„Le Gravé“, „Error“ und „Vegefeuer“ waren gestern. Heute werden auf dem Schulhof des Gymnasiums in Vegesack keine Schülerzeitungen mehr verkauft, sondern Blogs geschrieben und Podcasts produziert. Während der Blog "Vegetalk" schon länger am Start ist, ist der Podcast "Freistunde" noch recht jung.
Nach den Ferien versammelt sich die derzeit neunköpfige Redaktion plus zwei betreuende Lehrkräfte wieder einmal pro Woche während einer Schulstunde, um Themen zu besprechen, Fragen vorzubereiten und natürlich die Folgen aufzunehmen und sendefähig aufzubereiten. Hierzu stehen den jungen Medienschaffenden ein Aufnahmepult sowie hochwertige Mikrofone zur Verfügung. Finanziert wurden diese zum Teil aus Mitteln des Vereins Vegesacker Gymnasiasten (VVG) sowie des Vegesacker Beirats.
Redaktionsteam variiert
Die Anzahl der jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter variiert: Da es sich bei dem Podcast nicht um eine AG handelt, ist ein Einstieg quasi zu jeder wöchentlichen Redaktions- und Produktionssitzung möglich, erläutern Martin Prigge und Jonas Schelling, die das Projekt pädagogisch betreuen. „Der harte Kern sind etwa fünf, sechs Personen; manche setzen auch mal eine Weile aus, kommen vielleicht aber auch irgendwann wieder", so Prigge.
Die beiden pädagogischen Redaktionsleiter sehen in diesem Umstand kein Problem: "Es ist gut, wenn immer mal neue Stimmen zu hören sind und immer mal ein frischer Wind weht." Dreizehn reguläre und drei Sonderausgaben hat die Schulpodcastredaktion bislang auf diese Weise produziert. Nachzuhören sind diese auf Portalen wie Spotify, Youtube, Apple Music und weiteren. Thematisch geht es derzeit vor allem häufig um schulinterne Themen wie Sport- und Sommerfeste, die Vorstellung von Profilen oder der Schulleitung und den Schüleraustausch mit der Chugiak High School in Alaska.
"Die dortigen Schüler haben unsere Podcastfolgen gehört, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern und sich schon mal ein Bild von der Schule machen zu können", berichtet Prigge. Pro Podcastfolge, deren Längen zwischen zehn und vierzig Minuten variieren, erreicht die Schülerredaktion im Durchschnitt derzeit etwa 150 Zuhörer – Tendenz steigend. "Bei einer Schule mit etwa 1000 Schülern ist das schon recht ordentlich", befinden die leitenden Pädagogen.
Ebenso wie sich die Mitwirkenden die Klinke in die Hand geben, variiert auch die Übernahme der redaktionellen Aufgaben: Alle Teilnehmer der derzeit rein weiblich aufgestellten Schulpodcastredaktion können sich je nach Vorlieben und Fertigkeiten einbringen. Schließlich gilt es neben der Mikrofontätigkeit auch, Themen und Fragen vorzubereiten, Aufnahmen zu überwachen und gegebenenfalls nachzubearbeiten.
Prinzipiell machen alle alles
Für Letztgenanntes ist derzeit vor allem Emily Pflieger zuständig: „Mir wurde auch schon angeboten, Interviews zu führen. Aber ich bleibe lieber hinter den Kulissen, immer schön beim Editing und beim Aufnehmen", sagt sie lachend. Ansonsten herrscht ein gewisses Rotationsprinzip: „Aufnehmen machen eigentlich alle mal. Manche öfter, andere weniger häufig – aber eigentlich machen alle alles, und man kann sich aussuchen, worauf man gerade Lust hat“, ergänzt Maite Rohbeck.
Obwohl sich einige der Jugendlichen vor dem Mikro oder bei der redaktionellen Arbeit als Naturtalente entpuppen, ziehen nur wenige von ihnen in Erwägung, Journalist beziehungsweise Journalistin zu werden. „Ich habe sehr lange mit dem Gedanken gespielt, Journalistin zu werden, und habe auch an verschiedenen Seminaren der Konrad-Adenauer-Stiftung teilgenommen“, sagt Carina Bechler. Momentan verfolgt sie den Plan aber nicht intensiv weiter. Die Schülerin betont: „Es ist auf jeden Fall eine interessante Erfahrung und es macht sehr viel Spaß."