60 Spielminuten von Null auf Hundert: Ilja Knauer benötigte einige Zeit, bis er diese Ad-hoc-Belastung weggesteckt hatte. „Ich brauche jetzt erst einmal eine isotonische Mischung“, sagte der Handballer des SV Grambke-Oslebshausen direkt nach dem 34:33-Heimsieg am 1. Oktober gegen den TSV Altenwalde.
Da ahnte er noch nicht, dass er einen Tag später gefühlt nahezu jeden einzelnen Muskel im Körper spüren würde. Der Mann mit dem schulterlangen Haar ist im wahrsten Sinne des Wortes der Blitztransfer der Gelb-Blauen in der Landesliga. Ilja Knauer ist frisch aus Koblenz nach Bremen gezogen, weil er hier im Heizungsbau seinen Meister machen will.
Im Vorfeld hatte er sich zwei Klubs herausgesucht, die in der Nähe seines Wohnortes (Walle) liegen. Nach nur einer einzigen Trainingseinheit beim SVGO gefiel es dem Rechtshänder dort so gut, dass er dem Nordbremer Team sofort zusagte. Keine 43 Stunden später stand Ilja Knauer im gelb-blauen Dress auf dem Feld und spielte, abgesehen von zwei Zeitstrafen, durch. Ein langsamer Einstieg, wie es sich der 27-Jährige ursprünglich nach seinem Umzug ausgemalt hatte, sieht anders aus.
Viereinhalb Monate hatte Ilja Knauer nichts mehr mit der kleinen Lederkugel zu tun gehabt, weil er zunächst beruflich im Prüfungsstress gestanden hatte und anschließend der Umzug nach Bremen koordiniert und vollzogen werden musste. Bei seiner Premiere in der Halle in der Sporthalle Sperberstraße merkte man ihm dieses Defizit nicht an.
„Ich war ja auch voller Adrenalin. Dafür habe ich davon am nächsten Tag mehr gespürt, als mir lieb war“, gab der Rechtshänder zu. Vorher war Ilja Knauer beim HSV Rhein-Nette aktiv.
In der Rheinlandliga, die in etwa der Verbandsliga Nordsee entspricht, räumte er vorzugsweise in der Abwehr auf, was wiederum seinen neuen SVGO-Trainer Michael Meyer in Hochstimmung versetzt. „Ich bin froh, dass wir Ilja haben. Spieler mit 1,90 Meter Körperlänge stehen mir ja nicht gerade viele zur Verfügung.“
Dass der Novize im Angriff außerdem am Kreis spielt und auf dieser Position gegen Altenwalde akuter Handlungsbedarf bestand, machte ihn gleich doppelt so wertvoll. Auch wenn die Abstimmung mit seinen neuen Mitspielern im Zeitraffer geschehen musste. „Einiges habe ich ihm schon in der Abwehr angekündigt und ansonsten die Lücke gezeigt, in denen er stehen soll. Das war ja alles ganz spontan“, verriet der Spielmacher Leon Feldermann.
Bis zum Heimspiel an diesem Sonnabend gegen die HSG Stuhr (18.30 Uhr, Halle Sperberstraße) dürfte sich Ilja Knauer schon ein wenig mehr an sein neues Team gewöhnt haben. Und da sich der Kader des SVGO wieder allmählich füllt, werden sicherlich auch einige Erholungspausen für ihn drin sein ...