An seinem neuen Arbeitsplatz gefällt Eckbert Scheufler eigentlich alles. Ein Ort im Schloss Schönebeck beeindruckte den 49-Jährigen jedoch besonders, als er ihn im vergangenen Sommer zum ersten Mal sah: der riesige Dachstuhl. "Das ist doch wirklich beeindruckend", sagt Scheufler und schaut nach oben, wo sich das alte Balkenwerk über drei Etagen erstreckt. Seit Mitte August 2021 arbeitet er als Hausmeister im Schloss. Dass die Pflege und Unterhaltung eines so alten Gebäudes eine besondere Herausforderung ist, hat er schon in den ersten Wochen seines Jobs erfahren. Sein Vorgänger Detlef Stöver, der das Schloss nach 24 Jahren als Hausmeister in- und auswendig kennt, hat ihn intensiv eingearbeitet und dabei auf so manches Problem hingewiesen.
Die Schwachstellen des historischen Schlosses kennt natürlich auch der Vorstand des Trägervereins, der den Hausmeister beschäftigt. Der Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung betreibt dort seit 1972 ein Museum und organisiert regelmäßig Ausstellungen, Konzerte und Vorträge. Die Mitglieder betreuen nicht nur die Sammlung im Schloss, sondern auch eine große Bibliothek und ein Archiv im Verwalterhaus. Auch für die Vermietung der Schlosskate, die früher in Lesum stand und in Schönebeck neu aufgebaut wurde, ist der Verein zuständig.
Gegründet wurde er 1911. Seine erste Ausstellung zeigte er in einem Nebenzimmer des Hafenhauses in Vegesack. Später hatte der Verein sein Domizil in der Weserstraße 7, dem Haus der Freimaurerloge Anker der Eintracht. Die Freimaurer verkauften das Haus 1937 an den Verein, weil die Loge sich auf Druck der Nationalsozialisten auflösen musste. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab der Verein das Haus unentgeltlich zurück. "Dafür wurde eine Vereinbarung mit der Stadt geschlossen und der Verein durfte ins Schloss Schönebeck ziehen", erläutert Klaus Gawelczyk, zweiter Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung.

Die Pflege und Unterhaltung historischer Gebäude ist eine Herausforderung. Das gilt auch für Schloss Schönebeck.
Der Barockbau wurde etwa 1640 errichtet; erste Besitzer waren bis 1661 die Herren von Oumünde und Schönebeck. Letzter adeliger Eigentümer war Oberst Friedrich von der Borch, dessen Nachkommen das Schloss samt Ländereien 1952 an die Stadt verkauften. "Nach dem Krieg lebten hier neun Flüchtlingsfamilien", sagt Gawelczyk. Bevor das Schloss zum Museum wurde, ließ die Stadt es Ende der 1960er-, Anfang der 70er-Jahre aufwendig sanieren.
Seither gab es immer wieder Sanierungsarbeiten und auch einige Umbauten. So wurden nach Angaben von Fabio Cecere, Sprecher der Liegenschaftsverwaltung Immobilien Bremen (IB), beispielsweise die historische Eingangstür am Verwalterhaus renoviert, befallene Hölzer im Gebälk ausgetauscht, statische und brandschutztechnische Sanierungen vorgenommen, die Heizung modernisiert, ein Notausgang geschaffen und Dachrinnen ausgetauscht. 647.000 Euro investierte Bremen 2015 nach Angaben des Sprechers.
Verstopfte Dachgossen am Schloss haben auch in jüngster Zeit für Probleme gesorgt, erzählen Klaus Gawelczyk und Eckbert Scheufler bei einem Rundgang durchs Schloss. Der zweite Vorsitzende erläutert: "Das Abflussrohr war dicht. Das Wasser hat sich draußen gesammelt und ist im Laufe der Zeit durch das Mauerwerk eingedrungen." Er zeigt im Kellerraum, in dem sich die geologische Sammlung befindet, auf abgeplatzte Mauerstellen. Als er die Wand berührt, bröckelt der Putz ab.

Verstopfte Dachgossen haben dazu geführt, dass Feuchtigkeit ins Mauerwerk eingedrungen ist. Klaus Gawelczyk zeigt im Kellerraum, in dem sich die geologische Sammlung befindet, auf abgeplatzte Mauerstellen.
Zu den vielen Aufgaben von Eckbert Scheufler gehört es, Schäden an IB zu melden und die Arbeit von Handwerkern zu koordinieren. Auch an anderen Stellen war in der Vergangenheit Feuchtigkeit durch die rund einen Meter dicken Mauern eingedrungen. Um die Schäden zu beheben, hat der Verein selbst Geld in die Hand genommen. Für rund 10.000 Euro wurden zwei Kellerräume saniert. "Es durften nur Materialien verwendet werden, die unter Denkmalschutzrichtlinien zugelassen sind", erläutert Gawelczyk. "Und es wurden Fachfirmen beauftragt, die auf derartige Sanierungen spezialisiert sind. Es war wichtig, dass hier atmungsaktive Mineralfarbe verwendet wird, die Feuchtigkeit durchlässt."

Die Fenster des Schlosses könnten eine gründliche Überarbeitung und einen Anstrich vertragen: Der Kitt bröckelt heraus, die Eisenwinkel sind verrostet.
Eine gründliche Überarbeitung und einen Anstrich könnten auch die Fenster des Schlosses vertragen. Der Kitt bröckelt heraus, die Eisenwinkel sind verrostet. "Auf eigene Faust dürfen wir nichts unternehmen", erläutert Gawelczyk. "Wir können nur Immobilien Bremen informieren und hoffen, dass es Geld gibt und die Mitarbeiter reagieren." Die Farbe an den grünen Fensterläden im Erdgeschoss hat ebenfalls schon bessere Zeiten gesehen. "Wenn die neu gestrichen werden, muss das natürlich ebenfalls mit der Denkmalpflege abgesprochen werden."

Die Farbe an den grünen Fensterläden im Erdgeschoss blättert ab. Bei allen Arbeiten muss das Landesamt für Denkmalpflege einbezogen werden.
Im vergangenen Jahr, erzählt der zweite Vorsitzende, gab es eine gemeinsame Begehung mit Vertreter von Immobilien Bremen und dem Landesamt für Denkmalpflege. "Da wurde vereinbart, dass solche Termine nun regelmäßig stattfinden sollen."
Der Verein erhält jährlich 65.000 Euro vom Kulturressort, die er dann als Mietzahlung an Immobilien Bremen überweist. Besondere Instandhaltungsmaßnahmen werden über den Wirtschaftsplan für den Bauunterhalt beziehungsweise das Gebäudesanierungsprogramm finanziert, dessen Höhe der Senat für jedes Jahr neu festlegt. Jährlich kostet die Instandhaltung von Schloss Schönebeck laut IB etwa 10.000 Euro. Dazu kommen Wartungskosten, beispielsweise für die Heizung.