Haben Sie gewusst, dass Bryan Adams in dem Hit "Summer of 69" Woolworth besingt? Gleich zu Beginn der ersten Strophe heißt es, dass er in dem Kaufhaus seine erste sechssaitige Gitarre gekauft hat. Diese Woche kehrt die für ihre Grabbeltische bekannt gewordene Kette nach ihrer Pleite zurück nach Vegesack. Patricia Brandt sprach mit dem Bereichsleiter Verkauf, Heiko Sloot, über die Herkunft der Billigwaren, Stundenlöhne der Mitarbeiter und die Erwartungen des Unternehmens an den Standort.
Herr Sloot, 1927 hat das erste deutsche Woolworth-Kaufhaus in Bremen eröffnet. Die Waren wurden damals für 25 und 50 Pfennige verkauft. Sind Sie 2013 auch noch so billig?Heiko Sloot:
So billig natürlich nicht, aber wir bieten Artikel im unteren bis mittleren Preissegment an und sind der Meinung, dass wir damit in Vegesack eine Lücke schließen. Wir sprechen mit unseren 6000 Artikeln eine breite Zielgruppe an und werden den Stadtteil somit bereichern.
Die Vegesacker Fußgängerzone erlebt derzeit augenscheinlich einen Aufschwung. Die Fertigstellung des Wohn- und Geschäftshauses Gerd 67, in dem Sie morgen ihr Kaufhaus eröffnen, zeugt davon. Sind Sie nicht mit ihrem Billigangebot zur falschen Zeit am falschen Platz?
Egal, wo wir eröffnen, ob in Bremen-Gröpelingen, Berlin oder München – der Erfolg gibt uns Recht. Nicht umsonst expandieren wir so stark. Wir haben zurzeit 240 Filialen und wollen unser Netz auf bis zu 500 ausbauen. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Nein, wir sind der festen Überzeugung, dass wir nach Vegesack passen.
Der Textil-Discounter NKD hat hier mit seinem Low-Budget-Sortiment aber gerade einen Rückzieher gemacht und kürzlich seine Filiale auf dem Sedanplatz geschlossen...
Das hat andere Gründe. Wir haben eine andere Unternehmenspolitik. Wir haben die Zielsetzung zu expandieren. Und mit einer Größe von 1060 Quadratmetern sind wir auch nicht zu groß für Vegesack.
Sie werden die Entscheidung pro Vegesack sicher nicht aus dem Bauch heraus gefällt haben. Was haben Ihre Marktanalysen ergeben?
Unsere Zielgruppe ist die Gruppe der über 50-Jährigen, überwiegend Damen. Denn das sind die Hauptkunden, die für die Herren und Kinder mit kaufen. Vegesack passt, weil wir vorrangig Standorte in frequentierten Geschäftslagen in Städten ab 30000 Einwohnern suchen. Und wir stellen fest: Da, wo man uns kennt, läuft Woolworth noch besser. Woolworth hat Tradition, auch, wenn wir uns stark verändert haben. Wir haben ein absolut gemischtes Publikum.
In Vegesack wurde Woolworth Anfang der 1990er-Jahre geschlossen...
Dazu kann ich leider nichts sagen. Zu diesem Standort fehlen uns die Unterlagen. Damals handelte es sich um einen Standort der Deutschen Woolworth, die heutige Woolworth GmbH wurde erst 2010 gegründet.
Sie sagen, Sie wollen expandieren. Sie waren doch gerade erst erst pleite...
Im April 2009 musste Woolworth Deutschland einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht in Frankfurt am Main einreichen. Dem damaligen Insolvenzverwalter gelang es jedoch, eine Schließung zu verhindern und neue Käufer für das Unternehmen zu finden. Wir haben umstrukturiert und im letzten Geschäftsjahr schwarze Zahlen geschrieben.
Bewerten Sie Primark im Einkaufszentrum Waterfront als Konkurrenz?
Ja, als Nahversorgungskaufhaus steht Primark im Textilbereich unter den Konkurrenten an erster Stelle. Daneben sehen wir C&A, Adler, aber auch die Drogerie-Kette Müller und Mc Paper im Schreibwarenbereich als Konkurrenz.
Woher stammen Ihre Waren?
Wir beziehen 54 Prozent unserer Waren aus Europa, 46 Prozent aus Fernost.
In Vegesack hatte die Dienstleistungsgesellschaft Verdi dem Textil-Discounter NKD vorgeworfen, sittenwidrige Löhne zu bezahlen. Was verdienen Ihre Mitarbeiter?
Die Bandbreite der Mitarbeitergehälter ist sehr breit gefächert und liegt zwischen 6,50 Euro und 11,50 Euro. Die Gehälter hat der damalige Insolvenzverwalter noch festgelegt.
Kaufleute sehen positive Entwicklung
Vegesack. Das Vegesack Marketing sieht die Eröffnung des Kaufhauses Woolworth als Indikator für die weitere positive Entwicklung der Vegesacker Innenstadt. Die Entscheidung der Investoren für den Standort spreche für sich. Die Fertigstellung des Wohn- und Geschäftshauses habe einen allgemeinen Aufwärtstrend fortgeführt, sei ein wichtiger Baustein und zentraler Impuls für den Einzelhandel. Geschäftsführer Wolfgang Helms: "Ein Einkaufs- und Dienstleistungszentrum wie Vegesack braucht ein Kaufhaus, das mit einem breiten Sortiment grundlegende Kaufwünsche einer breiten Käuferschicht befriedigt."
Kaufleute sehen positive Entwicklung
Zur Person
Heiko Sloot (50) ist
gelernter Kaufmann im
Einzelhandel und bei Woolworth als Bereichsleiter
Verkauf zuständig für das operative Geschäft. Heiko Sloot ist verheiratet und wohnt in Meppen.