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Schnellfähre von Bremen-Nord in die City Katamaran soll in Blumenthal anlegen

Mit dem Katamaran über die Weser von Bremen-Nord in die Innenstadt düsen – noch ist das nur eine Idee. Der Beirat Blumenthal ist davon begeistert und fordert eine Machbarkeitsstudie.
10.12.2019, 21:52 Uhr
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Von Gabriela Keller

Mit der Schnellfähre über die Weser von Bremen-Nord in die Innenstadt düsen – noch ist das nur eine Idee. Die im Beirat Blumenthal auf Begeisterung stößt. In ihrer Sitzung am Montag haben die Stadtteil-Politiker eine Machbarkeitsstudie für eine Fährverbindung „Nord-West-City“ gefordert.

Entwickelt worden ist die Idee im Rahmen eines Projektes, an dem die Bremische Hafenvertretung arbeitet. Im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung und Entwicklung untersucht sie seit Mai 2019 Möglichkeiten, in der Binnen- und Küstenschifffahrt wegzukommen vom Diesel- hin zum Elektroantrieb. Christian Bahlke ist der Projektmanager. Potenzial für den Einsatz von Batterietechnik für die Fortbewegung auf dem Wasser sieht der Vegesacker Kapitän auch für Bremen, die Stadt am Fluss.

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Drei Machbarkeitsstudien seien dem Senator für Häfen vorgeschlagen worden, sagt Bahlke: für autonom fahrende elektrische Mini-Fähren als Weserquerung, für einen Shuttle-Verkehr mit alternativem Antrieb zwischen Bremen und Bremerhaven und eben für eine Schnellfähre, die zwischen dem Bremer Norden und der Innenstadt pendelt.

Im Beirat Blumenthal stellte Christian Bahlke das Projekt einer Fährverbindung mit umweltschonendem Antrieb von und nach Bremen-Nord vor. Transportieren soll die Fähre nicht nur Fußgänger, sondern auch Fahrräder. „Damit es attraktiv wird, das Auto stehen zu lassen.“ Das Konzept sieht nach seinen Worten drei Anlegeplätze vor: Brill/Schlachte, Waterfront im Bremer-Westen und Vegesack im Bremer Norden.

Zwei Überlegungen haben bei der Auswahl den Ausschlag gegeben, erläutert Bahlke gegenüber der NORDDEUTSCHEN. „Bei den drei Anlegestellen ist eine hohe Passagierdichte zu erwarten. Außerdem soll die Fähre eine echte Alternative zur Nordwest-Bahn sein. Dazu muss sie die Fahrgäste zeitnah von Bremen-Nord in die Innenstadt bringen.“

In 35 Minuten mit der Fähre in die City

Für die Strecke zwischen der Innenstadt und Vegesack rechnet der Projektmanager mit einer Fahrtzeit von 35 Minuten. Auf dem Wasserweg könnte die City damit genauso schnell erreichbar sein wie mit der Bahn, meinte Bahlke. Überlegt wird nach seinen Worten eine weitere Haltestation in der Überseestadt. Dort seien viele neue Arbeitsplätze und auch Wohnungen entstanden.

Der Blumenthaler Beirat möchte im eigenen Stadtteil auch eine Anlegestelle haben. „Blumenthal könnte optional angeschlossen werden“, meinte Bahlke dazu. „Das wird davon abhängen, ob das Fahrgastaufkommen hoch genug ist.“ Wo Anlegestationen sinnvoll sind und ob es überhaupt genug Passagiere für eine Schnellfähre gibt, das ist nach seinen Worten im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zu ermitteln.

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Jeder zusätzliche Halt werde die Fahrzeit der Fähre verlängern, gibt der Projektmanager zu bedenken. Bis Blumenthal sei die Fähre etwa sieben Minuten länger unterwegs. Bahlke beruft sich dabei auf Angaben einer früheren Studie von 1994 über eine Fährverbindung zwischen Bremen-Nord und der Innenstadt. Zur Ermittlung des Fahrgastpotenzials seien damals Werften und andere große Arbeitgeber sowie Anwohner in der Region befragt worden. „Man ging von insgesamt bis zu 8000 Einzelfahrten pro Tag aus.“ Bedient werden sollten seinerzeit acht Anlegestellen.

