Die Schlüsselszene ereignete sich in der 62. Minute. Da lag der 1:1-Ausgleich für die SG Aumund-Vegesack im Spiel gegen den klaren Favoriten OSC Bremerhaven förmlich in der Luft. Doch SAV-Mittelstürmer Nadhir Gafsi traf nicht das leere Tor, sondern nur den Pfosten. Beim Abpfiff der Begegnung im Vegesacker Stadion bejubelte der Bremen-Liga-Spitzenreiter einen 3:0-Erfolg.
Ein klares Ergebnis und ein Erfolg für den Tabellenführer, mit dem nach dem Verlauf der ersten Halbzeit nicht unbedingt zu rechnen war. Da überzeugten die Gastgeber mit hoher Lauf- und Einsatzbereitschaft. Und Torchancen stellten sich früh ein. Bereits in der vierten Minute jagte SAV-Linksaußen Joszo Tunjic den Ball nur knapp über den Kasten seiner ehemaligen Mannschaft. Und nachdem SAV-Keeper Jan Niklas Dähne in der 14. Minute einen Freistoß von Noah Koch vor dem Einschlag in den oberen Torwinkel pariert hatte, schoss Vegesacks Mittelfeldrenner Sean Madavo den Ball im Gegenzug knapp am Kasten von OSC-Keeper Torge Wiedenroth vorbei (15.). Fünf Minuten später war Madavo nur durch ein Foulspiel zu bremsen, doch der Freistoß von Tunjic blieb in der Mauer der Seestädter hängen.
Das Tempo hielt fortan auf beiden Seiten unvermindert an, kurze Zwangspausen fanden nur statt, wenn der Ball im Gebüsch am Rande der einen Spielfeldseite verschwand und nicht wiederzufinden war. Was insgesamt sieben Mal passierte. Ins Tor der Olympischen aber wollte er sich auch in der 31. Minute nicht senken. Stattdessen rauschte er nach einem Schuss von SAV-Mittelfeldakteur Miran Abdi knapp am Pfosten vorbei. Danach jedoch erhöhten die Seestädter, ständig lautstark dirigiert von ihrem Coach Angelos Pauls, die Schlagzahl. Mit Erfolg. In der 40. Minute verfehlte Mittelstürmer Marvin Kück noch das Ziel, drei Minuten später aber jagte der aufgerückte OSC-Verteidiger Novah van der Schouw den Ball nach einem schnellen Konter unhaltbar für Jan Niklas Dähne zum 1:0 für die Gäste ins Netz.
Die ergriffen nach dem Wiederanpfiff sofort die Initiative, machten die Räume für die Vegesacker eng und forcierten das Kombinationsspiel. Dennoch konnten sie es nicht verhindern, dass sich Nadhir Gafsi in der 62. Minute mit Glück und Geschick durch die engmaschige OSC-Abwehr schlängelte, den Ball aber nur gegen den linken Torpfosten wuchtete (62.).
Der Ausgleich zu diesem Zeitpunkte hätte den Nordbremern womöglich noch einmal Auftrieb gegeben. Stattdessen verhalf das Glück den Seestädtern zu neuem Elan. Zunächst gelang es ihrem ehemaligen Goalgetter Jozo Tunjic auf Vegesacker Seite nicht, den Ball aus Nahdistanz per Kopf im Bremerhavener Netz unterzubringen, dann sorgte ein OSC-Konter über die rechte Außenbahn, vorbei an der weit aufgerückten Verteidigungslinie der Gastgeber, für die Entscheidung. Noah Koch zirkelte den Ball vorbei an dem herausstürzenden Jan Niklas Dähne zur 2:0-Führung der Gäste ins lange Toreck (72.).
Nun blieb den Vegesackern keine Wahl: Um doch noch eine Wende einzuleiten und zumindest einen Punkt zu retten, musste weiter ins Risiko gegangen werden. Alle Versuche, das Resultat zu verändern, scheiterten aber an der klug gestaffelten OSC-Deckung und dem geschickten Kurzpassspiel der Olympischen bei Balleroberung. Folgerichtig erzielte der zuvor eingewechselte Stürmer Jule Txabarria in der dritten Minute der Nachspielzeit mit sattem Schuss aus 28 Metern den dritten Treffer der Seestädter. Trainer Angelo Pauls: „Unser Sieg ist verdient, und wir haben es weiterhin selber in der Hand, keine Niederlage einstecken zu müssen.“
SAV Coach Mario Vukoja trauerte dagegen den vergebenen Torchancen seiner Mannschaft nach und meinte: „Wenn wir den Führungstreffer oder den Ausgleich gemacht hätten, wäre die Partie anders gelaufen, hätten wir zumindest einen Punkt geholt.“