Wer einen Herzschrittmacher hat, muss sich alle sechs Jahre operieren lassen. Denn die Batterie ist nach diesem Zeitraum leer und das Gerät muss deshalb ausgetauscht werden. Das Start-up Kudu Med aus Tel Aviv hat nun ein medizinisches Gerät entwickelt, das solche Operationen überflüssig machen soll. Mit dieser Geschäftsidee nahm Kudu Med am Constructor-Start-Programm, das bis vor Kurzem noch Accelerator-Programm hieß, an der Constructor University aus Grohn teil. Und gewann schließlich ein Preisgeld von 100.000 Dollar, da die Erfindung ein großes Potenzial auf dem Markt verspreche, für viele Menschen wichtig sei und Kudus Team viel Expertise aufweise. So begründet es zumindest die Privatuniversität.
Doch wie funktioniert Kudu Meds Gerät überhaupt? Eine Aufladestation, die am Netz angeschlossen ist, leitet Strom über ein Kabel an eine Sonde. Diese wird auf die nackte Haut geklebt. Über Ultraschall wird dann ein Akku, der zum Beispiel in einem Herzschrittmacher eingebaut ist, aufgeladen. Wie Yuval Shklarsh, Chef von Kudu Med, ausführt, dauere die Aufladung rund eine Stunde und sei alle vier Jahre notwendig. Pro Patienten soll die komplette Behandlung mit Kudu Meds Gerät nur 9000 Dollar kosten – im ganzen Leben, versteht sich. "Es funktioniert wie ein Ultraschallgerät", erklärt der Elektroingenieur und fährt fort: "Viele operative Eingriffe werden nur wegen der Batterien vorgenommen. Unsere Erfindung wird das Leben vieler Menschen verbessern." Die Herzschrittmacher selbst stellt Kudu Med übrigens nicht her.
Als Shklarsh an einer drahtlosen Aufladung für Elektrofahrräder forschte, kam ihm die Idee, dass er mit kleinen Änderungen diese Funktionsweise auf medizinische Geräte anwenden könnte. Gemeinsam mit seinem Team, bestehend aus den kardiologischen Elektrophysiologen und Hochschuldozenten Andrew Locke und Michael Barkagan sowie Eli Flaxer, der Experte für eingebettete Systeme sowie Mechatronik und ebenfalls an einer Universität lehrt, entwickelte er einen Prototyp. Der auch funktioniert. Allerdings hat Kudu Med noch keine Geräte verkauft. "Wir wollen in ein bis zwei Jahren mit der Produktion starten", sagt Shklarsh.
Kooperationspartner gesucht
Zurzeit sucht das junge Unternehmen nach Kooperationspartnern – und vielleicht könnte sich bald etwas ergeben. Weil sein Flug nach Israel wegen des Krieges in Nahost gestrichen wurde, saß Shklarsh in Berlin fest und sprach kurzfristig mit Vertretern des deutschen Medizintechnikherstellers Biotronik. Auch das US-amerikanische Unternehmen Boston Scientific habe Interesse gemeldet. Das Start-up möchte sich erst mal auf Herzschrittmacher spezialisieren. Wie Shklarsh versichert, funktioniere seine Erfindung aber auch bei anderen Medizingeräten.
Am Constructor-Start-Programm hat Kudu Med laut eigenen Angaben teilgenommen, um von dem Mentoring zu profitieren. Das israelische Start-up beriet der britische Investor Eugeny Protasenko. Er half bei Fragen wie "Wie baut man ein Business auf?" und "Wie präsentiert man sein Geschäftsmodell?". Der Chef von Kudu Med zeigt sich überzeugt: "Protasenko hat einen großen Anteil an unserem Erfolg beim Constructor-Start-Programm."