„Wir würden Bremen-Nord gerne treu bleiben“, sagt Mustapha Obeida in einer ruhigen Minute während seiner Arbeitszeit im Foodtruck „Wrap King“. Seit gut vier Jahren ist der Stand von Mustaphas Sohn Ahmed Obeida und seinem Geschäftspartner Ralf Semme im Bremer Norden für seine gerollten Köstlichkeiten bekannt und gefragt – so manchen Feste wie die Dixieland-Tage in Lesum oder das Festival Maritim in Vegesack steuert der Foodtruck an. Die schnell gerollten Gerichte haben zügig die Mägen und Herzen der Bewohner aus Vegesack und umzu erorbert. Die zahlreichen positiven Bewertungen sprechen für sich. Jetzt haben die Obeidas dem Bremer Norden unfreiwillig den Rücken kehren müssen.
Den Truck findet man nun in Ritterhude vor dem im August neueröffneten Nahkauf. Hauptsächlich steht dort zurzeit der 59-jährige Mustapha Obeida hinter dem Tresen und versorgt bei Bedarf die Ritterhuder Laufkundschaft mit der libanesischen Hausmannskost. „Wir sind gerne hier, aber die Gegend ist ruhiger“, erklärt Obeida, der mit viel Freude und Motivation der Arbeit in dem kleinen Familienbetrieb nachgeht. Der Umzug nach Ritterhude war Umständen und Zufällen geschuldet, die außerhalb der Kontrolle der Standbetreiber lagen.
Los ging es an der Martinsheide
Ursprünglich hatte man den „Wrap King“ und seine Mitarbeitenden an der Martinsheide beim Kreativfachmarkt „Kreativ Plus“ finden können. Über eine freundschaftliche Beziehung zu Ladenbetreiber Peter Pfaff sei es zu dem zunächst festen Standort für ihren kleinen Imbiss auf Rädern gekommen. Doch als Pfaff seinen Laden nach 60 Jahren schloss und auf einen online Verkauf umstrukturierte, änderten sich auch die Umstände für den Food Truck der Obeidas. Die Suche nach einem neuen Standort stellte sich dabei leider als nicht gerade einfach heraus.
„Wir haben überall nachgefragt, aber man hat uns ‚nein‘ gesagt“, erklärt Obeida. Manche Läden im Bremer-Norden würden gar keine Möglichkeiten anbieten, um einen Foodtruck auf ihrem Gelände abzustellen; manche könnten wichtige Voraussetzungen wie Stromanschlüsse nicht erfüllen. Wiederum andere hätten bereits Stellflächen an andere Stände vermietet. „Wir hätten sonst Einschränkungen bekommen, damit sich Angebote nicht doppeln“, sagt der 59-Jährige. So sei es auch keine Option gewesen, sich auf das Teilen eines gemeinsamen Stellplatzes zu einigen. Als zusätzliche Schwierigkeit kommt noch hinzu, dass sich die Kosten für die Mietflächen erhöht haben. Allerdings sei dies nicht der Hauptgrund, warum der Umzug nach Ritterhude stattgefunden habe. Es sei schlichtweg nicht möglich gewesen, generell einen Standort im gewünschten Umfeld zu finden.
Sehnsucht nach Bremen-Nord
„Die Ritterhuder kennen uns leider noch nicht“, weiß Mustapha Obeida, der seit August täglich von Bremen-Nord nach Ritterhude pendelt. Durch eine glückliche Fügung seien er und seine Familie an diesen Standort gekommen. Der Markleiter des neueröffneten Nahkaufs habe den „Wrap King“ zunächst nur zur Eröffnung eingeladen, aber schnell stand die Entscheidung fest, dort zu bleiben. Man sei weiterhin sehr dankbar für diese Möglichkeit. Da die Zukunft zum damaligen Zeitpunkt allerdings ungewiss gewesen sei und die Herzen weiterhin an Bremen-Nord hingen, haben Ahmed Obeida und sein Vater zunächst auf kostspielige Werbung in der Umgebung verzichtet.
Über Hinweise und Angebote würden sich die Betreiber sehr freuen. „Wir würden uns alles anschauen“, verspricht Mustapha Obeida. Auch eine Immobilie für einen kleinen Imbiss würde die Standbetreiber interessieren. Der Steh- und Imbisscharakter solle dabei allerdings bestehen bleiben. Ein Standort in Bremen-Nord würde für die Familie kürzere Anfahrten bedeuten. So könne der Stand besser mit Nachschub versorgt werden, sollten Zutaten knapp werden. Beim „Wrap King“ stammt schließlich alles aus eigener Produktion und wird nach jahrzehntealten Familienrezepten zubereitet. Jeden Sonntag steht Mustaphas Ehefrau im Wagen und bereitet die Saucen und Co für die kommenden Tage vor. Ihr Handwerk habe sie schon als kleines Mädchen im Libanon gelernt, da sie dort ihrem Vater über die Schulter schauen konnte, der dort in einem Laden Falafel anbot. Auch eine Lieferung der Gerichte sei in Bremer-Norden wieder vorstellbar – immerhin habe man dort das benötigte Netzwerk und die Bekanntheit für Zusatzleistungen, die aktuell aus finanziellen Gründen nicht möglich sind.