Im ersten Anlauf ist die Idee noch durchgefallen. Doch die Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Am 22. November soll das Gutscheinsystem "Bremehr" für die drei Stadtteile des Nordens und die City an den Start gehen. Zurzeit läuft die heiße Vorbereitungsphase.
Worum geht es?
Der "Bremehr" soll den Bremer Geschenkgutschein ersetzen. Das neue System versteht sich allerdings nicht nur als Gutschein und bargeldlose Bezahlmethode. Beispielsweise werden Restbeträge gutgeschrieben und können bei späteren Einkäufen genutzt werden. Geplant sind zudem zusätzliche Funktionen. Beispielsweise soll ein Punktesystem eingeführt werden. Die gesammelten Punkte können Nutzer dann bei Aktionen der Händler, Dienstleister, Gastronomen oder Kulturtreibenden einlösen. Alternativ können die Kunden mit ihren Punkten auch gemeinnützige Organisationen unterstützen.
Wie funktioniert es?
Das Gutscheinsystem – das in Vegesack, Blumenthal und Burglesum übrigens "Nord-Bremehr" heißt, aber auch in der City einlösbar sein wird – versteht sich als digitale, bargeldlose Bezahlmethode. Über eine spezielle App auf dem Smartphone kann an der Kasse bezahlt werden. Dazu wird ein QR-Code gescannt, fertig. Dazu muss in den Ladenlokalen ein Smartphone, Tablet oder Computer und ein Internetzugang vorhanden sein. "Die App ist sehr einfach gehalten, dennoch haben wir gemerkt, dass es noch Berührungsängste gibt", sagt Jörn Gieschen.
Die Initiatoren sind trotzdem davon überzeugt, dass der "Bremehr" eine Erfolgsgeschichte werden kann. Denn natürlich sollen vor allem die teilnehmenden Partner profitieren. "Die Erfahrung aus anderen Städten sind positiv", weiß Gieschen, Geschäftsführer vom Vegesack Marketing zu berichten. Das Gutscheinsystem sei dazu geeignet, Kunden auf die Shoppingmeilen zu locken und zudem ein gutes Instrument der Kundenbindung. Beispielsweise könnten Rabatt-Aktionen umgesetzt werden. "Wir stehen voll dahinter", sagt Oliver Berger, 1. Vorsitzender von "Blumenthal aktiv". "Das System kann förderlich sein. Und zwar nicht nur für die Kunden, sondern auch für Unternehmen, die ihren Mitarbeitern etwas Gutes tun wollten", ist er sicher.
Etwas Wasser in den Wein gießt Christa Dohmeyer von der „Interessengemeinschaft Einzelhandel und Gewerbe für Lesum, Burgdamm, und St. Magnus“ (Igel). "An sich ist das eine richtig gute Sache, aber wir haben noch einige elementare Nachfragen", gibt sie zu bedenken. Dabei gehe es um laufende Kosten und vertragliche Dinge, die noch zu klären oder zu erläutern seien. Eine Einschätzung, der sich Berger anschließt. Denn bevor ein solches System den Händlern Profit einbringe, koste es erst einmal, betont Dohmeyer. Schließlich müssten die Voraussetzungen in den Läden geschaffen werden. Grundsätzlich stelle sich der ein oder andere die Frage, ob und wie er mit seinem Angebot zwischen der Bremer City und Vegesack bestehen könne.
Wer finanziert das Projekt?
Bezuschusst wird das Projekt aus dem Zukunftsfonds Innenstadt. Und zwar zunächst mit 1,5 Millionen Euro. Das ist auch der Grund dafür, warum die Idee des Vegesack Marketings nicht nur im Bremer Norden, sondern auch in der Altstadt mit Schlachte, der Bahnhofsvorstadt, dem Faulenquartier und Fedelhören umgesetzt wird. "Das hat im Vorfeld durchaus zu Kritik und Diskussionen geführt", räumt Gieschen ein. Perspektivisch solle das System aber in ganz Bremen umgesetzt werden. Für die Erweiterungsphase stehe ein weiterer Finanztopf bereit. Auch die teilnehmenden Geschäftstreibenden müssen einen Beitrag leisten: 2,6 Prozent des Umsatzes wird als Gebühr fällig. Für Mitglieder des Vegesack Marketings übernimmt der Verein diese Gebühr bis zu einer Grenze von 250 Euro netto jährlich.
Die Pilotphase wird nun allerdings in Bremen-Nord und der City umgesetzt. Um den "Bremehr" zu etablieren wird es eine bis 31. März begrenzte Bonus-Aktion geben. Jeder Einkauf wird mit 21 Prozent bezuschusst. Mit einem Hundert-Euro-Gutschein kann während der Startphase also für 121 Euro eingekauft werden. "Das ist geschenktes Geld", wirbt Gieschen. Er muss allerdings einräumen, dass das Projekt bisher noch schleppend anläuft. "Wenn zum Start die Hälfte der Händler, Gastronomen, Dienstleister und Kulturschaffenden mitmachen würden, wäre das riesig", beschreibt Gieschen die Erwartungen.