Seit Bremen den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aufs Wasser bringen und eine umweltfreundliche Schnellfähre einsetzen will, denken einige Nordbremer Beiratspolitiker über einen vorzeitigen Alleingang nach. Rainer Tegtmeier, Fraktionssprecher der Linken in Burglesum und von Berufswegen Seemann, hat eine Nordbremer Lösung im Kopf, die sich nach seinen Worten schnell umsetzen ließe. Die will er demnächst auch seinen Beiratskollegen vorstellen.
Wann Bremen den Berufsverkehr auf die Weser lenkt, ist offen. Noch lässt die vom Wirtschaftsressort in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie auf sich warten. Diese sollte bereits 2021 vorliegen, dann war von Mai 2022 die Rede. Nun kommt es zu einer weiteren Verzögerung: "Der Abschlussbericht mit allen drei Teilen liegt erst Mitte des Jahres vor. Es gibt also aktuell keinen neuen Stand, der über den Zwischenbericht hinaus geht", sagt Christoph Sonnenberg, Sprecher des Wirtschaftsressorts.
Interesse an Fähre ist groß
Der Zwischenbericht stellt mehrere Varianten vor. Noch ist deshalb nicht klar, ob Bremen auch Nordbremer Pendler und Besucher mit einer umweltfreundlichen Schnellfähre abholt oder ob die Fähre nur innerstädtisch unterwegs sein wird.
Die Nordbremer SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ute Reimers-Bruns spricht sich bereits klar dafür aus, den Norden einzubinden. „Für uns kommt nur die Variante C-plus infrage. Wir in Bremen-Nord haben ein großes Interesse daran.“ Sie weist darauf hin, dass sich der Beirat Burglesum bereits 2020 zu einer Fährverbindung in Richtung Innenstadt verhalten habe. Ebenso begeistert sei der Beirat in Blumenthal gewesen. Er hatte 2019 eine Machbarkeitsstudie erst gefordert.
Alleinlösung für den Norden
Rainer Tegtmeier, der im Burglesumer Beirat sitzt, fürchtet allerdings, dass Bremen bei seinen Fährplänen eher Touristen als Berufspendler in den Blick nimmt und letztlich den Bremer Norden außen vorlassen könnte: „Ich war erstaunt, dass eine Expertengruppe aus Hamburg eingeschaltet wurde. Die bringen den Fährbetrieb in die Innenstadt, die entscheiden nicht aus Nordbremer Sicht.“
Dem Beiratspolitiker und anderen aus dem Gremium schwebt mittlerweile eine Alleinlösung für Bremen-Nord vor. Denn für Rainer Tegtmeier liegt auf der Hand, dass besonders der Berufsverkehr im Bremer Norden zu entlasten ist. „Wir sollten einen Berufspendelverkehr hinbekommen.“ Den Fokus richtet er dabei auf den geplanten Berufsschulcampus auf dem früheren Areal der Bremer Woll-Kämmerei in Blumenthal: „In fünf Jahren sind hier 3000 Berufsschüler. Wie kommen die morgens hin und wieder zurück? Es ist jetzt schon alles voll“, meint der Beiratspolitiker.
Katamarane in Spanien ausgeguckt
Wie sieht die Lösung für Bremen-Nord konkret aus? Rainer Tegtmeiers Vorschlag ist es, ein Schiff zwischen Bremen-Nord und Kellogg's pendeln zu lassen. „Man müsste morgens um sechs in Vegesack einsteigen können und nach 20 bis 30 Minuten am Anleger bei Kellogg's sein. Wenn man Blumenthal und Farge dazu nimmt, müsste die Fähre je zehn Minuten früher ablegen.“ Von Kellogg's aus könnten die Pendler dann auf Fahrzeuge des regulären öffentlichen Nahverkehrs umsteigen: „Der Fährbetrieb muss dabei Teil des öffentlichen Nahverkehrs sein.“
Ein Schnellstart wäre offenbar möglich: Ein Schiff, dass die Strecke in kürzester Zeit bewältigen kann, hat das Beiratsmitglied zusammen mit einem Beiratskollegen bereits bei einem Broker ausgemacht. „In Vigo, in Nordspanien, liegen vier Katamarane, Baujahr 2015, die man für zusammen neun Millionen Euro kaufen kann.“ Der Besitzer des Küstenmotorschiffs „Werderland“ kennt sich nach eigenen Worten gut mit Schiffen aus: „Diese Katamarane schaffen die gewünschte Geschwindigkeit, sie machen 50 Kilometer pro Stunde, es gibt kaum Wellengang und der Kraftstoffverbrauch ist gering.“ Nach den Worten von Rainer Tegtmeier könnten die spanischen Katamarane, 25 Meter lang und neun Meter breit, 350 Personen aufnehmen und böten zudem Platz für 100 Fahrräder.
Der Linkspolitiker will seinen Vorschlag zunächst mit dem Burglesumer Beirat diskutieren. Ein Haken hat seine Idee: Die dieselbetriebenen Katamarane entsprechen nicht der Bremer Vorgabe eines umweltfreundlichen Antriebs. Rainer Tegtmeier fürchtet anderfalls jedoch lange Lieferzeiten. „Wann sind die Dinger denn da? Die Schiffe in Spanien dagegen sind vorhanden. Ich würde mich als Kapitän auch anbieten, sie herzubringen." Wobei: Mit einem Schiff wäre dem Bremer Norden nicht gedient, ist das Beiratsmitglied überzeugt. „Zwei oder drei wären besser.“ Mit Blick auf die Zukunft, so Rainer Tegtmeier, ließe sich das Nordbremer Angebot dann vielleicht auch auf Bremerhaven ausweiten.