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Gewerbe-Entwicklungsplan „Bremen-Nord braucht mehr Gewerbe“

Die Koalitionäre haben sich im Streit um die Strategie bei den Gewerbeflächen geeinigt. Der Wirtschafts- und Strukturrat Bremen-Nord hat weiterhin Gesprächsbedarf.
28.10.2021, 18:00 Uhr
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Von Klaus Grunewald

Bremen-Nord. Ihren Streit um die Ausweitung von Gewerbegebieten haben Umweltsenatorin Maike Schäfer (Grüne) und Wirtschaftssenatorin  Kristina Vogt (Die Linke) zwar unlängst beigelegt. Ob die Weichen für die nächsten zehn Jahre aber richtig gestellt sind, wird vom Wirtschafts- und Strukturrat Bremen-Nord skeptisch beurteilt. Pressesprecher Bernhard Wies: „Zufrieden stellen kann das Gewerbeentwicklungsprogramm 2030 jedenfalls für den Norden der Hansestadt noch nicht. Es muss jetzt auch zielgerichtet realisiert werden.“

Um dieses Konzept hatte es in der rot-grün-roten Koalition lange Zeit ein heftiges Tauziehen gegeben. Während die Grünen forderten, möglichst wenig neue Flächen zu versiegeln und stattdessen die vorhandenen optimaler zu nutzen, machten sich SPD und Linke für Ausweisung neuer Standorte stark. Jetzt sprechen Wirtschaftssenatorin und Umweltsenatorin von einem Einklang, bei dem Ökonomie und Ökologie keine Gegensätze mehr seien. Vor allem begrüßten sie, dass die Außenbereiche des Stadtgebietes als Naturflächen unberührt bleiben sollen, wozu auch die Kleingärten zählten.

Kritik aus der CDU

Diese beschworene Einigung ist bei der CDU-Opposition allerdings auf Kritik gestoßen. Weil der Senat unter anderem auf die Erweiterung des Gewerbegebietes Bayernstraße verzichten wolle. Außerdem, so der Bremer CDU-Vorsitzende und wirtschaftspolitische Sprecher der Partei, Carsten Meyer-Heder, fehlten Flächenerschließungen außerhalb des zurzeit geltenden Flächennutzungsplanes.

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Kritische Töne lässt auch der Wirtschafts- und Strukturrat Bremen-Nord anklingen. Pressesprecher Bernhard Wies moniert, das vorliegende Gewerbeentwicklungsprogramm 2030 allein reiche nicht aus, um die die Wirtschafts- und Arbeitsmarktprobleme im Norden der Hansestadt nachhaltig zu verbessern. Ebenso wie Handels- und Arbeitnehmerkammer hatte der Wirtschafts- und Strukturrat deshalb denn auch schon vor geraumer Zeit auf die viel zu geringe Zahl von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen in Lesum, Vegesack und Blumenthal hingewiesen. Vor diesem Hintergrund, so Wies, seien vor allem die vorhandenen Gewerbegebiete optimaler zu nutzen und Flächen für Neuansiedlungen von Betrieben schneller bereitzustellen. Die jetzt von Wirtschafts- und Umweltressorts zugesagten Maßnahmen werde man aber ebenso konstruktiv wie kritisch begleiten.

Als äußerst unbefriedigend bezeichnet der Sprecher des Wirtschafts- und Strukturrats Bremen-Nord in diesem Zusammenhang die in der Vergangenheit viel zu langsame Vermarktung noch freier Areale. Und schließlich, so Wies, warte man weiterhin auf einen konkreten Termin für eine von der Landesregierung zugesagte Regionalkonferenz über die Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage in Bremen-Nord.

Hochwertige Flächen noch frei

Aus einer Übersicht der Wirtschaftsförderung Bremen GmbH (WFB) geht hervor, dass es zwischen Grambke und Farge fünf Gewerbegebiete mit noch ungenutzten städtischen Flächen gibt. So auf einer 38 Hektar große Fläche in Blumenthal zwischen Striekenkamp und Ermlandstraße mit einem Branchenmix aus Logistik, Dienstleistung, Produktion Maschinenbau, Handwerk und Einzelhandel. In dem 22 Hektar großen Gewerbegebiet Farge-Ost zwischen  Betonstraße und Claus-von-Lübken-Straße mit Schwerpunkt Maschinenbau sind nach WFB-Angaben ebenfalls noch hochwertige Flächen zu entwickeln. Das gelte darüber hinaus für das gut 32 Hektar umfassende Kämmerei-Quartier im Blumenthaler Zentrum unmittelbar an der Weser mit einem Branchenmix aus Produktion, Dienstleistung, Logistik, verarbeitendem Gewerbe und Handwerk sowie einem hohen Entwicklungspotenzial.

Auch im insgesamt 140 Hektar großen Bremer Industriepark zwischen Grambke und Oslebshausen sind  nach Darstellung der WFB noch städtische Gewerbeflächen in unterschiedlicher Größe zu bebauen. Die bremischen Wirtschaftsförderer bezeichnen das gesamte Areal als attraktiven Branchenmix aus Kunststoff- und Materialverarbeitung sowie Recycling, Laborleistungen und Logistik. Als spezielle Vorteile werden zudem die beiden Terminals der Industriehäfen für Stückgut, Massengut und Container genannt.

Auch neue Flächen werden ausgewiesen

Direkt an der Lesum gelegen ist schließlich das rund 25 Hektar große Gewerbegebiet Steindamm mit „besten Entfaltungsmöglichkeiten für kleine und mittlere Betriebe“, wie es seitens der WFB heißt. Dienstleistungsunternehmen, Handwerksbetriebe und verarbeitendes Gewerbe bilden den Schwerpunkt. Noch seien freie Areale vorhanden, außerdem gebe es eine zwei Hektar große Ausbaufläche.

Zur Sache

Bremen will nach den Plänen des Senats bis 2030 gleichwohl neue Gewerbegebiete ausweisen. Zum Beispiel beim Flughafen sowie in Horn als Erweiterung des Technologieparks der Universität. Allerdings haben sich gleich mehrere Vereine und Initiativen zu einer „Allianz gegen den Flächenverbrauch“ zusammengeschlossen. Zu ihnen gehören der Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Gartenfreunde Bremen und der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten. Weil freie Flächen insbesondere im Stadtstaat Bremen endlich seien, fordern sie, den Flächenverbrauch dort sowie im niedersächsischen Umland zu senken und langfristig keinerlei neue Gebiete für Wohnen und Gewerbe zu erschließen, sondern vorhandene weiter zu entwickeln oder umzuwandeln.

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