Erst stiegen die Baukosten, -zinsen und -auflagen, dann fiel die Förderung des Bundes weg: Seit zweieinhalb Jahren haben sich die Bedingungen in der Branche so grundlegend verändert, dass sich auch Projektentwickler- und Planungsgesellschaften umstellen mussten. Einige sind noch dabei, sich neu auszurichten, andere haben das inzwischen getan. Wie das Büro von Olaf Mosel und Philipp Romeiser. Die beiden Nordbremer Unternehmer sagen, dass der Wohnungsbau inzwischen so gut wie tot ist und sie darauf zu reagieren hatten – mit einem Personalwechsel, Strategiewechsel und Standortwechsel.
Früher war M-Projekt das personell größte Entwickler- und Planungsunternehmen im Norden der Stadt. Zu Mosels und Romeisers Team gehörten so viele Frauen und Männer, dass eine Bildschirmseite nicht reichte, um alle Ansprechpartner auf einmal im Internet zu zeigen. 35 Architekten, Bauleiter, Finanzcontroller, Kalkulatoren und Vertriebsmanager gab es – jetzt sind sie noch zu acht. Und ist Romeiser nicht mehr Mitgeschäftsführer, sondern Prokurist. Und Chef einer weiteren GmbH, die es vorher zwar auch schon gab, aber im Zuge der Neuausrichtung wichtiger geworden ist. Sie heißt Romeiser plus, kommt auf sechs Beschäftigte und ist ein reines Architekturbüro. Bauplanung und -entwicklung, sagt Mosel, sind jetzt getrennt. Mit der Folge, dass mittlerweile auch Planungsaufträge von Dritten angenommen und nicht mehr ausschließlich M-Projekt-Entwürfe erarbeitet werden können.
Ein Teil des Entwicklerteams gehört jetzt zum Architekturteam. Von einigen Mitarbeitern haben sich die Firmenchefs dagegen getrennt. Und manche Beschäftigte sich von ihnen, weil sie Angebote von anderen Büros angenommen haben. Auch Mosel und Romeiser wollen nach eigenem Bekunden wieder einstellen. Beide sprechen von Stellen, die sie ausgeschrieben haben, und davon, sie sofort zu besetzen, sobald sich jemand mit dem passenden Profil gemeldet hat. Momentan sucht M-Projekt einen Bauleiter und Romeiser plus einen Architekten – beide für einen anderen Schwerpunktbereich als bisher. Statt vornehmlich auf Wohnungsbau zu setzen wie in den Jahren zuvor, wollen sich der Vorhabenentwickler und der Planer mehr auf Gewerbe- und Kitagebäude konzentrieren. Nach Romeisers Rechnung gibt es inzwischen Anfragen für 20 zusätzliche Tagesstätten in der Region.

Haben ihre Unternehmen neu ausgerichtet: Architekt Philipp Romeiser und Projektentwickler Olaf Mosel.
Er und das Architektenteam behalten ihre Büros im dritten Stock des Geschäftskomplexes im Vegesacker Stadthaus, Mosel und die Entwicklermannschaft ziehen dagegen aus der Etage darunter aus. Und weg aus dem Stadtteil. Sie mieten sich bei einem anderen Nordbremer Unternehmen aus der Baubranche ein: der Procon-Gruppe in Burglesum. Projektpartner sind sie schon, jetzt werden beide Firmen auch Büronachbarn. Die ersten Umzugskartons stehen bei M-Projekt mittlerweile bereit. Viel Zeit, das Inventar einzupacken, bleibt nicht mehr: etwas mehr als eine Woche noch. Anfang Juli, sagt Geschäftsführer Mosel, soll der Umzug von der Gerhard-Rohlfs-Straße an die Charlotte-Wolff-Allee vollzogen sein. Ihm zufolge ist die Procon-Zentrale so groß gebaut worden, dass sie für zwei Unternehmen reicht und niemand zusammenrücken muss.
Dass die GmbHs demnächst Tür an Tür sind, hat laut Mosel ausschließlich mit Synergieeffekten zu tun: Weil momentan alle Großprojekte von M-Projekt auch Großprojekte von Procon sind, sollen für ihre Umsetzung kurze Wege geschaffen werden. Beide Firmen haben gemeinsame Projektgesellschaften gegründet, um das Steingut-Gelände und den Sedanplatz zu entwickeln. Sowohl beim Grohner als auch beim Vegesacker Vorhaben geht es um neues Gewerbe, aber auch um neue Wohnungen. Dass für Mosel und Romeiser der Wohnungsbau trotzdem so gut wie tot ist, begründen beide damit, dass alle Projekte, die jetzt in der Umsetzung oder in der Planung sind, im Prinzip alte Projekte sind und neue seit dreieinhalb Jahren nicht nachkommen. Speicher-Quartier, Hartmannstift-Quartier, Strandlust-Quartier, Dillener Quartier – bei keinem, sagen sie, hat die Entwicklungsarbeit nach 2022 angefangen.
Das Jahr ist für den Projektentwickler und den Planer so etwas wie ein Wendepunkt. Damals begannen sie, nach neuen Strategien und Geschäftsfeldern zu suchen. Nach Mosels Zahlen hat sich das Aufkommen an Bauanträgen in Bremen zuletzt fast halbiert. Auch M-Projekt konnte am Ende nicht alles umsetzen, was das Unternehmen geplant und für das es schon eine Genehmigung hatte: Die Seniorenwohnanlage auf dem Grundstück zwischen Landrat-Christians-Straße und Nicolaus-H.-Schilling-Straße wird nicht kommen. Das Entwicklerbüro hat das Gelände in Blumenthal wieder verkauft.