Seit gut zwei Jahren sind Bauarbeiter damit beschäftigt, die mehr als 100 Jahre alte Eisenbahnbrücke über der Hermann-Fortmann-Straße durch eine neue zu ersetzen. Doch seit einiger Zeit muss das Projekt pausieren. Zumindest direkt vor Ort. In den Planungsbüros geht die Arbeit unterdessen weiter.
Wie andere Nordbremer auch fährt Uwe Pikart regelmäßig an der Baustelle im Ortsteil Grohn vorbei. Dabei kommt er immer wieder zu dem Ergebnis, dass sich dort seit Monaten nichts mehr tut. "Das Unkraut vor den Containern wächst inzwischen hoch", sagt er. "Daran lässt sich gut erkennen, dass niemand mehr kommt."
Dass die Arbeiten momentan ruhen, bestätigt eine Sprecherin der Bahn auf Nachfrage der NORDDEUTSCHEN. "Das Projekt befindet sich zurzeit in der zweiten Bauphase", erläutert sie. "Die Leitungsumverlegung verlief planmäßig, die Hilfsbrücken sind eingehoben und die alten Widerlager zurückgebaut." Nun müssten eigentlich die neuen eingebaut werden. Doch bevor das passieren kann, muss die zuständige DB Netz AG zunächst noch einmal den Boden überprüfen. Aus diesem Grund würden die Arbeiten auf der Baustelle seit dem Frühjahr pausieren.
Das Prinzip dabei sei ähnlich wie beim Hausbau. "Entweder wird das Gebäude auf einen Keller oder eine Platte gestellt", sagt sie. Genauso müsste auch bei einer Brücke eine Gründung gebaut werden, auf der dann die Widerlager stehen. Auf die wiederum werde die Brücke aufgesetzt. "Auf welche Art diese Gründung erfolgt, wird nun noch einmal geprüft", so die Unternehmenssprecherin.
Ein erstes Mal haben sich Planer bereits vor dem Baustart mit diesem Thema befasst. "Im Vorfeld finden zum Beispiel Probebohrungen statt. Dabei stellt sich heraus, wie der Boden in dem Bereich beschaffen ist", erklärt sie. Auf dieser Basis werde geplant, wie die Gründung erfolgen kann. "Manchmal ist es allerdings so, dass sich während der Bauarbeiten anderen Bodenbeschaffenheiten herauskristallisieren als bei den Probebohrungen", sagt die Bahnsprecherin. Ist das der Fall, müsse die Vorgehensweise vor der Gründung noch einmal überprüft werden. Und genau das passiere aktuell bei der Baustelle an der Hermann-Fortmann-Straße.
Ein Ärgernis war die für Uwe Pikart aber auch schon vor der Baupause. "In Bremen fängt man Baustellen so an, dass dann alles nicht mehr geht", sagt er. Wer als Fußgänger etwa zum Einkaufen in die Hermann-Fortmann-Straße möchte, müsse dafür einen riesigen Umweg nehmen. Schließlich gebe es für Fußgänger und Fahrradfahrer mittlerweile nicht mehr die Möglichkeit, die Baustelle zu passieren. "Nun kommt hinzu, dass der Verbindungsweg an der Aue auch noch erneuert wird", sagt er. "Dadurch ist der kleinere Umweg jetzt auch noch gesperrt." Zeitgleich betont er, dass er für die Brückenerneuerung grundsätzlich Verständnis habe. Wenn das Bauwerk in die Jahre gekommen ist, müsse es auch ausgetauscht werden.
Bisher sah der Zeitplan vor, dass die Arbeiten im Mai 2025 abgeschlossen werden. Ob es dabei bleibt, ist aktuell noch offen. "Wir bitten um Verständnis, dass wir erst nach Abschluss der Prüfung zur Gründungsart Angaben zum weiteren Zeitplan machen können", so die Bahnsprecherin.
Selbst wenn die aktuelle Baupause nicht zu einer Verzögerung des Projektes führt, wäre es trotzdem später fertig, als die DB Netz AG zunächst prognostiziert hat. Als Unternehmensvertreter das Vorhaben im Dezember 2020 im Vegesacker Beirat vorstellten, gingen sie noch von einem Ende der Arbeiten im Juni 2024 aus. Bereits im Oktober 2023 sollte die neue Brücke eigentlich in Betrieb genommen werden, damit im Anschluss daran Nacharbeiten folgen können.