Von einem Schiff auf der Weser aus würde man sehen, dass Grohn am hohen Ufer der Lesum liegt und könnte auch den leuchtend grünen Kirchturm von St. Michael erkennen. Sechs Mitglieder der Künstlergruppe der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde haben eine Ausstellung erarbeitet, die Besuchern und Anwohnern die schönen Seiten Grohns nahebringt. Von den begehrten Wohnlagen an der Lesum bis zur Hochhausbebauung der Grohner Düne bildet Grohn einen Stadtteil mit sehr unterschiedlichen Wohnformen.
„Wir wollten einmal den Stadtteil zum Thema machen und haben uns sechs Standorte oder Objekte in Grohn ausgesucht“, sagt Meinhard Jantz-Kondering von der Kirchengemeinde. Dabei entstanden zahlreiche Fotografien, der "Urban Scetcher" Lutz Koch steuerte Zeichnungen mit Fineliner bei, die er aquarellierte, und die ganze Künstlergruppe setzte sich zusammen, um Texte über die Ausflugsziele zu schreiben. „Wir haben dazu zum Beispiel im Haus Seefahrt auch mit den Bewohnern Gespräche geführt“, sagt Edeltraut Kück-Hemme aus der Kunstgruppe.
Maritimes ist allgegenwärtig
Einen weihnachtlichen Aspekt in Grohn bildet ein Stern von 5,60 Metern Durchmesser: Im Jahre 2016 hat sich die Einwohnergemeinschaft Bremen-Grohn für ein neues Leuchten zur Weihnachtszeit eingesetzt: Der Floristmeister Andreas Faber konstruierte einen Stern, wie er ähnlich in den Wallanlagen Bremens steht. Ein Strahl des von unten angestrahlten Sterns steht im Gemeindehaus – gefertigt aus geschälten Weidenzweigen und behängt mit Weihnachtskugeln und metallischen Plättchen.
Am Homfeld-Brunnen auf dem Grohner Markt – 1992 von Grohner Bürgern der Stadt Bremen geschenkt – rauscht ein Wasserspiel um sechs lebensnah gestaltete Figuren: zwei Krabbenpuhlerinnen, einen Netzflicker, einen Bootsbauern und zwei Arbeiterinnen der Grohner Fliesenfabrik. Der Brunnen setzt dem Alltagsleben der früheren Fischerei- und Walfang-Hochburg Grohn ein Denkmal. Dagegen repräsentiert ein hohes Renaissance-Portal am Ende der Seefahrtstraße das alte Kapitänsleben in Grohn. Eine anschließende parkartige Anlage führt zu mehreren Häusern, wie dem Haus Seefahrt, in dem seit mehr als 470 Jahren die Schaffermahlzeit stattfindet – der Erlös kommt alten seemännischen Mitgliedern und deren Witwen zugute. Im Wappensaal erinnern farbenfrohe Wappen mit Flaggen und Bildern von Schiffen oder Reedereien an die maritime Tradition Grohns. Lutz Koch greift diese Zeit mit Aquarellen auf, die Nah-Ansichten von Schiffen mit Glocken oder Steuerrudern zeigen.
Erinnerung an die Grohner Fähre
„Besonders im Frühjahr ist der Grohner Friedhof wegen der vielen rosa und weiß blühenden japanischen Zierkirschen ein wunderbarer Ort“, sagt Meinhard Jantz-Kondering. Er hat die Farbenpracht während der Baumblüten in Fotos festgehalten. Inzwischen steht der Friedhof für Annäherung und Gemeinsamkeiten, denn im Jahre 1971 wurde der Zaun zwischen dem evangelischen und dem katholischen Teil entfernt.
Eine alte Pappel und eine Steintreppe sind letzte Zeugen des einstigen Fährbetriebs zwischen Grohn und Lesumbrok. Wegen der befahrbaren Zugbrücke am Lesumsperrwerk war die Fähre 1971 überflüssig geworden.
Noch weiter zurück reicht die Zeit der Erbfischer, die in strohgedeckten Häusern vor dem Steilufer der Lesum jahrhundertelang dem Fischfang nachgingen. Alte Aufzeichnungen über Fischfangergebnisse zeigen, wie artenreich damals noch die Fischfauna in Weser und Lesum war.
Die Lesum als Fluss zum Baden
Von Grohn aus lässt sich auch ein Ausflug zum Schönebecker Sand unternehmen, der bis 1967 eine äußerst beliebte Badestelle für Bremer war, dann aber der Weservertiefung weichen musste. Eindrucksvolle Buntstiftzeichnungen in der Ausstellung zeigen die üppige Uferflora, zu der die prachtvolle Schwanenblume oder das seltene Sumpf-Greiskraut gehören.
„Mit unserer Ausstellung, die uns viel Arbeit gekostet hat, wollen wir unseren Besuchern einige Besonderheiten im Stadtteil näherbringen und zeigen, dass er aus weit mehr besteht als nur der Problemzone der Grohner Düne“, sagt Meinhard Jantz-Kondering.