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Hebammenzentrum Bremen-Nord Angebot für Mütter und Babys im Aufbau

Wann genau das Nordbremer Hebammenzentrum sein Angebot starten kann, hängt davon ab, wie schnell Hebammen akquiriert werden können. Koordinatorin Natalie Luke und Team-Assistentin Jolina Heinzel arbeiten daran.
20.10.2023, 18:00 Uhr
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Angebot für Mütter und Babys im Aufbau
Von Julia Assmann

Noch sind die Räume des künftigen Hebammenzentrums nicht eingerichtet. Erst vor wenigen Tagen haben Koordinatorin Natalie Luke und Team-Assistentin Jolina Heinzel den Schlüssel für die frisch renovierte ehemalige Arztpraxis in der Reeder-Bischoff-Straße 28 bekommen. Nun arbeiten sie mit Hochdruck daran, alles für die Eröffnung im nächsten Frühjahr vorzubereiten. Dazu gehört nicht nur die Möblierung der künftigen Untersuchungszimmer und des Kursraumes. Auch die Zusammenstellung des Teams ist noch nicht abgeschlossen.

Wann genau das neue Angebot starten kann, hängt davon ab, wie schnell Hebammen akquiriert werden können. Unterstützung bekommen Luke und Heinzel von Heike Schiffling, die bereits das Hebammenzentrum in Gröpelingen mit aufgebaut hat und dort als Koordinatorin arbeitet. "Die Akquise hat sich auch an den anderen Standorten als herausfordernd herausgestellt", sagt Schiffling. Ziel sei es, mit mehreren Hebammen zweieinhalb Vollzeitstellen zu besetzen. "Das haben wir auch in Osterholz und Gröpelingen noch nicht erreicht." Das erste Bremer Hebammenzentrum eröffnete im September 2022 in Osterholz, ein weiteres dann im Mai in Gröpelingen. Der dritte Standort entsteht nun in Vegesack.

Positive Aspekte für Hebammen

"Wir wollen nirgendwo, schon gar nicht in der Klinik, Fachkräfte abwerben", betont Luke. Das Hebammenzentrum werde das vorhandene Angebot ergänzen und die Klinik durch die Nachsorge für Frauen nach der Geburt entlasten. Durch die Arbeit im Hebammenzentrum sei es für freiberufliche Hebammen möglich, ihre Arbeitszeit zu erhöhen, erläutert Heike Schiffling. "Sie müssen keine Vertretung organisieren und einen Puffer einplanen, wenn sie Urlaub nehmen wollen", nennt sie ein Beispiel. Außerdem entlasteten die Koordinatorin und die Team-Assistentin die Hebammen von administrativen Aufgaben wie Apothekenbestellungen und Büroarbeiten. "Dadurch können mehr Frauen betreut werden." Weitere positive Aspekte für die freiberuflichen Hebammen seien planbare Arbeitszeiten und das Angebot von Supervisionen.

Natalie Luke freut sich auf ihre neue Aufgabe. "Wir schaffen hier einerseits gute Arbeitsbedingungen für die Hebammen und andererseits verbessern wir die Bedingungen für die Frauen im Stadtteil", sagt die 33-Jährige. "Ich finde, das ist ein spannendes und gutes Konzept." Die erfahrene Hebamme hat viele Jahre in Kreißsälen an Hamburger Kliniken gearbeitet und sich berufspolitisch engagiert. Inzwischen lebt die zweifache Mutter, die auch einen Bachelorabschluss in Hebammenwissenschaften hat, mit ihrer Familie in Lilienthal. Sie weiß, dass es in einigen Stadtteilen eine Überversorgung mit Hebammen gibt, in anderen wiederum eine Unterversorgung.

