Die Schüler sämtlicher Klassen der Grundschule Am Wasser haben sich auf dem großen Schulhof versammelt, einige sitzen auf Decken und lauschen, andere reißt die Musik so mit, dass sie zu tanzen beginnen. Und einige Kinder fassen sogar ihre Lehrerinnen und Lehrer an den Händen und bilden spontan einen Tanzkreis.
Kinder und Erwachsene lassen sich mitreissen, denn die Bremer Philharmoniker geben in diesem Moment an der Grundschule Am Wasser ein Konzert im Freien. Normalerweise kommen die Musiker regelmäßig zu gemeinsamen musikalischen Projektwochen in Bremer Grundschulen. Doch aufgrund der Corona-Pandemie war dieses seit über einem Jahr nicht möglich. Mit der Lockerung erster Auflagen soll es zumindest wieder ansatzweise musikalisch werden, so sorgt das Orchester inzwischen dafür, dass auf Live-Musik nicht mehr verzichtet werden muss. In den Genuss kommen acht Bremer Schulen – mit einem besonderen Pausenhofkonzert.
Vier Blechbläser und ein Schlagzeuger, in violetten Westen und mit Strohhüten, heizen kräftig ein: Die Dixieland-Musik, die sie spielen, sorgt spontan für gute Laune. Mitmachen ist erlaubt, so sind die Kinder gleich mehrfach animiert, Klatschen, Singen und Tanzen auf dem Pausenhof und genießen so Musik und neue Freiheit. Ein Musiker trägt einen schmutzigen Schal, und der muss dringend am Waschbrett gereinigt werden. Während er den Schal schrubbt und eine deutsche Version von „My bonny is over the ocean“ erklingt, rufen die Kinder zwischendurch „Sauber!“ Auch Klatschen der Hände auf Bauch und Brust mit dem Zauberspruch „Bitte schenk mir ein“, bringen die Grundschüler in Bewegung. Bekannte Songs wie „I scream, you scream, we all scream for icecream“ aus den 1920er Jahren ertönen, bis sich die Band mit „Oh' when the saints go marching in“, ihre Strohhüte schwenkend, im Gänsemarsch verabschiedet.
„Es ist das erste Mal, dass wir uns alle wieder in so großer Runde sehen“, sagt Astrid Drüke, Schulleiterin an der Grundschule Am Wasser, „und während der langen Corona-Zeit haben wir nicht mehr geglaubt, dass wir noch etwas Schönes gemeinsam erleben können“.
Es sei wichtig, dass die Kinder wieder alle zusammen kommen, denn trotz der Lockerungen gelten die versetzten Pausenzeiten für Klassen auch jetzt noch. „Doch es ist gar nicht so leicht, wieder normal zu werden“, gesteht die Schulleiterin, „denn die Schüler haben sich mittlerweile an Abstand halten und wenige Kontakte gewöhnt“. Die Pandemie brachte auch eine lange Pause, was den musikalischen Unterricht betrifft.
Neben Kunst und Englisch bildet Musik eines der Profile der Grundschule Am Wasser, die auch Partnerschule mit den Bremer Philharmonikern ist. „Wir haben zum Beispiel viele Geigen und Querflöten gekauft, damit die Kinder schon früh ein Instrument lernen und auch in der Gruppe Konzerte geben können“, sagt Astrid Drüke. „Es ist wichtig, dass sie ein Hobby haben, bei dem sie vieles einüben und stolz sein können auf das, was sie gelernt haben, anstatt die Freizeit vor dem Fernseher zu verbringen.“
Astrid Drüke ist dankbar, dass die Bremer Philharmoniker das Format der Pausenhofkonzerte entwickelt haben. „Denn Musik verbindet alle, besonders auch Kinder mit Behinderungen.“ Doch die Pandemie habe auch einen Digitalisierungsschub an der Grundschule Am Wasser bewirkt, sagt Astrid Drüke. „Alle Kinder sind mit I-Pads ausgestattet worden und haben weit schneller als viele Erwachsene gelernt, damit umzugehen. Allerdings ist das Miteinander immer noch viel wichtiger, sowohl untereinander als auch mit den Lehrern“, sagt sie.