Fachkräftemangel ist in zahlreichen Branchen eines der Hauptprobleme. Die Betriebe sind auf der Suche nach Lösungen. Dazu gehört eine enge Kooperation mit Schulen, um möglichst frühzeitig Kontakt zu potenziellen Auszubildenden zu bekommen. Auch der Wirtschafts- und Strukturrat (WIR) Bremen-Nord sieht die Schwierigkeiten und setzt sich für eine Zusammenarbeit von Nordbremer Schulen und Unternehmen ein.
In Bremen-Nord sei unter anderem der Fachkräftemangel im Handwerk, zum Beispiel im Bereich Bau, Elektro und Installation, eklatant, so Bernhard Wies, stellvertretender Vorsitzender und Sprecher des WIR Bremen-Nord. „In Bremen-Nord herrscht insgesamt eine hohe Arbeitslosenquote und die Schulen sind durch die große Zahl an Migranten stark belastet. Entsprechend schwierig ist für viele junge Leute der Berufseinstieg“, sagt Bernhard Wies.
Was junge Menschen ebenfalls vor neue Herausforderungen stelle, sei der Umgang mit innovativen Techniken, die in Unternehmen zunehmend eingesetzt werden. So nutzen manche Firmen inzwischen das Programm Chat GPT, das auf künstliche Intelligenz setzt, um zum Beispiel Werbetexte zu erstellen.
Da viele Jugendliche schwer vermittelbar seien, strebe der WIR eine enge Kooperation mit Schulen an, wie zum Beispiel mit dem Schulzentrum Vegesack an der Kerschensteiner Straße, um bessere Verbindungen zu Betrieben herzustellen. Wies: „Es geht auch darum, den jungen Leuten neue Wege aufzuzeigen.“ Zum Beispiel sollte ihnen vermittelt werden, dass es hilfreich sein kann, in einer Ausbildung zunächst Praxiserfahrungen zu sammeln und erst anschließend ein Studium zu beginnen.
Eine Möglichkeit für junge Leute, Berufe kennenzulernen, sind – neben der Berufsorientierung seitens der Schulen – auch Bildungsmessen wie der Futureparcours, der jüngst in der Oberschule an der Lehmhorster Straße stattfand. Dabei konnten Schüler praktisch in zahlreiche Berufe hineinschnuppern und sich direkt um einen Praktikumsplatz bewerben.
Timm Grotheer, Geschäftsführer des Maschinenbau-Unternehmens Nabertherm in Lilienthal, war mit seiner Firma auf der Bildungsmesse in der Oberschule an der Lehmhorster Straße vertreten. „Junge Leute haben heute keine Berührungsängste mehr mit digitalen Welten, diese sind eher noch in der älteren Generation ausgeprägt", ist seine Erfahrung. „Handwerkliche Fähigkeiten sind natürlich ebenfalls weiterhin gefragt.“ Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt zunehmend und macht auch vor Grotheers Firma nicht Halt. „Technische Zeichnungen werden heute fast nur noch am Computer gemacht, und auch die Schnittstellen zwischen Auftragszuweisung und -ausführung sind inzwischen digital geworden.“ Deshalb müssten die Azubis über zumindest grundlegende EDV-Kenntnisse verfügen. Das sei in den meisten Fällen allerdings kein Problem.
Experten sagen voraus, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), von maschinellem Lernen und Robotik am Arbeitsplatz weiter zunehmen wird. Dies werde mehr Bedarf an Umschulung und Weiterbildung schaffen. Zudem ist die Prognose, dass Arbeitsplatzmodelle zunehmend hybrid werden – ein Prozess, der durch die Pandemie noch beschleunigt worden sei. „In Bremen-Nord ist seit Corona die Homeoffice-Entwicklung nicht zurückgegangen“, sagt Bernhard Wies. „Viele Mitarbeiter nutzen weiterhin die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten.“
Wies wünscht sich vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels seitens der schulischen Behörden mehr Langfristigkeit in der Planung. „Es geht darum, auf voraussagbare Entwicklungen rechtzeitig zu reagieren, den künftigen Bedarf und aktuelle Probleme von Betrieben möglichst frühzeitig in die Schulen zu bringen“, sagt er.