Abgelegter Sperrmüll und geparkte Baufahrzeuge auf dem Jacob-Wolff-Platz in Aumund erregen die Gemüter. Am Standort der ehemaligen Synagoge befindet sich ein Ort des Gedenkens an die Opfer des Holocausts. Worum es geht.
Welche Bedeutung hat der Jacob-Wolff-Platz?
Die Grünfläche an der Ecke Neue Straße und An der Aumunder Kirche ist der Standort der ehemaligen Aumunder Synagoge, die am Nachmittag des 10. November 1938 von den Nazis in Brand gesteckt wurde. Der Ort ist inoffiziell nach dem letzten Vorsteher der jüdischen Gemeinde, Jacob Wolff, benannt. Neben Gedenktafeln mahnt und erinnert dort ein Kunstwerk der Bremer Bildhauerin Clarissa Dietrich, bestehend aus drei Bronzeelementen, an den systematisch organisierten Völkermord an den europäischen Jüdinnen und Juden.
Welche Probleme gibt es dort?
Das Ortsamt Vegesack hat in den vergangenen Monaten wiederholt Meldungen aus der Bevölkerung und auch aus dem Beirat erhalten, dass es zu unschönen Situationen vor Ort kommt. Laut Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik seien es kleinere Dinge, die am Rande des Platzes abgelegt würden. Zuletzt habe es aber auch eine größere Belastung des Platzes durch Baufahrzeuge und –materialen gegeben. Laut Sgolik gingen schon seit rund einem Jahr Meldungen zum Jacob-Wolff-Platz ein. "Zudem ereignete sich am Gedenktag der Pogromnacht eine weitere Schändung des Platzes durch das Abladen von Sperrmüll", beklagt Natalie Lorke, CDU-Fraktionssprecherin im Beirat. Sie sei entsetzt und zugleich enttäuscht, dass die sperrmüllablegenden Personen und die Bremer Stadtreinigung nicht über die Bedeutung des Platzes Bescheid wissen.

Natalie Lorke, CDU-Fraktionssprecherin im Beirat Vegesack.
Was hat das Ortsamt diesbezüglich unternommen?
"Das Ortsamt Vegesack nimmt unmittelbar nach Meldung, wie bei allen Bürgerbeschwerden, Kontakt zu den zuständigen Behörden auf. Diese sorgen verlässlich dafür, dass die Belastungen schnell verschwinden", sagt Sgolik.
Wie soll das Problem gelöst werden?
Die Grünen im Beirat Vegesack haben in der August-Sitzung einen Antrag auf Widmung gestellt. "Der Beirat Vegesack bekennt sich zu seiner Verantwortung vor der Geschichte und tritt mit Nachdruck
dafür ein, den Opfern der NS-Gewaltherrschaft ein ehrendes Andenken zu wahren", heißt es in dem von Thomas Pörschke und Michael Alexander gestellten Antrag. Der Beirat stimmte dem Anliegen zu und erwartet, dass nunmehr zügig alle notwendigen administrativen Schritte unternommen werden, damit der Jacob-Wolff-Platz auch unter dieser Bezeichnung firmiert.

Gunnar Sgolik, Ortsamtsleiter in Vegesack.
Wie kann eine solche Widmung helfen, das Problem zu lösen?
"Eine Widmung sorgt, neben der Bekanntheit des Platzes, für eine bewusstere Wahrnehmung in der Nachbarschaft und dem Stadtteil", sagt Sgolik. Der Platz könne in Navigations-Apps oder anderen Karten gefunden werden. Weiterhin, und dies sei noch wichtiger, schärfe eine Widmung die Wahrnehmung des Platzes als Gedenkort bei Behörden und Baufirmen.
Wie weit ist die Widmung gediehen?
Das Amt für Straßen und Verkehr ist laut Sgolik mitten in der Vorbereitung einer Widmung. Es habe bereits Anfragen zur Person von Jacob Wolff und der räumlichen Anordnung gegeben. "Ich bin zuversichtlich, dass die Widmung möglichst schnell erfolgen wird", sagt Sgolik. Natalie Lorke fordert zudem den Senat auf, die Widmung umzusetzen.