Schon auf Bildern des 18. und 19. Jahrhunderts sieht man Frauen und Männer mit akkurat gebügelter Kleidung. Mit großem Erfindungsreichtum hatten die Menschen damaliger Zeiten immer wieder neue Methoden des Wäscheglättens und die entsprechenden Gerätschaften entwickelt. Zum Beispiel Mangelbretter und später das „heiße Eisen“. Die aktuelle Ausstellung im Heimatmuseum Schloss Schönebeck zeigt Bügeleisen und Bügelbretter, mit denen die Stoffe damals „geplättet“ wurden – ohne Strom.
Die Exponate stammen aus der Sammlung des Hamburgers Karl-Heinz Steckel und auch aus dem schlosseigenen Fundus. Die rund 30 historischen Mangelbretter aus dem 18. und 19. Jahrhundert geben einen Einblick in die Hausarbeit vergangener Zeiten. Ob fein oder rustikal gearbeitet, sind die Mangelbretter allesamt Unikate.
Kunstvoll geschnitzte Holzbretter
Weißwäsche wurde früher kalt geglättet. Die damaligen Bügel- beziehungsweise Mangelbretter sind oft kunstvoll geschnitzte Holzbretter mit Griff, mit denen – nicht auf denen – Stoffe geplättet wurden. Das zu glättende Tuch wurde um eine Holzrolle gewickelt, und dann wurde immer wieder mit dem Mangelbrett über die Rolle gestrichen und „gerollt“. Um den Stoff zu schonen, wurde er in ein Rolltuch gewickelt. Ein solches schön gestaltetes Rolltuch ist ebenfalls im Schloss zu sehen.
Auch die Mangelbretter sind aufwendig gestaltet: Initialen, Stern-, Blätter- und Blumenornamente, teils geschnitzt, teils in bunten Farben auf die Mangelbretter gemalt. Auffallend oft wurden die Mangelbretter mit geschnitzten Pferdefiguren versehen. „Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie Gebrauchsgegenstände damals künstlerisch verziert wurden, sodass die Menschen bei der Alltagsarbeit zumindest eine kleine Freude hatten“, sagt Klaus Gawelczyk, zweiter Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung.
Die Ausstellung führt vom Mangelbrett als Vorläufer des Bügeleisens zu dessen frühen Formen. Zum Beispiel aus Metall gegossene oder geschmiedete Stücke, die im Ofen oder Feuer erhitzt wurden. Eines der vielleicht ältesten ist ein Stück aus dem museumseigenen Fundus: das rostige kleine Bügeleisen wurde Anfang der 1970er Jahre im Schlossteich gefunden und stammt möglicherweise aus der Zeit des Adelsgeschlechtes von der Borch.
Acht Eisen an einem Ofen
Zu sehen sind auch Öfen oder Feuerstellen, an denen bis zu acht Bügeleisen – beziehungsweise Stelleisen – gleichzeitig gewärmt werden konnten. Die Redewendung „mehrere Eisen im Feuer haben” könnte daher stammen, dass fleißige Büglerinnen stets mehrere Stelleisen gleichzeitig erhitzten.
Im Laufe der Zeit gab noch andere Methoden, um die Eisen zu erwärmen. „Bügeleisen mit Hohlkörper“ wurden mit glühender Holzkohle gefüllt. Ein Nachteil war die Gefahr der Verschmutzung der Wäsche durch herausfallende Asche. „Gehäuse-Eisen“ wurden auch innen erwärmt: Ein eiserner Glutbolzen wurde am offenen Ofenfeuer „zur Weißglut“ gebracht und mit einer speziellen Zange in das Eisen geschoben. Deutlich wird auch, dass das Bügeln in früheren Zeiten sehr viel anstrengender war als heute; viele der gezeigten Eisen sind richtig schwer.
Es gibt wahre Schönheiten
Doch auch bei den heißen Eisen gibt es wahre Schönheiten zu bewundern: Zum Beispiel ein Bügeleisen in Form eines Wals, oder eines mit einem kunstvoll gefertigten Drachenkopf, durch dessen geöffnetes Maul die heiße Luft aus dem Inneren des Bügeleisens entweichen konnte. Eine Ähnlichkeit haben fast alle: Seit dem frühen 19. Jahrhundert hat sich zumeist die heute geläufige Schiffchenform der Bügeleisen-Sohle – hinten breit, nach vorne spitz zulaufend – durchgesetzt. Und auch ein heutiges Elektro-Bügeleisen darf in der Ausstellung nicht fehlen. Anschaulich zeigt es die Entwicklung des „Plätteisens“ bis heute.
Die Ausstellung „Alte Bügeleisen und Bügelbretter“ (Sammlung Karl-Heinz Steckel) wird am Sonnabend, 21. Januar, um 15 Uhr eröffnet und kann danach bis Sonntag, 12. März, zu den gewohnten Öffnungszeiten besucht werden.