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Energieberatung "Viele Leute denken um"

"Man kann mit einfachen Mitteln das Heizsystem optimieren. Zum Beispiel durch Reduzieren der Vorlauftemperatur", sagt Marcus Röge. Was der Schornsteinfeger aus Blumenthal noch empfiehlt...
23.08.2022, 18:00 Uhr
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Von Patricia Brandt

Schornsteinfeger sind während der Energiekrise auch als Berater gefragt. Wie groß ist das Interesse an Energieberatungen in Bremen-Nord?

Marcus Röge: Viele Leute denken um. Die Auftragslage ist sehr hoch. Ich würde sagen, Sanierungsfahrpläne mit vorheriger energetischer Beratung erstelle ich einmal pro Woche. Das war vorher nicht so oft. 

Was verstehen Sie unter einem Sanierungsfahrplan? 

Für einen individuellen Sanierungsfahrplan wird das gesamte Gebäude erfasst und ein 3D-Modell erstellt. Mit der anschließenden energetischen Analyse werden die Kunden dann entsprechend beraten. Dann werden Schritt für Schritt die einzelnen Sanierungsmöglichkeiten wie Dämmmaßnahmen der Gebäudehülle, Fenstererneuerung und Heizungsanlagenbau aufgezeigt. Das ist am Ende ein, aus circa 70 Seiten bestehender Beratungsbericht. Da steht dann auch für jedes Maßnahmenpaket drin, wo man die entsprechenden Fördergelder beantragt. 

Was kostet so ein Fahrplan für Hausbesitzer?

Die Kosten sind individuell zu berechnen, liegen aber für den Wohngebäudebesitzer bei circa 500 bis 600 Euro brutto, den Rest übernimmt das Bundesministerium für Wirtschaft und Ausfuhr.

Welche Frage hören Sie zurzeit am häufigsten?

„Funktioniert eine Wärmepumpe in meinem Haus?“ Diese Frage kann so leicht leider nicht beantwortet werden. Wo früher die Leistung einer Öl- oder Gas-Heizung grob überschlagen wurde, sollte heutzutage genauer hingeschaut werden. Eine Heizlastberechnung gibt Auskunft über die notwendige Wärmeleistung. Damit kann dann eine entsprechend leistungsstarke Wärmepumpe ausgewählt werden. Das kann in einem schlecht gedämmten Altbau auch mal so viel sein, dass die neue Wärmepumpe mehr Strom benötigt als die alte Heizung an Gas beziehungsweise Öl. Deswegen ist auch eine gute Wärmedämmung so wichtig. Zusätzlich kann auch ein Fotovoltaiksystem den Stromverbrauch senken.

Vor Jahren haben viele Eigentümer von Öl auf Gas umgestellt. Gibt es welche, die zum Öl zurück wollen?

Das steht wirtschaftlich nicht zur Debatte. Für Öl gibt es keine Fördergelder. Die meisten, die heute Öl haben, wollen eine Wärmepumpe dazu schalten und das Ganze kombiniert als Hybridsystem nutzen. Allerdings wurde zum 15. August das Fördersystem geändert. Gas-Hybridsysteme, in jeglicher Kombination, werden nicht mehr gefördert.

Was kostet eine Wärmepumpe und wie viel Förderung erhalten Eigentümer?

Die Kosten variieren. Es kommt auch immer drauf an, was muss im Haus umgebaut werden. Die Kosten für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, die mit einem Außen-Ventilator läuft, liegen bei 35.000 bis 40.000 Euro – abzüglich Förderung. Die Kosten für eine Erdwärmepumpe sind höher. Da kostet die Bohrung circa 20.000 Euro. 

Raten Sie Ihren Kunden beim aktuellen Holzpreis noch zu Kaminöfen?

Ich habe viele Anrufe von Leuten, die sich noch schnell einen Kaminofen einbauen lassen wollen. Die frage ich dann immer: ‚Und wo kriegen Sie das Holz her?‘ Die Kosten für Kaminöfen mit Schornstein liegen derzeit im oberen vierstelligen Bereich. Dazu kommt die Feuerungsanlagenabnahme und ein Schornstein muss auch regelmäßig gekehrt werden. Das sind alles Kostenfaktoren. Aber auch Pellet-Feuerungsanlagen sind nicht mehr die bessere Wahl, weil der Holzpreis so gewaltig gestiegen ist.

Wie lauten Ihre besten Tipps für einfache, kurzfristige Sparmaßnahmen?

Man kann mit einfachen Mitteln das Heizsystem optimieren. Zum Beispiel durch Reduzieren der Vorlauftemperatur, Anpassen der Leistung der Umwälzpumpe und durch einen sogenannten Hydraulischen Abgleich. Frei zugängliche Bauteile, wie die Kellerdecke oder die Decke zum Spitzboden sind verhältnismäßig einfach und kostengünstig zu dämmen.

Das Interview führte Patricia Brandt

Zur Person

Marcus Röge

arbeitet seit 2010 als Energieberater im Handwerk in Bremen-Nord. Seit 2014 ist der 44-jährige Familienvater aus Blumenthal auch bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger in Bremerhaven. 

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