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Premiumroute in Bremen-Nord Forderung nach besseren Radwegen

Was ist wichtiger für den Radverkehr: ein gut ausgebautes Wegenetz oder die lange angekündigte Premiumroute? Darüber haben jetzt Vertreter des BUND und des ADFC diskutiert.
26.03.2019, 17:31 Uhr
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Von Alexander Bösch

Schon seit einigen Jahren existieren verkehrspolitische Pläne für eine Fahrrad-Premiumroute von Bremen-Nord bis Hemelingen. Bereits 2014 wurde der Grundsatzbeschluss gefasst. Die Planungen schreiten allerdings keineswegs zügig voran. Bereits im Herbst 2017 hatte Bausenator Joachim Lohse (Die Grünen) aufgezeigt, wie Probleme wie zu schmale Straßen oder mögliche Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern mit geringem Aufwand zu lösen seien. Rund 20 Kilometer der geplanten Vorrangstrecke für Radfahrer liegen in Bremen-Nord. Varianten zum genauen Verlauf sollen weiterhin in den Beiräten diskutiert werden.

Dies ist der Hintergrund, vor dem der BUND Bremen-Nord jetzt Christian Flathmann vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) eingeladen hatte. Sollten statt der 21 Millionen Euro teuren Premiumroute nicht eher bestehende Radwege saniert werden, wie von Kritikern angeregt wird? Der Nordbremer Stadtteilsprecher des ADFC nahm sich dieser Fragestellung an. Sein Fazit vorweg: Bremen-Nord brauche beides.

Fotos der Problemstellen

Um mehr Menschen zum Radfahren zu animieren, so das Credo des Vereins, bedürfe es sicherer und komfortabler Radwege. Das Zitat von Willi Lemke: „Ich denke an die vielen Wege in Bremen, auf denen man nicht radfahren kann“ untermauerte der 62-jährige Flathmann mit einer Fotoschau. Da ist eine Straße an der Lesumbrücke durch Wurzeln angehoben, da findet sich im Becketal in Höhe Hammersbecker Straße eine erhebliche Anzahl von Löchern, die meist nur notdürftig mit Teer zugeschüttet werden. An der Borchshöhe endet der Radweg abrupt und mündet in einen Fußweg, während ein Radler sich in Höhe Margaretenallee an einem Baum vorbei schlängelt und gerade noch 50 Zentimeter hat, um nicht einem Auto in die Quere zu kommen.

„Das ist eigentlich Sache der Behörden und nicht der Verkehrsteilnehmer, hier Abhilfe zu schaffen“, entrüstete sich Flathmann. An anderen Orten in Bremen-Nord sind die Rad- und Fußwege entweder zugewachsen oder durch Autos zugeparkt. In engeren Straßen wie der Fröbelstraße führt das beidseitige Parken zu erheblichen Problemen für Radler. Kämen an derartigen Stellen noch Busse, die Müllabfuhr oder spielende Kinder hinzu, könnten sich gefährliche Situationen ergeben.

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Mit der Anschaffung eines Pkw, appellierte Flathmann, erwerbe man nicht automatisch den Anspruch auf einen kostenlosen Parkplatz im öffentlichen Raum. Die Schaffung von Anwohnerparkplätzen sei in diesem Sinne vorbildlich. So koste ein Anwohnerparkausweis für zwei Jahre nur 50 Euro. Eine größere Anzahl an Fahrradbügeln im Bremer Norden sei ebenso begrüßenswert.

Welche Anforderungen aber stellt der ADFC an die geplante Premiumroute? Möglichst wenige Kreuzungen und Ampeln solle es geben, ebenso kaum Steigungen. Es müsse genügend Platz für alle Verkehrsteilnehmer vorhanden sein, man wolle möglichst abseits vom motorisierten Verkehr fahren. Flathmann zeigte eine Skizze, die die mögliche Route zeigt. An einigen Stellen ließen sich in ihrem Verlauf bereits Probleme aufzeigen. Er legte entsprechende Fotos vor. Eines etwa zeigte die Straße Am Wasser, wo es zwischen dem Reetdach eines Fachwerkhauses und der Betonböschung mit 2,20 Meter Platz zu eng wäre. Die Sagerstraße wiederum sei wegen des starken Busverkehrs ungeeignet. Als zu kurvenreich und unübersichtlich könnte sich die Lesumbroker Landstraße erweisen.

Sorgfalt vor Hast

Flathmann analysierte verschiedene Punkte, unter anderem den möglichen Ausgangspunkt der Route am Farger Kraftwerk entlang der Deichkrone. Die Route könnte am BWK-Gelände entlang führen, wo eine eventuell entstehende Berufsschule für weiteren Radverkehr sorgen könnte. Der 62-Jährige brachte auch die Möglichkeit ins Spiel, die gesperrte, vor etwa zehn Jahren aber schon einmal freigegebene Straße hinter der Gläsernen Werft zu einem Teil der Route werden zu lassen. Wegen des geringen Straßenverkehrs könne auch die Bürgermeister-Dehnkamp-Straße zur Fahrradstraße werden. Mit dem Slogan „Bikes for Future“ machte sich Flathmann für eine Verkehrswende stark.

Torsten Bullmahn (CDU), Beiratsmitglied und Sprecher des Vegesacker Verkehrsausschusses, nutzte die Gelegenheit, dem rot-grünen Senat schlechte Noten für die Verkehrspolitik auszustellen. Die CDU unterstütze den Plan der Premiumroute zwar grundsätzlich als Signal, favorisiere aber, zunächst die bestehenden Radwege zu sanieren.

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Bei der folgenden, teils hitzigen Diskussion wurde Flathmann auch nach einem konkreten Zeitplan gefragt. Der Verein, so die Antwort, setze eher auf eine sorgfältige Analyse einer möglichen Route, bevor man die Ergebnisse dann in den Beiräten bespreche. Dass eben jene Überprüfung schon einige Jahre in Anspruch nehme, monierte ein Radler mit den Worten: „Wann soll denn dieser Weg kommen, in zehn Jahren?“ Wichtig sei es, empfanden andere Diskussionsteilnehmer, belebte Wohnquartiere einzubinden oder hier Zubringerwege zu bauen. So seien Wohnviertel in Schwanewede und Aumund nach jetziger Planung abgekoppelt von der größtenteils an der Weser entlang führenden Radroute.

Ein Teilnehmer warf dem Fahrrad-Club vor, mit der Premiumroute in eine „reine PR-Falle“ getappt zu sein. Bremen sei auf infrastrukturellem Terrain bundesweit Klassenletzter, mit einem solchen Vorschlag werde man daran nichts ändern.

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