Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Lehrermangel Eltern aus Vegesack wollen mehr Gerechtigkeit bei der Lehrerverteilung

Gut ausgestattete Schulen in Bremen sollen ihre Fachkräfte an benachteiligte Schulen abgeben - das fordern Elternvertreter in Vegesack. Eine Ungleichbehandlung innerhalb eines Landes dürfe es nicht geben.
28.07.2023, 18:33 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Eltern aus Vegesack wollen mehr Gerechtigkeit bei der Lehrerverteilung
Von Patricia Brandt

In einem Brandbrief an unsere Zeitung haben Eltern der Grundschule am Wasser in Grohn erneut auf den Lehrermangel hingewiesen. „Der gravierende Lehrermangel ist nach wie vor ein großes Thema und das nicht nur an unserer Schule. Zu viele Stellen sind unbesetzt, sowohl bei den Lehrstunden als auch in der Schulleitung“, schreiben Jennifer Puggé und Dorothea Zimmermann. Die Elternvertreterinnen fordern bei der Stundenverteilung zukünftig eine Gleichbehandlung aller Bremer Schulen. „Unser Wunsch ist, dass gut ausgestattete Schulen in Bremen Personal abgeben."

Die Behörde hat bereits nach einem ersten Hilferuf der Eltern ihren Beistand zugesichert und im April zwei Back-to-School-Lehrkräfte nach Grohn geschickt. Fürs neue Schuljahr sollen der Grohner Grundschule zusätzlich zwei ukrainische Lehrkräfte aus dem Ohlenhof und eine Lehrkraft vom Baumschulenweg zugewiesen werden. Die Einstellung einer Lehrkraft aus Niedersachsen ist laut Bildungsressort ebenfalls in die Wege geleitet worden.  

Schulzeiten werden reduziert

Der Schulstart in Bremen-Nord dürfte hakelig werden. Das zeichnet sich auch an anderen Schulen nördlich der Lesum ab. „Die Situation in den Grundschulen ist insgesamt angespannt und in einigen – vor allem an der Grundschule am Wasser – besonders angespannt“, heißt es dazu aus dem Bildungsressort. Die Behörde bemühe sich jedoch, nach individuellen Lösungen zu suchen. 

Für zahlreiche Eltern bedeutet das Unsicherheit, was künftige Unterrichts- und Betreuungszeiten angeht. Bereits vor den Ferien hatte Elternvertreter Servet Terkes auf die prekäre Situation in der Tami-Oelfken-Ganztagsgrundschule in Lüssum hingewiesen. Die werde von der Zweizügigkeit in die Fünfzügigkeit gehen. „Vor den Sommerferien fehlten fünf Lehrerstellen, die Unterrichtsversorgung lag bei 70 Prozent“, berichtet der Familienvater. Er fragt sich, wie es nach den Ferien weitergeht. Zumal die Eltern gerade ein Schreiben bekommen haben, aus dem hervorgeht, dass sich die "Beschulungszeiten" aufgrund der „personellen und räumlichen Situation bis auf Weiteres“ verändern werden. Die Grundschüler können offenbar nur noch an zwei Tagen der Woche bis 15 Uhr betreut werden. Elternvertreter Terkes: „Statt besser wird es immer schlimmer.“

ZEB: Versorgung unter 80 Prozent

Wie viele Lehrer zum neuen Schuljahr tatsächlich im Bremer Norden fehlen, kann die Bildungsbehörde offenbar nicht einschätzen. Dafür gebe es aktuell noch zu viel Fluktuation. Der Zentralelternbeirat Bremen (ZEB) geht allerdings davon aus, dass die Personalversorgung in Nordbremer Grundschulen zurzeit "nur bei 80 Prozent oder sogar niedriger“ liegt. Das sagt Jan Janicki vom ZEB-Fachvorstand Grundschulen. Der ZEB habe der Behörde schon vor einiger Zeit Abordnungen von Lehrern vorgeschlagen: „Warum hier so lange gewartet wurde, benachteiligen Schulen Hilfe zukommen zu lassen, ist nicht nachvollziehbar", meint Jan Janicki. Zugleich dürften Abordnungen aber keine dauerhafte Lösung sein: "Die aktuelle Situation ist für das Schulpersonal unhaltbar und unseren Kindern gegenüber schlicht unfair, denn ihre Bildungschancen werden massiv geschwächt.“

Angesichts der Ankündigung der Bildungsbehörde, wonach ausländische Lehrkräfte und Seiteneinsteiger für eine Verbesserung der Lage an der Grundschule am Wasser in Aussicht stehen, stellt Yvonne Averwerser von der CDU-Bürgerschaftsfraktion klar: „An Standorten, wie der Grundschule am Wasser, der Tami-Oelfken-Grundschule oder vergleichbaren Schulen, etwa im Bremer Westen, die ohnehin schon vor einer Reihe an Herausforderungen stehen, ist es hiermit aber nicht getan. Dort werden in erster Linie erfahrene Lehrkräfte mit der entsprechenden pädagogischen Befähigung benötigt, um den gesuchten Fachunterricht zu erteilen.“  

Eltern: Hilfskräfte reichen nicht

"Mit weiteren Hilfskräften ist uns leider nicht geholfen", betont auch Dorothea Zimmermann. Die Elternvertreterin der Grundschule am Wasser befürchtet trotz aller Versprechungen des Bildungsressorts, dass die Förderung zu kurz kommen wird: "Von zufriedenstellenden Lösungen kann man hier leider nicht sprechen. Die Stundenzahlen konnten bisher nur in sehr geringem Maße durch eine Abordnung und zwei Neueinstellungen mit geringer Stundenzahl aufgestockt werden, welche im Grunde kaum nennenswert sind." Es fehlten laut Stundenplan für das neue Schuljahr weiterhin zwei Klassenlehrer, zudem gebe es weitere Fehlstunden beim Fachunterricht und in der Schulleitung. Es müsse weitere Abordnungen geben, um Schüler der Schule, in deren Einzugsgebiet die Grohner Düne liegt, angemessen zu unterrichten. "Es kann nicht sein, dass es Schulen in 'guten' Stadtgebieten gibt, die komplett alles fachlich abdecken und andere Schulen, vor allem zunehmend der Norden, nur noch Hilfskräfte bekommen." Eine Ungleichbehandlung innerhalb eines Landes dürfe es nicht geben, "denn schließlich haben alle Kinder das gleiche Recht auf Bildung“.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)