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Artenschutz Erster Wildblumensamen-Automat in Bremen-Nord aufgestellt

Ein Euro für die Bienen: In Bremen-Nord steht der erste Automat für Wildblumensamen. Die Idee eines jungen Naturschützers soll helfen, das Insektensterben zu stoppen.
05.05.2025, 17:45 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

Wer einen Euro in den Automaten steckt, erhält eine steinharte Lehmkugel voller Pflanzensamen: In der Kugel steckt regionales und saisonales Saatgut, aus dem viele Arten wilder Blumen sprießen. Die Blüten liefern vor allem Pollen und Nektar für Wildbienen – einer Insektengruppe, die mit rund 150 Arten in Bremen vertreten ist und von denen etwa die Hälfte als gefährdet gilt. Die meisten Wildbienenarten sind, im Gegensatz zur sozial lebenden Honigbiene, Einzelgänger, die Brutzellen für ihren Nachwuchs anlegen. Die aus dem Ei schlüpfende Larve ernährt sich in ihrer Zelle von dem Pollen und Nektar, den die Wildbiene in die Brutzelle transportiert hat. Doch dazu brauchen die Insekten ein vielfältiges Angebot an Wildblumen, das durch intensive Landwirtschaft und naturferne Gärten stark zurückgegangen ist.

„Auf die Idee, alte Kaugummi-, aber auch Kondom-Automaten in Samenspender für blütenbesuchende Insekten umzufunktionieren, kam der damals 13-jährige Jonte Mai, der in Bremen-Findorff wohnt. Er ist inzwischen 17 Jahre alt und hält sich derzeit in den USA auf“, sagt Stefanie Wagner-Arndt aus Vegesack, „doch leider gibt es zwar inzwischen mehrere Standorte in Bremen-Stadt, aber bisher stand kein einziger in ganz Bremen-Nord.“

Erster Automat in Bremen-Nord

Jonte Mai stellte ihr kostenlos einen Automaten zur Verfügung, der nun auf ihrem Grundstück im Borchshöher Feld steht, und zwar so, dass er vom Bürgersteig aus zugänglich ist. „Wer sich für einen Euro eine Kugel zieht, kann damit mehr als zwei Quadratmeter Bodenfläche mit wilden Blumen anreichern“, sagt Stefanie Wagner-Arndt, die als Redakteurin in einem Verlag arbeitet. „Jontes Idee hat großartig funktioniert“, sagt sie, „zahlreiche Leute aus ganz Deutschland, aber auch aus anderen europäischen Ländern, die aktiv etwas gegen das Insektensterben tun wollen, haben in ihrer Heimat solche Automaten aufgestellt.“

Jonte Mai hatte schon als Kind einen Imker-Workshop besucht und ist dabei nicht nur zu den Honigbienen, sondern auch zu den Wildbienen gekommen. Das Insektensterben habe ihn sehr beschäftigt. Außerdem war ihm aufgefallen, dass es immer mehr Schottergärten gibt. Sein Plan war, eine Möglichkeit zu finden, viele Menschen mit der Idee anzustecken, etwas für den Erhalt der Biodiversität und der Artenvielfalt zu tun, indem sie Lebensräume im Garten oder auf dem Balkon für Insekten und andere Tiere zu schaffen, berichtet Jonte Mai auf seiner Homepage „naturschutz2go“. Mit dem Erlös aus seinen Automaten unterstützt er andere Projekte für Kinder und Jugendliche und behält nichts für sich selber. Seit 2021 gibt er auch bundesweit sein Wissen weiter und unterstützt Kinder und Jugendliche dabei, eigene Projekte rund um einen Saatgutautomaten auf die Beine zu stellen.

Bei vielen Leuten mischt sich Neugier mit Scheu.
Stefanie Wagner-Arndt, Unterstützerin

Auf einem Flohmarkt in Berlin hatte er einen Kaugummi-Automaten gefunden, den er zu einem Spender für Samenkugeln umbaute, und während der Corona-Zeit hat er ein Video auf Youtube veröffentlicht, das großen Anklang fand. Sein Projekt wurde inzwischen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, wie zum Beispiel dem Deutschen Kinder- und Jugendpreis oder dem Bundes-Umwelt-Wettbewerb.

Die Reaktion auf den Automaten mit Wildblumensaat bei Stefanie Wagner-Arndt in Bremen-Nord sei jedoch bisher eher verhalten, wie sie sagt. „Bei vielen Leuten mischt sich Neugier mit Scheu“, sagt sie, „wer jedoch den einen Euro übrighat, erhält außer der Samenkugel auch einen Zettel mit Hinweisen, wo man diese Bienenpraline am besten platziert“, sagt Stefanie Wagner-Arndt. Man könne die Kugeln voller Saatgut von Ende März bis Ende Juli im Freiland, im eigenen Garten oder auf dem Balkon auswerfen und sollte sie sich einfach selbst überlassen. Man kann die Kugel mit Wasser begießen, aber auch warten, bis der erste Regenguss die Samen zum Keimen bringt. Bei längeren Trockenphasen hilft es, die Saat regelmäßig zu gießen.

Unterstützung auch für andere Insekten

„Weil es wegen des teilweise dörflichen Charakters von Bremen-Nord viele Gärten gibt, könnte man Wildbienen mit der Saatgutmischung besonders wirksam helfen“, sagt Stefanie Wagner-Arndt. Wer dies tut, fördert damit auch die Artenvielfalt generell: Den Wildbienen bestäuben durch ihren Blütenbesuch viele heimische Pflanzenarten, und die Pracht aus Wildblumen lockt viele weitere Blütenbesucher an, seien es Schwebfliegen, Käfer oder Schmetterlinge.

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Info

Wer Interesse an einem Automaten mit Wildblumensaatgut hat, kann sich bei Stefanie Wagner-Arndt, Borchshöher Feld 2, unter Telefon 01 60 / 3 51 08 16 melden. Weitere Informationen sowie eine Bauanleitung für den Automaten finden sich unter https://naturschutz2go.de.

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