Sie sind an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr im Einsatz: die Fähren Bremen-Stedingen GmbH. "Gäbe es die Fähren nicht, könnten wir hier nicht vernünftig leben, wohnen und arbeiten", sagt Christoph Jendrik vom Wirtschafts- und Strukturrat Bremen-Nord. Unter anderem deshalb hat der Verein das Unternehmen am Dienstag mit seinem Unternehmenspreis ausgezeichnet.
Wer die Auszeichnung bekommen will, muss sich im Vorfeld bewerben. "Dabei müssen die Firmen darlegen, dass sie die von uns formulierten Kriterien erfüllen", sagt Jendrik. Dazu zähle etwa, dass die Unternehmen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Genauso wichtig sei, dass die Bewerber sich im Bremer Norden engagieren. Darüber hinaus müsse sich der Preisträger positiv entwickeln.
Die Entscheidung darüber, welches Unternehmen ausgezeichnet wird, fällt eine zehnköpfige Jury. "Der gehören unter anderem Vertreter der Handelskammer, der Arbeitnehmerkammer sowie der Wirtschaftsförderung an", so Jendrik. Die Wahl auf die Fähren Bremen-Stedingen GmbH sei dabei einstimmig gefallen. "Wenn man sich anschaut, dass jährlich vier Millionen Personen und zwei Millionen Fahrzeuge von Bremen nach Niedersachsen und umgekehrt transportiert werden, sind das Zahlen, die für sich sprechen", findet er. "Zeitgleich wird damit die Bedeutung der Fähren für die Region unterstrichen."

Geehrte und Ehrende an Deck (von links): Rasmus Schwand, Thorsten Tietjen, Andreas Bettray, Christoph Jendrik, Rainer Küchen und Ralf Kölpin.
Der Preis bringe eine Wertschätzung zum Ausdruck, über die sich nicht nur Geschäftsführer Andreas Bettray freue, sondern die gesamte Belegschaft. "Der Unternehmenspreis 2023 steht für die Mannschaft", so Bettray. Die Gesellschaft beschäftige 90 Menschen, 82 davon seien direkt an Bord tätig. "Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind mit Leidenschaft, Überzeugung und Identifikation dabei", betont er.
Das führe auch dazu, dass die Fährgesellschaft – im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen – keine Probleme haben, Fachkräfte zu finden. "Wir bekommen nahezu täglich Initiativbewerbungen von Leuten, die uns kennen", schildert der Geschäftsführer. "Das liegt daran, dass wir einen respektvollen und auf einer guten Ebene ausgerichteten Umgang mit den Mitarbeitern haben. Dazu gehört eine tarifgerechte Vergütung, eine betriebliche Altersvorsorge sowie zusätzliche Angebote wie etwa das Dienstradleasing." Außerdem gebe es eine betriebliche Gesundheitsförderung. Die beinhalte unter anderem, dass ein Gesundheitscoach sich Arbeitsabläufe anschaut und – sofern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das wollen – mit ihnen verschiedene Übungen macht. Zudem hat der Geschäftsführer eine Laufgruppe ins Leben gerufen, die auch am Halbmarathon in Bremen teilnimmt. "Das zeigt Verbundenheit und macht unseren Betrieb aus", meint Bettray, der Ende des Jahres in den Ruhestand geht.
"Hier herrscht ein Betriebsklima, das von Respekt, Wertschätzung und Anerkennung geprägt ist", ergänzt der designierte Geschäftsführer Ralf Kölpin. "Ich weiß, dass jedes zweite Unternehmen so etwas für sich reklamiert. Aber soweit ich das hier gesehen habe, wird dieses Klima bei der Fähren Bremen-Stedingen GmbH in der Tat gelebt." Das mache sich auch an der Fluktuation bemerkbar, die gegen null gehe.
Die Fähren bringen aber nicht nur Pendler und Urlauber von A nach B. "Wir sind in eine Rettungskette mit Feuerwehr, Polizei und Katastrophendienst eingebunden", erläutert Andreas Bettray. "Die bezieht sich auf die Bereiche Brand- und Ölbekämpfung sowie Rettungseinsätze." Hin und wieder bekommen davon auch die Fahrgäste etwas mit: Fährt die Fähre nicht pünktlich ab, kann es daran liegen, dass der Schiffsführer auf ein Einsatzfahrzeug warten muss. Sobald das dann auf der Fähre ist, legt die sofort ab. Denn in solchen Momenten zählt jede Minute. "Das macht unser Fährbetrieb auch aus, dass wir nicht nur Menschen befördern, sondern auch an solchen Sondereinsätzen beteiligt sind", erzählt er.
In Zukunft werden das Unternehmen vor allem zwei Themen beschäftigen. Dazu zählt zum einen der Lückenschluss der Autobahn 281 mit der Inbetriebnahme des Wesertunnels. Ralf Kölpin geht davon aus, dass die Gesellschaft dadurch Kunden verlieren wird. Das bedeutet wiederum, dass das Fährangebot angepasst werden muss. In welchem Rahmen das passieren wird, stehe zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht fest.
Zum anderen müssen die Fähren in Zukunft emissionsfrei unterwegs sein. Mit welcher Technologie das gelingen kann, ist aktuell noch unklar. Allerdings kooperiert das Unternehmen bereits seit einiger Zeit mit dem Zentrum für Luft- und Raumfahrt. "Das läuft unter der Überschrift 'Emissionsfreie Weserfähre'. Dabei soll ein Fährschiff entwickelt werden, dass einen grünen, emissionsfreien Antrieb mit Batteriespeicher an Bord und landgestützter Aufladung hat", erklärt Kölpin. Sowohl der Bau des Tunnels als auch der emissionsfreie Verkehr sind für die Fähren Bremen-Stedingen allerdings kein Problem, sondern eine Herausforderung. "Die nehmen wir an und werden sie mit Augenmaß aktiv mitgestalten", sagt der designierte Geschäftsführer. "Auch in Zukunft werden wir das tun, was wir am besten können: Menschen und Fahrzeuge sicher und so ökonomisch und ökologisch wie möglich über die Weser zu transportieren."