"Kühlt uns einen Container für die Antarktis." Diesen außergewöhnlichen Auftrag erhielt die Ingenieurgesellschaft Schnittger Wilde (ISW) aus Bremen-Nord aufgrund ihrer Zusammenarbeit mit dem deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Zur Erklärung: Die Forscher einer Antarktisstation bauen Gemüse und Obst in einem Gewächshaus an. Die Lampen, die dort zum Einsatz kommen, werden sehr warm – weshalb der Container trotz eisiger Außentemperaturen gekühlt werden muss. Mit besonderen Kühlmitteln ginge das, fand das Bremen-Norder Planungsbüro heraus. Ziel des Projektes ist es übrigens, diese Gewächshäuser auf der Raumstation ISS, Mond oder Mars zu platzieren.
Die Ingenieurgesellschaft Schnittger Wilde wurde am Dienstag, 19. November, mit dem Unternehmenspreis ausgezeichnet, den der Wirtschafts- und Strukturrat Bremen-Nord (WiR) jährlich vergibt. "Wir haben einen tollen Preisträger gefunden", sagt der Vorsitzende Rainer Küchen. Und Christoph Jendrek, ebenfalls vom WiR, hat schon den passenden Werbespruch für das Unternehmen parat: "Von Bremen-Nord auf den Mars".
Am 2. April 2009 haben Ulf Schnittger und Torsten Wilde den Betrieb gegründet. Den Termin haben sie bewusst gewählt, berichtet Schnittger: "Wir waren abergläubisch. Das sollte ja kein Aprilscherz werden." Wilde ist seitdem für Elektrotechnik, Schnittger für Rohre und Kanäle zuständig. Inzwischen beschäftigt das Planungsbüro in Aumund-Hammersbeck 34 Mitarbeiter: Ingenieure für Eletro-, Versorgungs- und Energietechnik sowie für Brandschutz. Ebenso technische Systemplaner und Kaufleute.
Verschiedene Kunden
"Ein ehemaliger Chef hat mal zu mir gesagt: 'Wer sich für Aufträge bewirbt, kann nix.' Zum Glück melden sich die Auftraggeber bei uns", sagt Schnittger. Das Ingenieurbüro plant Stromleitungen, Feuerlöschanlagen, Heizungs- und Sanitärtechnik sowie Fotovoltaikanlagen. Nur, um ein paar Beispiele zu nennen. Kunden sind sowohl internationale Unternehmen wie Siemens und Volkswagen als auch kommunale Auftraggeber wie Immobilien Bremen.
Für den Energieversorger SWB beispielsweise übernahm das Planungsbüro die Bauleitung für den Neubau eines erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerks in Hastedt. Als der Bahnhof und der Bahnhofsvorplatz in Wuppertal saniert wurden, plante ISW die Ausführung verschiedener Gewerke.

Rainer Küchen (3.v.l.) und Christoph Jendrek (re.) vom Wirtschafts- und Strukturrat mit den Vertretern der ISW, Jan Schnittger, Falk Witte, Torsten Wilde und Ulf Schnittger (v.l.).
Bekommt die ISW einen Auftrag, wird beraten, ob dieser überhaupt zu stemmen ist. "Als kleines Rad im Getriebe müssen wir die Fristen einhalten, sonst ist das finanziell nicht mehr zu stemmen, sonst sind wir weg vom Markt", erklärt Schnittger. Da brauche man gutes Personal. "Unsere Idee war es: In Bremen-Nord gibt es nicht so viele Arbeitgeber, deswegen kommen qualifizierte Kräfte zu uns." Aber gerade Auszubildende zu gewinnen, gestalte sich schwierig. Deswegen stellt ISW Leute ein, die auf dem ersten Arbeitsmarkt oft keine Chance bekommen. Zum Beispiel einen Mann mit Autismus, der eine Inselbegabung in Elektrotechnik hat. "Nach 14 Tagen Ausbildung hat er erfahrenen Mitarbeitern erklärt, wie etwas besser funktioniert."
Lob vom Wirtschafts- und Strukturrat
Falk Witte vom Wirtschafts- und Strukurrat lobt, dass die ISW vier Azubis zum technischen Systemplaner ausbildet und Arbeitsplätze für Hochqualifizierte in Bremen-Nord schafft. Jendrek hebt hervor, dass die Unternehmensnachfolge löblicherweise schon geklärt ist. Wilde wird nämlich zum Jahresende als Gesellschafter aussteigen, der ISW allerdings als Mitarbeiter erhalten bleiben. Folgen werden ihm die zwei Söhne Ulf Schnittgers. "Ein Argument, dass dieses Jahr der Preis an ISW geht, war, dass Torsten Wilde auch noch etwas davon hat", erläutert Küchen.
Künftig möchte ISW mit Hydraulik ein neues Geschäftsfeld erschließen. Das Team, dem Schnittger ausdrücklich dankt, wird weiterhin den Bau von Fabriken, Krankenhäusern, Kitas und Schulen planen.