der zweistündigen Eröffnung fast so etwas wie den Kehraus – und luden zu einem kurzen Spaziergang zur Aue ein. Dort zeigten sie den Interessierten live, wozu das Engagement des Vereins unter anderem beigetragen hat. Die Gäste sollten sehen, wo und wie Fische von der Weser die Aue aufwärts bis in den Quellbereich zum Laichen schwimmen können. Da wollten alle mit und Schloss Schönebeck leerte sich schnell.