Geringe Versorgungsquote in Bremen-Nord

Genau das hat auch das Gesundheitsberufe-Monitoring für das Land Bremen ergeben, das im vergangenen Jahr vom Gesundheitsressort präsentiert wurde. Demnach werden beispielsweise in Horn-Lehe 96 Prozent der Frauen im Wochenbett von einer Hebamme versorgt, in Bremen-Nord nur knapp über 30 Prozent. Die Erhebung für Bremen-Nord war zwar nicht vollständig, weil keine Angaben aus dem Klinikum Bremen-Nord vorlagen. Es gab jedoch Informationen von Hebammen aus dem Nordbremer Krankenhaus.

Demnach ist insbesondere die Versorgung von Frauen mit Migrationshintergrund häufig unzureichend. Zum einen seien Sprachbarrieren und zum anderen Wissensdefizite ein Problem. Häufig sei den Frauen nicht bekannt, dass sie Anspruch auf die Versorgung durch eine Nachsorge-Hebamme haben. Mehrfachgebärende sähen häufig auch keine Notwendigkeit für eine Unterstützung. "Das betrifft auch Familien, in denen Schwangerschaften kulturell bedingt eher nebenher laufen", sagt Luke und betont: "Deshalb ist es genau der richtige Ansatz, mit dem Angebot in die Stadtteile zu gehen."

Sie baut aktuell bereits Kontakte zum Klinikum Bremen-Nord und zum Netzwerk "Frühe Hilfen" auf, denn Ziel ist, dass möglichst viele Stellen über das Angebot Bescheid wissen und darauf hinweisen können. In Gröpelingen klappt das bereits gut, sagt Heike Schiffling. Ärzte und andere medizinische Fachkräfte, Mitarbeiter der Familienhilfe und von Flüchtlingsunterkünften verweisen an das Hebammenzentrum. "Zusätzlich spricht sich das in der Community herum." Das Ziel, auch Frauen mit Migrationshintergrund zu erreichen, werde erreicht. "In den ersten zwei Monaten haben wir in Gröpelingen 40 Familien aus 17 Nationen betreut."

Ablauf wie in einer Arztpraxis

Der Ablauf im Hebammenzentrum wird für die Frauen ganz ähnlich sein, wie in einer Arztpraxis. Sie können sich telefonisch anmelden und einen Termin für ein Erstgespräch vereinbaren oder auch spontan vorbeikommen. Dort werden sie zuerst auf Natalie Luke oder Jolina Heinzel treffen. Die 28-jährige Mutter eines Sohnes ist gelernte Außenhandelskauffrau und hat zuletzt beim Martinsclub in der Verwaltung gearbeitet. Ihre soziale Ader habe sie schon entdeckt, als sie ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Martinshof gemacht habe, erzählt die gebürtige Nordbremerin, die inzwischen in Schwanewede lebt. Sie lächelt, wenn sie von den bevorstehenden Aufgaben spricht: "Ich freue mich, wenn es hier endlich losgeht."

Die Kosten für alle Angebote, die sie im Hebammenzentrum wahrnehmen – die Betreuung vor der Geburt, im Wochenbett und Kurse wie Geburtsvorbereitung, Rückbildungsgymnastik und Babymassage – werden von den Krankenkassen übernommen. Unter anderem geht es um Schwangerenvorsorge, Fragen in der Schwangerschaft, Hilfe bei Beschwerden, Wochenbettbetreuung sowie Still- und Ernährungsberatung. Geburten werden nicht begleitet. "Wir betreuen die Frauen und Familien zu Hause und hier im Hebammenzentrum", erläutert Luke. Sie hofft, dass es damit möglichst bald losgehen kann.

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Träger und Auftraggeber

Die Hans-Wendt-Stiftung betreibt die Hebammenzentren im Auftrag der Bremer Gesundheitsbehörde. Nach der Eröffnung der Einrichtung in Vegesack sollen zwei weitere Hebammenzentren in Bremerhaven und im Bremer Süden entstehen.

Die geplanten Öffnungszeiten im Hebammenzentrum Bremen-Nord sind montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr. An den Wochenenden soll es einen Bereitschaftsdienst für dringende Notfälle geben.

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