Rückt im nächsten Jahr die Abrissbirne an, um den Aumunder Bahnhof platt zu machen? Davon musste bislang ausgegangen werden, nachdem der Handelskonzern Aldi Nord als Besitzer dem Gebäude Anfang 2019 eine Schonfrist von vier Jahren eingeräumt hatte. Doch nun teilt die Pressestelle des Unternehmens auf Anfrage mit, ein Abriss sei „seitens Aldi Nord“ nicht geplant. Vielmehr, so Emily Rosberger von der Marketing- und Kommunikationsabteilung, werde nach einem Pächter oder Käufer gesucht.
Ursprünglich wollte Aldi Nord das von ihm erworbene Bahnhofsgebäude an der Meinert-Löffler-Straße im Zuge einer Erweiterung der eigenen Filiale in der Nachbarschaft beseitigen lassen. Es steht zwar nicht unter Denkmalsschutz, wird vom Landesamt für Denkmalpflege aber als erhaltenswert und ortsprägend eingestuft. Eine Beurteilung, die von Bürgern und Vegesacker Kommunalpolitikern schon bei Bekanntwerden der Aldi-Pläne geteilt wurde. Sie reagierten mit Kritik und Unverständnis auf die Absicht des Discounters, das von der Bahn nicht mehr genutzte Gebäude abzureißen. Und sie befürchteten einen Verkehrsinfarkt, sollte die Zufahrt zum neuen Einkaufsmarkt, wie zunächst vorgesehen, von der Meinert-Löffler-Straße aus erfolgen.
Aufgrund des öffentlichen Protestes lenkte Aldi Nord schließlich ein. Mit dem Ergebnis, dass die Waren zum neu errichteten Einkaufsmarkt des Unternehmens von der Hammersbecker Straße aus erfolgen. Und dem Bahnhof eine Schonfrist von vier Jahren mit dem Ziel eingeräumt wurde, einen Pächter oder Käufer für das Gebäude zu finden.
Das ist bislang allerdings nicht gelungen, wie das Unternehmen auf Nachfrage einräumt. Derzeit gebe es keine Verhandlungen mit Interessenten, sagt Emily Rosberger. Eine Aussage, durch die sich Bürger in ihrem Argwohn bestätigt fühlen. So hat Wiebke Lax, Geschäftsführerin des Lesumer Geschäftes „Zwergperten Bremen“ unlängst an die Redaktion dieser Zeitung geschrieben: „Das Bahnhofsgebäude steht leer und wird nirgendwo auch nur ansatzweise vermarktet.“ Und auf ihre Nachfrage bei Aldi Nord, so die Lesumerin, sei sie von einem zum anderen verwiesen worden und schließlich genauso schlau wie vorher gewesen. Wiebke Lax vermutet, dass Unternehmen habe letztlich gar kein Interesse an einer Vermietung beziehungsweise Verpachtung oder einem Verkauf des Bahnhofsgebäudes, sondern wolle es letztlich doch abreißen lassen wolle, um Parkplätze zu schaffen.
Nach Ansicht der Geschäftsfrau aus Lesum ließe sich das „wunderschöne“ Gebäude als Café nutzen, zumal mit Fertigstellung des Convivo-Wohnparks in der Nachbarschaft Kundschaft garantiert wäre. Eine solche Nutzung des ehemaligen Bahnhofs kann sich auch Heike Sprehe von der SPD-Fraktion im Vegesacker Beirat vorstellen. Wenn Aldi Nord mitteile, dass man keinen Abriss plane, sei das erst einmal grundsätzlich zu begrüßen, sagt Sprehe. Die Mitteilung des Unternehmens signalisiere jedenfalls allen Interessenten an dem erhaltenswerten Gebäude, dass es eine realistische Verhandlungsbasis gebe. Um das zu untermauern, so die Kommunalpolitikerin, müsse Aldi aber auch ernsthaft für den Bahnhof werben.