Mit Worten der Dankbarkeit verabschiedete sich Bürgermeister Andreas Bovenschulte am Donnerstagmittag insbesondere von den Schülern der Oberschule an der Lerchenstraße. Zuvor hatte er sich interessiert mit Schülern der siebten Klassen zum Thema Mobbing befasst. Anschließend gab es mit Schülern der Oberstufe einen Austausch zum Thema Rassismus. „Das war großartig hier und eine sehr differenzierte Diskussion. Ich selbst habe wertvolle Einsichten mitgenommen“, sagte Bovenschulte zum Abschluss seines Besuches.
Hintergrund des Besuches: Im März liefen die "Internationalen Woche gegen Rassismus". Insofern wollte sich der Bürgermeister über den schulischen Umgang mit dem Thema informieren. Die Oberschule Lerchenstraße trägt das Siegel "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage". Es sei eine „Selbstverpflichtung“ der Schule, sich dafür einzusetzen, sagt Schulleiterin Kirsten Addicks-Fitschen. Dies geschehe durch Prävention, Projektwochen und weitere Maßnahmen.
Bürgermeister suchte das Gespräch
Herzlich und lachend begrüßten die Schüler den Politiker. Beim Gang durch das Schulgebäude musste er immer wieder mal einen kurzen Zwischenstopp einlegen. Denn Schüler wollten sich mit dem Bürgermeister fotografieren lassen.
Offiziell begrüßt wurde Bovenschulte von Oberschuldirektorin Addicks-Fitschen im Besprechungszimmer bei Keksen und Kaffee. Über 1000 Schüler müssen sich hier zu Hause fühlen, so Addicks-Fitschen. „Deshalb ist uns die Beziehungsarbeit wichtig.“ Etwa 60 Prozent der Schüler hätten einen Migrationshintergrund, sagte die Schulleiterin auf Rückfrage Bovenschultes. „In diesem Gebäude fühlen wir uns wohl“, hob sie hervor. „Denn der Raum ist der dritte Pädagoge.“
Aufgebaut hatten die Siebtklässler in einem Flur eine Bildergalerie zum Thema Mobbing. Ein Bild zeigte eine sitzende in sich gekrümmte Person. Auf einem anderen Bild standen Sätze wie „Keiner mag dich“, „Du nervst“, „Du bist hässlich“. Darüber stand geschrieben: „Mobbing kann einen sehr zerstören.“ Insofern suchte der Bürgermeister das Gespräch mit Schülern zu entsprechenden Bildern.
In einem zweiten Teil hörte er sich kurze Texte zum Thema Mobbing an. Sie wurden von den Verfassern selbst vorgetragen. „Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr.“ Mit diesen Sätzen beginnt der Text von der zwölfjährigen Shane Gümmer. „Was stimmt denn nicht an mir?“, fragt sie. Doch schließlich sei ihr geholfen worden, weil sie sich ihren Eltern anvertraut hatte. „Ich konnte wieder ohne Angst in die Schule gehen und hatte Freunde“, schließt sie ab. Er sei „geplättet“, staunte der Bürgermeister über die Vorträge. „Absolut super. Das ist ein total tolles Format.“
In einem Kreis hatten die Schüler des zehnten bis 13 Jahrgangs Platz genommen. In der Mitte stand eine Vase, darum herum lagen Bilder und Süßigkeiten. Jeder durfte sich eine Süßigkeit und ein Bild seiner Wahl nehmen. Danach konnte jeder reihum erklären, warum er welches Bild genommen habe.
Der 19-jährige Emir Özdemir hatte sich ein Foto mit vielen verschiedenen Menschen ausgesucht. Das sei für ihn Bremen, so der 19-Jährige. Er finde das Bild deshalb toll, weil es eine Vielfalt wiedergebe. „Die haben zum Beispiel alle eine verschiedene Haarfarbe“, war ihm aufgefallen. Was Bovenschulte auf den Begriff Heimat brachte. „Heimat ist da, wo Menschen zusammen leben“, war ihm wichtig.
Appell an die Schüler
Ob Alltagsrassismus denn wirklich ein „echtes Problem“ sei, fragte er in die Runde. Das bejahten weitgehend die Schüler. „Das sind Sprüche, die man so sagt, wie: Ausländer raus“, hieß es aus der Runde. Oder es seien ausländerfeindliche Bilder aufgetaucht, deretwegen es eine Klassenkonferenz gegeben habe.
„Manche Sprüche sind zwar als Witze gemeint“, sagt Schülerin Sophie Rutke. Aber die seien trotzdem abwertend. „Und das tut immer weh.“ Dann bekomme man zu hören: „Das gehört dazu. Das musst du abkönnen.“
Zur Sprache kam auch, ob bei Rassismus in der Schule behördlich eingegriffen werden solle. Dazu Bovenschulte: „In der Schule muss bei Rassismus mit schulischen Mitteln eingegriffen werden.“ Den Schülern gab er mit auf den Weg: „Rassismus nicht zu verharmlosen und sich nicht mundtot machen zu lassen.“