Wer kennt nicht die Geschichte? „Es war einmal ein alter Esel, der sollte verkauft werden. Deshalb flieht er und will Stadtmusikant in Bremen werden.“ Kathrin Hoyer-Rosendahl, Lehrerin an der Grundschule Hammersbeck lässt das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten von den Erstklässlern selbst erzählen – Bild für Bild, wie es an der Tafel illustriert wird. Doch dann holt sie die Helden des Märchens – Esel, Hund, Katze und Hahn – in der vereinfachten Form von Steckwürfeln aus einem Beutel, und die Kinder haben die Aufgabe, die Tiere nachzubauen.
„Dabei verbindet sich das Erzählerische mit mathematischen Inhalten, wie vor allem den Ordnungszahlen und den Raum-Lage-Aspekten“, sagt Kathrin Hoyer-Rosendahl. Die Aufgabe, die Geschichte nachzuerzählen und die Tiere dann selbst zusammenzusetzen, trainiere die Sprachkompetenz und zugleich das räumliche Vorstellungsvermögen, so die Lehrerin.
Die Aufgabe ist Bestandteil der Bücher- und Lesewoche, die in der Grundschule Hammersbeck zum ersten Mal stattfand. Vor allem im Rahmen des Deutschunterrichts, aber auch anderer Fächer, wie Mathematik, beschäftigten sich alle Klassen der Schule eine ganze Woche lang mit den Themen Lesen und Literatur. Dabei lernten die Kinder Bücher kennen, lasen sich gegenseitig Texte vor oder lasen selber, die Kinder konnten aber auch ihre Lieblingsbücher vorstellen und sich kreativ mit Geschichten und Erzählungen auseinandersetzen.

Nachdem die Kinder zusammen die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten erarbeitet haben, sollten sie nun die einzelnen Tiere mit Bausteinen bauen.
In der zweiten Klasse der Grundschule Hammersbeck unterstützt moderne Technik die Lese- und Schreibkompetenz: Die Kinder erstellen am iPad ihr eigenes Buch: „Die Geschichte vom Drachen wurde uns vorgelesen, danach konnten wir sie nacherzählen, aber auch eine eigene daraus machen“, sagt Lina, sieben Jahre alt. Auf dem Bildschirm lässt sich zudem nur mit Hilfe der Finger ein buntes Bild malen und in das neue Buch einfügen. Der Drache am Himmel kann nach eigener Fantasie geformt und ausgemalt werden und erscheint zum Beispiel als rotes Viereck mit großen Augen, der am Himmel an langer Leine schwebt. Lina hat, ebenso wie ihre Klassenkameradin Maja, acht Jahre alt, bereits vier Seiten des eigenen Buches gefüllt.
„Bei der Gestaltung der Seiten zeigen sich die sehr unterschiedlichen Sprachkompetenzen der Kinder“, sagt Lehrerin Andrea Zorn, „einige tippen einen eigenen Text selbstständig mit Hilfe der Tastatur, andere sprechen ihn über das Mikrofon ins Ipad.“ Während die Zweitklässler still und eifrig vor sich hinarbeiten, geht es in der vierten Klasse mit Lehrerin Corinna Schorfmann bewusst lauter zu: Denn die ganze Klasse liest zunächst im Chor aus dem Buch „Faustdicke Freunde“, in dem zum Beispiel Schüler Özgür von einem anderen Schüler geschubst wird, das Ganze aber ein versöhnliches Ende nimmt. Anschließend wird im Tandem gelesen, wobei ein Kind dem anderen den Text vorliest. „Weil in den Geschichten viele neue Wörter auftauchen, erweitert das Lesen erheblich den Wortschatz der Kinder“, sagt Corinna Schorfmann.
Mehr als 2000 Bücher zur Auswahl
Die Grundschule Hammersbeck hat sich das Thema Sprachförderung besonders auf die Fahnen geschrieben: In der großen Schulbücherei haben die Kinder die Wahl aus mehr als 2000 Büchern. Dort begeben sich die Kleinen in gemütlicher Atmosphäre ins Land des Lesens, in dem sie Abenteuer erleben, lachen können oder sich über Sachthemen informieren. Kinder, die ein besonderes Interesse an Literatur haben, können sich an der Grundschule Hammersbeck im Leseclub versammeln. Dort wird gelesen und vorgelesen, aber auch zum Beispiel ein Geschichtenteller erstellt oder mit einem Quiz Wissen abgefragt.
Am letzten Tag der Bücher- und Lesewoche, der zugleich bundesweiter Vorlesetag war, besuchte Martina Lindner aus der Stadtbibliothek Lesum die Schule und bringt für die einzelnen Jahrgänge Bilderbuchkinos mit. Kinder aus dem Leseclub lesen in den einzelnen Klassen vor. Am Montag wurde dann die Bücherwoche mit dem Finale des Vorlesewettbewerbs in der Aula beendet.