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Auswirkungen von Corona Ungeimpft ins Frauenhaus

Dürfen sich Frauenhausmitarbeiter den Impfausweis zeigen lassen, bevor sie eine Schutz suchende Frau aufnehmen? Aktuell gibt es keine Regelung. Zu welchen Problemen das führt…
03.12.2021, 05:00 Uhr
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Ungeimpft ins Frauenhaus
Von Patricia Brandt

Die Lage für Schutz suchende Frauen in der Region bleibt angespannt – obwohl der Senat 2021 neue Plätze im Nordbremer Frauenhaus geschaffen hat und für 2022 Hotelzimmer anmietet. Wie sich die überlasteten Frauenhäuser in der Pandemie verhalten sollen, dazu gibt es offene Fragen. Hier die Antworten.

Wie hat Corona die Situation verändert?

„Wir haben weiterhin viele Nachfragen, es ist momentan schwierig für uns, weil wir nicht wissen, ob wir ungeimpfte Frauen aufnehmen dürfen. Wir wollen ungeimpfte Frauen nicht aufnehmen, haben aber keine klare Richtlinie bekommen. Natürlich brauchen auch die ungeimpften Frauen Hilfe, aber wir gefährden damit die Frauen und Kinder, die schon hier leben und auch die Mitarbeiter", erläutert Susanne Eilers, Mitarbeiterin im Nordbremer Frauenhaus. Es fehlten aktuell Empfehlungen im Umgang mit Corona: „Wir wissen noch nicht einmal, ob wir rechtlich dazu befugt sind, uns den Impfausweis oder einen Test zeigen zu lassen.“ Die Frage sei auch, ob es den anderen Frauen mitgeteilt werden dürfe, falls jemand nicht geimpft ist: „Das würde ja gegen den Datenschutz verstoßen.“

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Für Eilers ist die Situation auch menschlich schwierig: „Wir sind angehalten zu helfen, das ist unser Job, das wollen wir auch." Doch Corona schaffe eine Ausnahmesituation. "Wir  hoffen jede Woche, dass wir kein Corona ins Haus bekommen. Wir sind über jeden Tag froh, an dem die Frauen hier gesund sind. Überall stehen Desinfektionsspender. Aber natürlich spielen die Kinder miteinander. Das ist in allen Frauenhäusern gleich.“

Dürfen auch ungeimpfte Frauen aufgenommen werden?

„Frauenhäuser fallen unter keine der Definitionen der Corona-Verordnung. Es gelten dort dementsprechend keine 2G- oder 3G-Regelungen für die aufgenommenen Frauen“, stellt Lukas Fuhrmann aus dem Gesundheitsressort klar. Fuhrmann: „Grundsätzlich gelten aber natürlich auch in Frauenhäusern die bekannten Abstands- und Hygieneregeln. Die Aufnahme in Frauenhäusern erfolge nach Maßgabe der einzelnen Frauenhäuser, diese seien dabei sehr autonom. „Sie durften auch bereits vor der Pandemie Frauen ablehnen oder an andere Einrichtungen verweisen“, so Fuhrmann.

Für die Beschäftigten jedoch greift laut Behörde die 3G-Regel am Arbeitsplatz, die durch den Bund erlassen wurde.

Wie viele Frauenhäuser gibt es in Bremen-Nord?

Es existiert im Bremer Norden nur ein Frauenhaus. Dies verfügte bislang über acht Plätze. Nach einem Umzug in ein größeres Haus stehen zwei Zimmer mehr bereit.

Nach Angabe des Ressorts für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz gibt es aktuell 113 Plätze in Frauenhäusern, hinzu kommen die Plätze im Tourismussegment. Insgesamt hat Bremen 30 Plätze in Hotels geschaffen. Für die Verlängerung der Anmietung der Räume hat die Städtische Deputation für Gesundheit und Verbraucherschutz in dieser Woche votiert und dafür rund 79.000 Euro bis Ende März 2022 zur Verfügung gestellt. „Danach sollen in Bremen und Bremerhaven neue Gebäude angemietet werden“, berichtet die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ute Reimers-Bruns. 

Gibt es Wartelisten?

Es gibt keine Wartelisten. Sobald ein Zimmer frei wird, wird dies in der Regel an die nächste Schutz suchende Frau abgegeben. Wenn Frauen abgewiesen werden müssen, werden sie an andere Frauenhäuser vermittelt.

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Wie viele Plätze fehlen?

Eine offizielle Zahl gibt es dazu nicht. Alle Bremen Frauenhäuser verzeichnen laut der wöchentlichen Abfrage der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz seit Mitte Juni 2020 eine erhöhte Nachfrage: Die Auslastung der Plätze liege derzeit bei über 100 Prozent der regulären Plätze, sagt Sprecher Lukas Fuhrmann. Deshalb habe Bremen zusätzliche Plätze in der Tourismusbranche gemietet.

Maja Tegeler, Bürgerschaftsabgeordnete der Linksfraktion, geht von durchschnittlich 40 fehlenden Plätzen im Land Bremen aus. „Für 30 Hotelbetten haben wir Geld in den Haushalt gestellt. Zusammengefasst würde ich sagen, der Senat tut sein Möglichstes. Aber wie an so vielen Stellen gibt es Lücken und Engpässe. Auch daher wird die Ankündigung der kommenden Ampel-Koalition interessant, den Bund an der Finanzierung weiterer Frauenhausplätze zu beteiligen.“  

Wie stark ist die häusliche Gewalt gestiegen? 

Seit Beginn der Pandemie sind nach den Worten von Lukas Fuhrmann aus dem Gesundheits- und Frauenressort steigende Zahlen bei der häuslichen Gewalt zu verzeichnen. Fuhrmann verweist auf Angaben des Innenressorts, nach denen es seit Ausbruch der Pandemie im Land Bremen zu einem Anstieg der häuslichen Gewalt um 15,8 Prozent gekommen ist. Diese aktuellen statistischen Daten beschreiben nur das Hell-Feld. Der Senator für Inneres vermutet, dass ein nicht geringer Teil der Vorfälle für Außenstehenden verborgen geblieben sei, da Kitas und Schulen über Wochen geschlossen waren und sich die Opfer zudem aufgrund der Kontaktverbote schwieriger Unterstützung im sozialen Nahfeld hätten holen können.

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