Die frühere Studie landete in der Schublade. „Unter verkehrsfunktionalen Gesichtspunkten wurde damals keine zwingende Notwendigkeit gesehen, das Projekt weiterzuverfolgen“, sagte Bahlke. Inzwischen habe sich die Verkehrssituation aber geändert. Viel mehr Verkehr als vor 25 Jahren rolle heute auf der A27 über die Lesum-Brücke von Bremen-Nord in die Innenstadt und umgekehrt, die Bahnverbindung sei derzeit problematisch. Für Bahlke Gründe genug, „die damalige Empfehlung zu überdenken“ und einer umweltfreundlichen schnellen Fährverbindung auf der Weser eine zweite Chance zu geben.

Einsatz von zwei bis vier Fähren

Das jetzt vorliegende Konzept sieht nach seinen Angaben den Einsatz von zwei bis vier Fähren vor, die mit 20 Knoten im Halb- oder Viertelstundentakt zwischen Bremen-Nord und der Innenstadt pendeln. Als Schiffstyp sei ein Katamaran vorgesehen. „Wegen der Schnelligkeit. Außerdem hat ein Katamaran weniger Wellengang, das ist für die Passagiere komfortabler.“ Bis zu 350 Passagiere sollte eine Fähre laut Bahlke transportieren können. „Das wäre ein ordentliches Volumen.“

Beim Antrieb setzt der Projektmanager auf die Batterietechnik. Sie sei für kürzere Strecken geeigneter als die Wasserstoff- oder Brennstoffzellentechnik, für die Bahlke eher Einsatzmöglichkeiten in der Seeschifffahrt sieht. „Die Batterietechnik ist in der Herstellung auch weniger energieaufwendig als ein Wasserstoffantrieb“, erklärt er den Blumenthaler Kommunalpolitikern.

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Eine der Fragen, die im Rahmen der Machbarkeitsstudie zu klären sein wird, ist die Stromversorgung der Fähren an den Anlegestellen. Bahlke nennt ein Beispiel aus Norwegen, nach seinen Worten Vorreiter in Sachen batteriebetriebener Fähren. „Dort verwenden sie an den Anlegestellen Pufferspeicher, die ständig mit einer moderaten Stromleistung befüllt werden.“ Eine Herausforderung ist laut Bahlke die Tide auf der Weser. Er geht davon aus, dass die Schnellfähren an einem Ponton anlegen werden. Mit welchen Investitionen für den geplanten Fährbetrieb zu rechnen ist, kann der Projektmanager noch nicht sagen. „Das hängt von der Größe des Projektes ab und wird im Rahmen der Machbarkeitsstudie zu prüfen sein.“ Wie schnell er mit einer Umsetzung des Projektes rechne, wurde Christian Bahlke aus den Reihen des Beirates gefragt. „Mindestens drei Jahre wird es sicherlich dauern“, lautete seine Antwort.

Der Projektmanager gab sich im Beirat hoffnungsvoll, dass aus dem Projekt was werden könnte. Beim Häfensenator jedenfalls sei der Vorschlag auf Interesse gestoßen, sagte Bahlke. Gespräche mit dem Umwelt- und dem Wirtschaftsressort, die auch zu beteiligen seien, sind nach seinen Angaben noch nicht geführt worden.

Der Blumenthaler Beirat steht hinter den Plänen für eine umweltfreundliche Schnellfähre „Nord-West-City“. Er fordert die zuständigen Ressorts auf, eine entsprechende Machbarkeitsstudie durchzuführen, „unter Einschluss einer Anlegestelle in Blumenthal“. Am 27. und 28. Januar steht das Thema Elektromobilität in der Binnenschifffahrt im Mittelpunkt einer Fachtagung in Bremen, es ist zugleich der Abschluss des Projektes.

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