Erst im August dieses Jahres veröffentlichte die nordbremer Autorin Ines Balczun unter ihrem Mädchennamen Ines Allerheiligen mit dem Kriminalroman „Schuld verjährt nicht“ ihr drittes Buch. Keine vier Monate später wartet nun bereits das jüngste Werk der Autorin auf Leser: Mit ihrem Roman „Junis und Rasho“ bewegt sich die Autorin, die zunächst mit zwei Tatsachenromanen debütierte, zwar abermals in fiktiven Gefilden; bietet mit der Geschichte einer erfundenen Männerfreundschaft zwischen einem arabischen Muslim und einem kurdischen Jesiden jedoch reichlich realitätsbezogenen Stoff für Gedanken und Diskussionen.
„Die Geschichte der beiden jungen Männer ist fiktiv; die politische Handlung und die Orte der Geschichte aber sind real und tatsächlich so passiert“, informiert die Autorin ihre Leser im Nachwort des Buches. Und diese haben es in sich, verlegte Balczun die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft doch in die syrische Stadt Manjib nahe der türkischen Grenze – und in eine Zeit zwischen 2014 und 2016, als Manjib nicht nur durch den bereits jahrelang andauernden Bürgerkrieg gebeutelt, sondern auch von der Terrormiliz IS besetzt und dessen Auslegung der Scharia unterworfen war.
Inspiration aus persönlichen Gesprächen
Als Inspiration für die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft diente der Autorin neben der Biographie eines syrischen Freundes, dessen Flucht vor der Terrorherrschaft sie bereits in ihren Tatsachenromanen „Good Evening, how are you?“ und „Alles Gut?“ verarbeitete, auch zahlreiche Gespräche mit einem Arbeitskollegen, einem kurdischen Jesiden.
„In unserer täglichen Zusammenarbeit war mir aufgefallen, dass er einige Vorbehalte hatte und eher zurückhaltend reagierte, wenn es um arabische Muslime ging“, schreibt die Autorin im Vorwort ihres jüngsten Romans – und ergänzt im Gespräch: „Tatsächlich ist die Idee zu dem Buch ursprünglich aus einem Scherz entstanden: Wenn er in unseren zahlreichen, manchmal sogar hitzigen Gesprächen über dieses Thema artikulierte, dass er sich eine stabile Freundschaft mit einem arabischen Muslim nicht vorstellen könne, habe ich ihn manchmal als Antwort darauf damit aufgezogen, dass ich eine solche ja erfinden und ein Buch darüber schreiben könnte“.
Das große Interesse und die entsprechend profunden Kenntnisse der Nordbremerin hinsichtlich der konfliktreichen Nahostpolitik kommt also trotz Fiktionalität der Geschichte einmal mehr zum Tragen. In ihrer aktuellen Berufstätigkeit in einem AWO-Übergangswohnheim für Geflüchtete vermutet die Autorin eine weitere Ursache ihrer aktuellen Kreativität und Produktivität: „Sowohl die Geschichten, die ich hier höre als auch die Konflikte, die ich miterlebe, wirken auf mich ähnlich inspirierend wie die privat erlebte Geschichte, die in meinen ersten beiden Büchern nachzulesen ist.“