Das Angebot an Kultur war reichhaltig, und nicht nur Museen, wie die Ankündigung vermuten ließ, standen auf der Liste der Möglichkeiten. Ausstellungen, Führungen, Mitmach-Angebote und Kulinarisches zeigten, wie breit gefächert und tief verwurzelt Kultur in den Herzen der Bremer ist. Natürlich fehlten Angebote für Kinder ebenso wenig wie barrierefreie Veranstaltungen und auch ein Blick hinter die Kulissen ließ sich bei einigen Veranstaltungsorten tun.
In Bremen-Nord erwies sich einmal mehr Knoops Park mit der Villa Lesmona und Haus Kränholm als Publikumsmagnet. In der Villa Lesmona bat Birgit Waller ihre Gäste zum „Tee in Lesmona“ und kredenzte gleichzeitig einen ausführlichen Blick auf die Werke ihres Mannes, dem im vergangenen Jahr verstorbenen Künstler Jürgen Waller. Birgit Waller erzählte von seinen Arbeiten, die sie als Galeristin begleitete. Geprägt sei das künstlerische Schaffen Wallers unter anderem von Pablo Picasso gewesen, in dessen Villa La Galloise in Vallauris der junge Künstler Jürgen Waller ihn besuchte. „Hier herrscht heute ein ständiges Kommen und Gehen“, freute sich die Galeristin, die immer wieder interessierte Gäste begrüßen konnte.
Jürgen Waller hatte auch eine kleine Kunstakademie aufgebaut, in der er aufstrebenden jungen Künstlern seine Kenntnisse und Erfahrungen weitergab. „Darunter war auch Friederike Latzko, Mitbegründerin der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen“, berichtete Birgit Waller. Noch immer steht ein Bild von Latzko hier auf der Staffelei. „Wir nennen es „die Unvollendete“, und irgendwann wird Friederike Latzko es sicherlich fertigstellen. Sie ist eine in vielerlei musischen Fächern begnadete Künstlerin“, schwärmte Birgit Waller.

Bat ihre Gäste zum zum „Tee in Lesmona“: die Galeristin Birgit Waller.
Wer sich an den Werken Jürgen Wallers sattgesehen hatte, konnte im Park der Villa Lesmona auf Streifzug gehen und die hier ausgestellten 32 Skulpturen genießen. Seit 1984 wurde der die Villa umgebende Park allmählich und regelmäßig mit Skulpturen bestückt.
Birgit Waller stellt jährlich etwa drei- bis viermal Skulpturen in ihren Galerieräumen aus, eine Arbeit aus den Ausstellungen bleibt dann im Park. So entsteht eine ständig wachsende Sammlung.
Am späteren Abend folgte noch ein besonderes Klangerlebnis. Dann nämlich wurde die Skulptur „nine-eleven NY“ im Park der Villa Lesmona farbig angestrahlt und von Trommelklängen umgeben.
Ein kurzer Fußweg von fünf Minuten verbindet die Villa Lesmona mit Haus Kränholm. Gezeigt wurden hier Arbeiten des Bildhauers Willi Weiner, die sich mit dem Element „Wasser“ beschäftigen. Präsentiert werden die Arbeiten in einem Glascontainer nahe der Lesum, der wohl kleinesten 24/7 Kunsthalle der Welt. In dem etwa Nasszellen-großen Glascontainer waren verschiedene Objekte aufgehängt. Ihre blaugrüne Farbgebung verdeutlichte, dass sie Wasser darstellten. Sie versinnbildlichten einmal eine stehende Welle, eine Welle, die auf ein Riff trifft, eine u-förmige Flussschleife, einen Sturzbach, ein Haus am See und eine profane Pfütze.

Der Schulschiff-Deutschland-Chor gab ein Konzert im Geschichtenhaus.
Ebenfalls mit „Wasser“ hatten es die Besucher der Langen Nacht der Museen im Vegesacker Geschichtenhaus zu tun, allerdings eher in Verbindung mit dem gesprochenen oder gesungenen Wort. Im historischen Hafen lud die Stätte ebenso zu Genuss für Auge und Ohr wie auch Leib und Seele ein: Während der Schulschiff-Deutschland-Chor für musikalische Unterhaltung sorgte, entführte das Ensemble des Vegesacker Geschichtenhauses die Besucher ins England des 19. Jahrhunderts zum Kurzdrama „Markheim“ von Robert Lewis Stevenson. Die Sonderausstellung „Auf Sicht – Die Norddeutschen Realisten malen in Bremen“ präsentierte zudem maritime Motive aus dem Bremer Norden.
Im Schloss Schönebeck wird die maritime Geschichte Vegesacks mit Themen wie Schiffbau, Walfang und Heringsfischerei erzählt. Wer es also mehr museal mochte, hatte hier Gelegenheit, sich einer Führung durch die maritime Abteilung des Heimathauses anzuschließen. Alternativ konnten die Besucher etwas über die wirtschaftliche Bedeutung des Walfangs für Bremen erfahren.
Im Overbeck-Museum gab es die Möglichkeit, das eigene Wissen über Bremen-Nord bei einer Museumsrallye zu testen: Wie gut kennen die Besucher ihren Stadtteil anhand von Bildern?
Auch die jüngere Geschichte Deutschlands fand Eingang in die Lange Nacht der Museen. Am Denkort Bunker Valentin konnte der ehemalige U-Boot Bunker auf beleuchteten Pfaden besichtigt werden. An einer der Bunker-Außenwände erzeugte eine Windharfe als Teil des Kunstprojektes „Erinnern durch Klang“ erstaunlich friedliche Töne für ein solch kriegerisches Gebäude.
Eine Dame fand beim Einsteigen in ihr Fahrzeug die richtigen Worte für die Lange Nacht der Museen in Bremen-Nord: „Man weiß nicht, wo man anfangen soll, aber auch nicht, wo man aufhören muss!“