Die Vegesacker Innenstadt steht vor großen Herausforderungen. Das hat Werner Pohlmann, Vorsitzender des Vegesack Marketings, bei der Mitgliederversammlung des Vereins deutlich gemacht. „Die Wünsche der Menschen bezüglich ihrer Freizeitgestaltung haben sich dramatisch verändert, und damit ändern sich auch unsere Bedingungen“, sagt Pohlmann. Aber auch Themen wie die Digitalisierung und der demografische Wandel seien Herausforderungen für Vegesack. „Wenn wir die Zukunft unseres Mittelzentrums gestalten wollen, ist das nicht in ein oder zwei Jahren zu schaffen“, betont Pohlmann. Er plane deshalb für das Jahr 2025 und darüber hinaus.
Damit Vegesack für die Zukunft gerüstet ist, müssten neue Handelsflächen und Aufenthaltsplätze geschaffen werden. „Heute fehlen wichtige Sortimente hier. Wir haben keine Kinder- und Jugendmode und kein Young Fashion in Vegesack. Außerdem fehlt ein Elektronikmarkt sowie eine Sportwelt im Stadtteil“, bemängelt der Geschäftsführer des Modehauses Leffers. Ebenso bräuchte Vegesack hochwertige Gastronomie, die für eine verbesserte Aufenthaltsqualität sorge.
Pohlmann prangert nicht nur fehlende Geschäfte und Restaurants an, sondern auch den Leerstand in der Vegesacker Innenstadt. „Das alte Kino in der Breiten Straße hat Potenzial. Ich bin seit 30 Jahren in Vegesack und seitdem ist das Gebäude eine Ruine. Das ist sträflich“, sagt Pohlmann. Gleiches gelte für das ehemalige Möbelhaus Heinemann an der Alten Hafenstraße. „Das ist ein riesen Klotz, wo seit Jahrzehnten nichts passiert. Das ist traurig, aber wahr“, sagt Pohlmann. Bereits vor drei Jahren hatte Projektentwickler Olaf Mosel Interesse an dem Gebäude. Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte Mosel, dass er das Gebäude bisher nicht erworben habe, aber weiterhin Interesse daran hätte.

Werner Pohlmann
„Die Eigentümer investieren zu wenig in Fläche und Fassade“
Leerstand sei auch ein Problem in der Reeder-Bischoff-Straße. Dass sich die Ladenlokale in ihrem jetzigen Zustand wieder mit Leben füllen lassen, glaubt er nicht. „Die Eigentümer investieren zu wenig in Fläche und Fassade“, kritisiert Pohlmann. Allerdings seien auch die Mieter gefragt, die Immobilien zu erhalten, indem sie etwa die Wände streichen oder den Fußboden erneuern. „Ich habe den Eindruck, da passiert in Vegesack relativ wenig“, sagt Pohlmann.
Problematisch sei auch, dass die Fußgängerzone abends zu dunkel ist. „Jeder zweite Laden ist duster. Nicht einmal die Reklame ist an. Das ist eine Katastrophe. Und das nennt sich dann Mittelzentrum Vegesack“, bemängelt Pohlmann.
Für die Zukunft müsse Vegesack eine höhere Ausstrahlung als Einzelhandelszentrum haben, auch über den Bremer Norden hinaus. „Nachdem Kurt Zech sich mit dem Eigentümer der Kaufhof-Immobilie geeinigt hat, steht dem Umbau der Innenstadt nichts mehr im Wege. Dadurch ergeben sich ganz andere Kundenströme, als heute“, sagt Pohlmann. Durch den Umbau steige auch die Aufenthalts- und Lebensqualität, was insbesondere für jüngere Leute ein wichtiges Thema sei.
„Vegesack soll die Nummer eins in der Region sein, und dafür tun wir etwas“, sagt Wolfgang Helms, Geschäftsführer des Vegesack Marketings. Dazu zählen verschiedene Veranstaltungen, wie die Kohlparty oder der Vegesacker Kindertag. „Wir wollen junge Familien ansprechen und das können wir mit dieser Veranstaltung hervorragend umsetzen“, sagt Helms. 2018 habe der Kindertag 25.000 Menschen nach Vegesack gelockt.
Ebenfalls beliebt sei der Vegesacker Winterspaß. „In diesem Jahr haben wir 1000 Teilnehmer beim Eisstockschießen. Eine Mannschaft kommt sogar aus Hamburg angereist“, sagt Helms. „Durch den Winterspaß erreichen wir auch eine tolle Aufenthaltsqualität in Vegesack.“
Eine positive Entwicklung
Insgesamt hätten sich die Veranstaltungen des Vegesack Marketings positiv entwickelt. „2010 haben wir drei Veranstaltungen organisiert, zu denen 120.000 Besucher kamen. Im vergangenen Jahr fanden neun Veranstaltungen statt, zu denen insgesamt 700.000 Besucher kamen“, sagt Helms.
Im Frühjahr kommenden Jahres soll ein Leit- und Orientierungssystem im Stadtteil aufgebaut werden. „Derzeit sind wir im Antragsverfahren“, sagt Helms. Die Schilder sollen unter anderem am Bahnhof aufgestellt werden und Besucher auf die Sehenswürdigkeiten Vegesacks wie den Stadtgarten und das Schulschiff Deutschland aufmerksam machen oder ihnen den Weg zur Shoppingmeile weisen.
Während der Mitgliederversammlung wurde Eva Riemann zudem nachträglich in den Vorstand des Vegesack Marketings gewählt. Riemann hat den Vorstandssitzungen bereits seit Januar als Gast beigewohnt. „Werner Pohlmann hat mich gefragt, ob ich mitmachen will“, sagt die Geschäftsführerin der Agentur Artischocke. „Zunächst war ich über die Anfrage überrascht. Da mich der Bereich Marketing aber interessiert, engagiere ich mich gerne im Vorstand.“