Der Neubau der Eisenbahnbrücke an der Hermann-Fortmann-Straße wird voraussichtlich ein Jahr länger dauern als ursprünglich geplant. Das gaben am Montag zwei Vertreter von DB infraGo – bis zum Jahreswechsel noch DB Netz – während der ersten Sitzung des Beirats Vegesack in 2024 bekannt. Grund für die Verzögerung sei eine bodenbedingte Umplanung im vergangenen Jahr gewesen, sagte Projektleiter Joachim Wilhelm. Er rechne derzeit damit, dass die Bauarbeiten an der Eisenbahnüberführung im Mai 2026 abgeschlossen werden können. Anfänglich angesetzt war der Mai 2025.
Die Ankündigung der DB-Tochter sorgte bei den Beiratsmitgliedern überwiegend für Kopfschütteln. "Das sind betrübliche Nachrichten", ergriff Beiratssprecherin Heike Sprehe (SPD) ihr Wort an Wilhelm. Viele hätten dort schon im "Stau gestanden und ihr Bauwerk verflucht". Die Hermann-Fortmann-Straße sei eine wichtige Verkehrsader Vegesacks, die durch die Baustelle blockiert werde. Michael Alexander nannte sie "eine Katastrophe für den örtlichen Einzelhandel". Der Grünen-Politiker wollte wissen, seit wann die DB-Tochter wisse, dass der Plan nicht einzuhalten sei.
Weitere Verzögerung nicht ausgeschlossen
Dass sich die Arbeiten verzögern könnten, deutete sich bereits im vergangenen August an. Wegen neuer Erkenntnisse über den Baugrund musste dieser erneut überprüft werden. Die Leitungsverlegung, das Einheben der Hilfsbrücken und der Rückbau der alten Brückenpfeiler sei planmäßig erfolgt, schilderte Wilhelm die damalige Entwicklung. Nachdem die DB-Tochter Anfang 2023 schließlich die Gründungsart wiederholt geprüft hatte, habe sich schließlich "im April oder Mai 2023" nach Gesprächen mit Sachverständigen herauskristallisiert, dass sie die Baupläne änderen müsse. Dadurch verzögerte sich die Errichtung der neuen Brückenpfeiler, infolge dessen verschoben sich auch anschließende Arbeiten nach hinten.
Die Errichtung der Pfeiler, auch Widerlager genannt, fällt in die zweite von drei Bauphasen – wie auch der Ausbau der Hilfsbrücken und der Einhub des neuen Oberbaus. Sie läuft laut Wilhelm nach jetzigem Stand bis Ende November. In der abschließenden Phase sollen die Ver- und Entsorgungsleitungen zurückverlegt und die Straße inklusive der Gehwege wiederhergestellt werden. Nicht alle Arbeiten führt dabei die DB infraGo (Infrastruktur Gemeinwohlorientiert) selbst durch. An der Leitungsverlegung sind etwa Hansewasser, Wesernetz und die Telekom beteiligt. Ingo Schiphorst ("Stimme Vegesacks") zeigte sich angesichts verschiedener Auftragsnehmer besorgt: "Wie läuft die Koordination? Nicht, dass wir sehenden Auges in die nächste Verzögerung hineinstolpern." Wilhelms Antwort fiel kurz aus: "Wir sind nicht der Auftraggeber." Er könne die Anmerkung lediglich weiterleiten.
Durchfahrtshöhe unverändert
Kritik äußerte das Gremium auch an den Maßen des Neubaus. Der stellvertretende Beiratssprecher Andreas Kruse (CDU) bemängelte etwa, dass die lichte und die Durchfahrtshöhe gegenüber der Vorgängerbrücke unverändert bei 4,07 Metern, beziehungsweise 3,80 Metern liegen werden. "Wir haben häufiger mit der Feuerwehr eingeklemmte Wagen herausgeholt, weil die Durchfahrtshöhe zu niedrig war. Jetzt kriegen wir das gleiche wieder und warten darauf sechs Jahre?", sagte er. Er sprach von einem "Tritt ins Gesicht der Vegesacker."
Vom 22. Juni bis 4. August soll die Strecke zwischen Bremen-Vegesack und Bremen-Burg gesperrt werden. Da werde der neue Oberbau eingesetzt, sagte Wilhelm. Die Sperrpause sei mit der Umstellung des Stellwerks in Bremen-Burg abgestimmt. Ob es einen Schienenersatzverkehr etwa zwischen den Bahnhöfen Aumund und Schönebeck geben werde, konnten die DB-Vertreter nicht beantworten. "Auf der Strecke fährt die Nordwestbahn. Es ist ihre betriebswirtschaftliche Entscheidung, ob sie Ersatzverkehr anbietet. Wir stellen nur den Weg zur Verfügung", erklärt Klaus Mysegades, Flächenmanager bei der DB-Tochter.
Kein Verlangen seitens der Stadt
Die Referenten zeigten Verständnis für die Verärgerung, senkten aber die Erwartungen an nachträgliche Änderungen am Bauvorhaben – wie etwa eine Anpassung der Durchfahrtshöhe. "Der Zug ist abgefahren", gibt Mysegades zu. Die DB habe vor dem Bau die Stadt Bremen nach Kriterien für das Bauwerk gefragt. Das grün-geführte Mobilitätsressort habe kein Verlangen geäußert. "Also haben wir so gebaut, wie wir das für richtig halten."
Der Beirat einigte sich darauf, den Verweis auf die Durchfahrtshöhe trotzdem in den Beschluss aufzunehmen. Zudem solle geprüft werden, ob der Einzelhandel durch einen Gehweg entlastet werden könne, und der Auftraggeber dafür sorgen, dass es bei den Leitungen zu keinen weiteren Verzögerungen kommt. Die Beiratsmitglieder nahmen den Beschluss einstimmig an.