Eigentlich hatte er den 1. April angepeilt. Doch weil in der Pandemie alles länger dauert, musste er diesen Termin verschieben. Nun ist es der 20. Mai. Und an diesem Datum wird sich nichts mehr ändern. Denn das neue Album von Grillmaster Flash heißt nicht nur "Komplett ready", sondern ist es auch.
Gut 30 Songs hat der Nordbremer Musiker, der inzwischen im Viertel lebt, für das Album geschrieben. 13 Lieder haben es auf die CD geschafft. Viele der Songtexte haben einen ironischen Unterton und wirken autobiografisch. "Eigentlich mache ich keine autobiografische Musik, aber bei manchen Sachen würde ich schon sagen, dass das in die Nähe kommt", erzählt Grillmaster Flash, der mit bürgerlichem Namen Christian Wesemann heißt. So singt er in "Albtraum" zum Beispiel "Sie sagen: Schreib' doch mal 'nen Hit!'". Diesen Satz hat er tatsächlich schon häufiger gehört, wenn auch nicht so drastisch. "Wenn ich etwas veröffentliche, ist schon Interesse da. Manchmal sagen die Leute dann aber auch, 'es wäre schon geil, wenn Du jetzt ein Ding hättest, was alle anzieht'", erzählt er.
Doch aus Erfahrung weiß er, dass es gar nicht so einfach ist, einen Hit zu schreiben. "Häufig sind solche Lieder auch Zufallstreffer", sagt Wesemann. "Deshalb mache ich einfach, was ich machen will." Und das ist bei seinem neuen Album besonders ausgeprägt, ergänzt er. Entsprechend ärgern ihn solch kritischen Töne auch nicht. "Im Gegenteil, ich finde es lustig", erklärt der Musiker.
Doch nicht nur die Ironie fällt in seinen Texten auf, sondern auch seine Heimatverbundenheit. Gleich zwei Mal, zum einen im Intro, zum anderen in "Was macht Benni jetzt" ist die Rede von Bremen-Nord. Dass die Region in seiner Musik Erwähnung findet, ist ihm wichtig, sagt Grillmaster Flash. "Nordbremer zu sein, hieß auch immer, im Understatement zu leben." Genau diese Unterbewertung ist eines der Themen, über die er gerne singt.
Außerdem lassen sich über Bremen-Nord genauso gut Songs schreiben wie über Berlin, findet er. Doch die Hauptstadt besingen schon so viele andere. "Und in Berlin kenne ich mich nicht aus", sagt der Musiker. Dafür aber umso besser im Norden der Hansestadt, mit dem ihn nach wie vor viel verbindet. Teile seiner Familie wohnen dort. Nicht nur deshalb beobachtet er auch die Entwicklung der Stadtteile ganz genau. Insbesondere die von Blumenthal, wo er aufgewachsen ist. "Das ist teilweise ganz schön hart", findet Wesemann. "Das kenne ich anders." Was er damit meint, ist zum Beispiel der Verfall einiger Ecken in Blumenthal. "Das hat wahrscheinlich etwas mit der Pleite von Vulkan und BWK zu tun", vermutet er.
Seine Freizeit hat er allerdings nicht in Blumenthal, sondern vorwiegend in Vegesack verbracht. Das Freizi Alt-Aumund war zum Beispiel der Ort, an dem eine seiner Bands geprobt hat. "In Vegesack waren die Leute, mit denen ich viel zu tun hatte", sagt Grillmaster Flash. Aber auch die Jugendkultur insgesamt hat ihm damals im Stadtteil sehr gut gefallen. "In der Zeit, als ich dort war, war Bremen-Nord sehr stark in der Jugendkultur", sagt er. "Das war eine coole Szene. Es waren viele Leute dort, die die unterschiedlichsten Dinge gemacht haben und super miteinander klargekommen sind."
Mit Florian Vey, einem Freund aus dieser Zeit, hat er ein Filmprojekt begonnen, das den Namen "Grilli gibt nicht auf" trägt. "In dieser Miniserie spiele ich mich selbst", sagt er. Im vergangenen Jahr haben die beiden eine sogenannte Pilotfolge in Bremen und Bremen-Nord gedreht. Ein Stipendium der Medien-Fördereinrichtung Nordmedia hat das Projekt möglich gemacht. "Aktuell sind wir auf der Suche nach einem Sender oder einen Streaming-Dienst, der diese Serie kauft" erzählt Christian Wesemann. "Sollten wir einen Abnehmer finden, könnten wir auch eine ganze Staffel produzieren."
